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Das Meer verschluckt nicht alles

Epilog – Das Geheimnis der Orplid

Epilog – Das Geheimnis der Orplid

Bei Helmut Käutner denkt man möglicherweise zunächst an „Große Freiheit Nr. 7“ (Deutschland 1944), „Kleider machen Leute“ (Deutschland 1940) oder auch „Des Teufels General“ (BRD 1955), während sein Film noir „Epilog – Das Geheimnis der Orplid“ zu den vergleichsweise vergessenen Werken des Regisseurs gehört. Eine Wiederentdeckung lohnt sich, weil die Unsicherheit generierende Atmosphäre darin trotz des Bezugs zur damaligen Zeit immer noch relevant ist.
Der Journalist Peter Zabel (Horst Casper) ist dem geheimnisvollen Untergang der Yacht Orplid nachgegangen, die mit einer Hochzeitsgesellschaft von Hamburg nach Schottland unterwegs war. Der undurchsichtige P.L. Hoopmann (Fritz Kortner) hatte sie gemietet, um die Feierlichkeiten für seine Geliebte Christiane Bruckmann (Irene von Meyendorff) zu arrangieren, die Martin Jarzombeck (Hans Christian Blech) geheiratet hat. An Bord befanden sich neben dem Pastor Johannes Klappstein (Rolf von Nauckhoff) und weiteren Gästen auch noch der Steward Stefan Lund (Peter van Eyck) sowie der Pianist Aldo Siano (Card Raddatz). Beide stehen im Zusammenhang mit einer Verschwörung, die sich während der Fahrt schließlich in Form einer Bombe zuspitzt. Fortan regiert die Todesangst.

Peter Zabel bietet seine Rechercheergebnisse innerhalb einer Rahmenhandlung dem Herausgeber einer Zeitung an. Die Ereignisse an Bord der Orplid werden daher im Reportagestil geschildert. Die Vermittlung über Zabels Bericht wirkt zunächst zwar etwas hölzern, aber mehr und mehr verschwindet die sperrige Erzählweise zugunsten einer fließenden, spannungsreichen Illustrierung. Sie offenbart eine finsteres Komplott, das jedoch nicht in seiner ganzen Dimension deutlich wird. Denn Zabel ist es zwar gelungen, eine sehr ordentliche Rekonstruktion der Vorgänge zu ermitteln, aber auch er muss teilweise bei den ausufernden Details der dubiosen Hintergründe passen. Und genau das sorgt für eine beunruhigende Kraft.
Das Unglück der Yacht steht angesichts des erst wenige Jahre zuvor beendeten Zweiten Weltkriegs und des Untergangs der Naziherrschaft im Zusammenhang mit der dunklen Vergangenheit. Waffenhandel, Spionage und politische Ränke wecken Erinnerungen an krakenartig ausgebildete Machenschaften mit sinistren Zielen. Unter der Oberfläche der noch jungen bundesdeutschen Gesellschaft lauern Dinge jenseits einer friedlichen Existenz. Zusammen mit seinem Kameramann Werner Krien bebildert Käutner dieses Gefühl der Unsicherheit mit ausdrucksstarken Schwarzweißaufnahmen zwischen trüber Undurchsichtigkeit Epilog – Das Geheimnis der Orplid und expressiven Kontrasten, bei denen immer Dinge im Dunkel bleiben. Das Rätselhafte steht hier stärker im Vordergrund, als die Aufklärung selbst. So wie das Wissen um eine Verschwörung, deren exakte Details man doch nicht kennt, eher beunruhigt als beschwichtigt, so heizt der visuelle Stil die Furcht vor dem Ungewissen an.
Angesichts der Gefahr entwickelt sich an Bord schließlich ein wüstes Durcheinander, bei dem jede Form menschlichen Zusammenlebens in einem Albtraum aus egoistischer Widerwärtigkeit untergeht. Hinter der Zwielichtigkeit der Verschwörung steckt eine unangenehme Analyse über den Menschen, dessen zivilisatorische Fassade schnell zusammenbrechen kann. Was bei Käutner ein Verweis auf die damals jüngere Vergangenheit und die fragile Lage innerhalb der Bundesrepublik war, hat auch heute noch Relevanz. Denn an der Zerbrechlichkeit gesellschaftlicher Strukturen, an der Unsicherheit der menschlichen Existenz angesichts düsterer, nur schwer fassbarer Bedrohungen durch extremistische Kräfte, an der fatalen gemeinschaftsbrechenden Struktur eines Teils der menschlichen Natur hat sich nichts geändert. In einer Risikogesellschaft ist die ausgezeichnete Bildsprache mit nebulöser Schwarzweißästhetik eine wunderbare Spiegelung tiefsitzender Ängste. Die Gefahr ist nicht gebannt.

Bildqualität

Epilog – Das Geheimnis der Orplid

Wieder einmal präsentiert Pidax eine gute DVD, bei der Schärfe, Kontrast und Qualität der Vorlage stimmen. Käutners Film sieht auch heute noch recht frisch aus, obwohl er Jahrzehnte alt ist. Gerade die schönen Schwarzweißkompositionen kommen so gut zur Geltung, ein bisschen Filmkorn stört da gar nicht.

Tonqualität

Der 2.0-Mono-Ton ist ebenfalls völlig in Ordnung. Hin und wieder kann man Hintergrundrauschen hören, das jedoch die Verständlichkeit der Dialoge an keiner Stelle beeinträchtigt. Der relativ volle Klang trägt zum positiven Ergebnis bei.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“.

Fazit

„Epilog – Das Geheimnis der Orplid“ ist eine faszinierende und visuell sehr gelungene Auseinandersetzung mit Unsicherheit, Angst und der Gefahr unter der brüchigen Oberfläche der scheinbar friedlichen Ordnung. Auch wenn Käutner den Film kurz nach dem Zweiten Weltkrieg mit Zeitbezug gedreht hat, ist er so offen gehalten, dass er nichts an Kraft eingebüßt hat. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

03.02.2015

   
Originaltitel Epilog – Das Geheimnis der Orplid (BRD 1950)
Länge 81 Minuten (Pal)
Studio Pidax Film
Regie Helmut Käutner
Darsteller Horst Casper, Bettina Moissi, Peter van Eyck, Carl Raddatz, O.E. Hasse, Hans Leibelt, Irene von Meyendorff, Hilde Hildebrand, Jeanette Schultze, Fritz Kortner, Hans Christian Blech, Arno Assmann, Rolf von Nauckhoff, Paul Hörbiger, u.a.
Format 1:1,37 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch
Untertitel -
Extras Nachdruck der „Illustrierten Film-Bühne“
Preis ca. 11 EUR
Bewertung gut, technisch gut