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rezensionen

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kurzrezension

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blu-ray

Der Kampf heilt alle Wunden

True Legend

Rezension von Stefan Dabrock vorlesen lassen

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True Legend

Seit dem 1996 entstandenen „Iron Monkey 2“ („Gaai tau sat sau“) hat Woo-ping Yuen nicht mehr bei einem Kinofilm Regie geführt, sondern sich stattdessen stärker um die Choreographiearbeit bei den Werken anderer Regisseure gekümmert. Mit „True Legend“ inszenierte der 65jährige Chinese wieder einen eigenen Film.
Das Werk basiert auf der Legende über die Figur des General Su Can, der sich nach einer gelungenen Befreiungsaktion aus dem Armeedienst zurückzieht, um eine eigene Kampfkunstschule zu eröffnen. Das Glück wehrt jedoch nicht lange, weil sich sein Stiefbruder Yuang an ihm rächen will. Vor Jahren hatte Su Cans Vater den Vater Yuangs getötet und dessen Kinder aus Barmherzigkeit aufgenommen. Während die leibliche Schwester des Stiefbruders keinen Groll hegt und sogar mit Su Can verheiratet ist, kann Yuang seinen Hass nicht besiegen. Bei einem Kampf verletzt er Su Can so stark, dass dieser nur durch glückliche Umstände überlebt. In der Einsamkeit der Bergwelt pflegt die kräutererfahrene Sister Yu den ehemaligen General, bis er wieder auf die Beine kommt. Seine Frau konnte ihn zwar begleiten, aber ihr gemeinsamer Sohn befindet sich noch beim Stiefbruder Yuang, der aufgrund seiner Gift nutzenden Kampfkunst besonders gefährlich ist. Su Can trainiert wie ein Besessener, um die finale Auseinandersetzung mit seinem Stiefbruder zu suchen.

Es ist nicht überraschend, dass der Martial Arts Choreograph Woo-ping Yuen für seine Rückkehr auf den Regiestuhl einen Stoff ausgewählt hat, bei dem True Legend er die Einheit von Kampfkunst und Geist ausloten konnte. Die Erzählung über die klassische Philosophie hinter der körperlichen Selbstverteidigung mit ihren Werten von Harmonie und Energiefluss spickt Yuen mit einer Ansammlung thematischer Referenzen an das Genre. Der Held Su Can erleidet Verletzungen, an denen er fast stirbt. Erst die Begegnung mit der Wundheilerin Sister Yu führt zu einer Art körperlichen Wiedergeburt, die jedoch auf mentaler Ebene noch nicht abgeschlossen ist. Das besessene Training mag zunächst noch ein Ausdruck der fehlenden Balance sein, zumal sein Trainingspartner, der Gott Wushu, natürlich nur in seinem Kopf existiert, aber letztlich dient es der weiteren Gesundung. In der Auseinandersetzung mit seinen Dämonen kämpf Su Can gegen die Disharmonie seines Geistes. Gott Wushu ermöglicht es ihm, mit sich selbst zu kämpfen, bis er wieder zur inneren Stärke gefunden hat. In der Überwindung der massiven Verletzungen kann der ehemalige General eine neue Stufe persönlicher Entwicklung erklimmen. Das klassische Martial Arts-Thema inszeniert Woo-ping Yuen auf großartige Weise, weil er sich auf die Kampfkunst selbst konzentriert. Sie ist die eigentliche Erzählung, die Bewegungen der Kämpfer vermitteln die Philosophie durch Dynamik und Harmonie.

Neben einer exzellenten Choreographie, die auf handfeste True LegendAuseinandersetzungen im Nahbereich sowie sehr gute Drahtseilelemente setzt, sind es vor allem der Schnitt und die Stilisierung, welche „True Legend“ so intensiv wirken lässt. Während der Kämpfe nutzt Woo-ping Yuen immer wieder die Möglichkeiten der Zeitlupentechnik, mit der er kurze Teile abbremst, das Bild für den Bruchteil einer Sekunde einfriert, um es dann mit Energie wieder zu beschleunigen. Die Mischung aus Ruhe und Kraft führt zu einer großartigen Dynamisierung, welche die Kämpfe sowohl wuchtig als auch harmonisch-elegant erscheinen lässt. Auf diese Weise gelingt ihm eine der besten Martial Arts Inszenierungen der letzten Jahre, die sich auch vor den Großtaten des Genres nicht verstecken muss. Anhänger schnittfreier oder -reduzierter Kämpfe werden jedoch nicht auf ihre Kosten kommen, da die Möglichkeiten der filmischen Gliederung intensiv zur Führung der Martial Arts Szenen genutzt werden.

Zwischen den Kämpfen liegen die dramatischen Aspekte der Handlung, die entscheidend für die erzählerischen Möglichkeiten der Action sind. So muss Su Can neue emotionale Niederschläge hinnehmen, die ihn wieder auf die Probe stellen. Mit großer Tragik werden solche Elemente bombastisch in Szene gesetzt, um einen überhöhenden Effekt zu erzielen. Sie bilden die Grundlage, um die Bedeutung der Martial Arts für die Entwicklung der Hauptfigur überhaupt erzählen zu können. Die vielen Wendungen erlauben es Woo-ping Yuen, den Film mit thematischen Referenzen anzureichern. Der Drunken Fist Kampfstil spielt dabei ebenso eine Rolle wie die Überlegenheit der Martial Arts gegenüber anderen Kampfarten.
Auch die relativ mäßigen CGI-Effekte können dem Film nichts anhaben, da sie nur in den Szenen auf massive Weise genutzt werden, in denen Su Can gegen Gott Wushu antritt. Die technische Bescheidenheit der Effekte ist zwar keineswegs als Stilmittel gewollt, aber vor dem Hintergrund des fragilen Zustandes Su Cans passt die künstliche Brüchigkeit der Bilder sehr gut.

Bildqualität

True Legend

Die Bluray präsentiert Woo-ping Yuens gelungene Rückkehr auf den Regiestuhl mit einer guten bis sehr guten Schärfe. Neben den klaren Konturen fällt vor allem die Detailfülle bei Nahaufnahmen auf, die keine Wünsche offen lässt. Lediglich bei Bewegungen kommt es zu leichten Unschärfen. Die Farben werden kräftig dargestellt. Der Kontrast arbeitet die einzelnen Bildelemte sehr gut heraus, lediglich bei dunklen Szenen ist der Schwarzwert gelegentlich nicht voll auf der Höhe.

Tonqualität

Der DTS-HD-Master-5.1-Ton nutzt die Möglichkeiten gut aus. Vor allem während der vielen Kämpfe kommt die Klangkulisse wuchtig zur Geltung. Da auch die hinteren Lautsprecher dynamisch in das Geschehen einbezogen werden, verfügt der Ton über eine sehr gute räumliche Wirkung. Dank der differenzierten Abmischung entsteht eine klangtechnisch ausgewogene Qualität ohne störendes Ineinanderfließen der Geräusche. Die Dialoge sind klar und verständlich.

Extras

Es ist kein Bonusmaterial vorhanden.

Fazit

„True Legend“ widmet sich als lupenreiner Martial Arts Film der Kampfkunst, die Körper und Geist in Einklang bringen kann. Über zahlreiche Genre-Referenzen gelingt Woo-ping Yuen eine intensive Betrachtung philosophischer Aspekte hinter dem Kampf. Die Action-Choreographie gehört darüber hinaus zum besten der letzten Jahre. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

26.06.2011

   
Originaltitel Su Qi-Er (Hongkong 2010)
Länge 115 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Woo-ping Yuen
Darsteller Man Cheuk Chiu, Xun Zhou, Michelle Yeoh, Andy On, Xiaogang Feng, Luxia Jiang, Chia Hui Liu, Ka-Yan Leung, Willi Liu, Jay Chou, Cung Le, Jacky Heung, David Carradine, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Mandarin
Untertitel Deutsch
Extras -
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch gut