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rezensionen

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11.02. Im Dutzend zur Hölle
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27.11. Die drei Supermänner räumen auf
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03.10. Das Todeslied des Shaolin
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11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

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21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Spionagedämmerung

The Berlin File

The Berlin File

Kaum eine Stadt ist so prädestiniert für eine Spionagegeschichte wie Berlin. Der Ort, der während des kalten Krieges zwischen Ost und West, zwischen Kommunisten und Demokraten ein Brennpunkt der Spannungen war. Und jetzt spielt wieder ein Film die Berlin-Karte aus, um eine Agentenhatz zu präsentieren, bei der es irgendwie auch um Kommunisten und andere Mächte geht, nur sind die Rollen diesmal weniger klar. Dieser Film stammt überraschenderweise aus Südkorea.
Der nordkoreanische Geheimdienstler Pyo (Jung-woo Ha) spioniert seit Jahren unerkannt in Berlin, seine Frau (Gianna Jun) arbeitet in der Botschaft ihres Heimatlandes. Der linientreue Spezialagent gerät jedoch in Teufels Küche, als ein Waffendeal mit einem russischen Händler platzt. Denn an der Aktion waren im Hintergrund auch noch der südkoreanische Geheimdienst sowie der Mossad beteiligt. Seine Führung schickt deswegen den skrupellosen Agenten Dong (Seung-beom Ryu) nach Berlin, der die Angelegenheit aufklären soll. Nordkoreas Machthaber glauben, dass es in Berlin einen Maulwurf geben muss. Jetzt merkt Pyo, dass seine Sicherheit in Gefahr ist, weil der Verdacht auf seine Frau und damit auch auf ihn fällt. Um seinen Namen reinzuwaschen, beginnt er einen harten Kampf, der ihn mitten in die undurchsichtige Grauzone aus politischen und privaten Interessen diverser Mächte führt.

Alles, was recht ist, aber der südkoreanische Regisseur Seung-wan Ryoo hat Mumm, einen Actionfilm zu drehen, in dem ein nordkoreanischer Agent als Protagonist auftritt, während sich die südkoreanischen Geheimdienstler in Sachen Zynismus und Widerlichkeit selbst überbieten. Das bedeutet aber nicht, dass Pyo nun ein strahlender Held ist, der über jeden moralischen Zweifel erhaben wäre. Seinem diktatorischen Regime ist er vollständig ergeben, sodass er zunächst versucht, seine eigene Position im System zu retten. Schnell wird ihm aber klar, dass The Berlin File im Heimatland, das er so sehr liebt, persönliche Machtkämpfe jahrelange Linientreue in den Hintergrund drängen können. Sein Widersacher Dong ist natürlich nicht nach Berlin gereist, um die Wahrheit herauszufinden, sondern um für sich und die Leute, die hinter ihm stehen, die Machtposition zu sichern. Wenn dabei ein verdienter Agent wie Pyo über die Klinge springen muss, ist das egal. Der schlittert mitten in seine persönliche Spionagedämmerung hinein, in der keine moralischen Werte mehr zählen. Am Ende arbeiten sie alle, um den eigenen Vorteil zu sichern. Loyalität ist nur noch ein Wort vergangener Tage, falls es jemals ernsthaft wichtig war.
Aus der Gemengelage der egoistischen Interessen schlägt Seung-wan Ryoo energetische Funken, die sich in rabiaten Actionszenen entladen. Verzweifelt kämpfen die Agenten wie gehetzte Tiere um die Fleischstücke sowie ein wenig Sicherheit. Dabei werden die atmosphärischen Gegebenheiten Berlins perfekt ausgenutzt. Die Figuren jagen durch muffige Hinterhof-Szenerien, U-Bahn-Schächte, in denen sie aufeinander schießend nur knapp heranrauschenden Zügen entgehen, verwinkelte Treppenhäuser und durch überwältigend wuchtige Straßenzüge. Sobald die relativ komplizierte Handlung einmal auf den Weg gebracht worden ist, regiert eine Mischung aus taktischen Winkelzügen und Kampf. Aus dem Spionagegeschäft wird so eine existenzielle Auseinandersetzung, in der sich nur die Intensität der Graufärbung unterscheidet. Der hellste Stern ist der Nordkoreaner Pyo, der immerhin ein relativ ehrliches Spiel spielt. Im filtergeschwängerten, bronzefarbenen Zwielicht des Finales geht es dann auch nicht nur um ihn selbst, sondern auch um das Schicksal seiner Frau. Denn Pyo hat inzwischen die Menschlichkeit entdeckt, weil sie angesichts des Zusammenbruchs der alten Werte das einzige ist, was ihm Halt geben kann.

Bildqualität

The Berlin File

Der Transfer auf die Bluray ist sehr gut geworden. In Sachen Schärfe gibt es bei aktuellen südkoreanischen Filmen ohnehin kaum etwas zu motzen und auch die gedeckten, teilweise mit Filtern bearbeiteten Farben kommen sehr gut zur Geltung. So entfaltet der Film seine volle Atmosphäre, zu der auch der ausgewogene Kontrast beiträgt. Selbst in dunklen Sequenzen werden keine Details verschluckt.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren fügen sich nahtlos in die gute Qualität der Bluray ein. Eine kraftvolle Abmischung unterstützt die Actionszenen, in denen auch die hinteren Lautsprecher genutzt werden. Schussgeräusche oder andere Klänge vermitteln so eine gute räumliche Atmosphäre, die durch die Musik weiter angetrieben wird. Die Dialoge sind gut verständlich.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

Mit nordkoreanischer Hauptfigur und viel zynischer Agentenhatz hat Regisseur Seung-wan Ryoo einen guten Agentenfilm hingelegt, der Spannung, Tempo und moralische Grauzonenbetrachtung vereint. Technisch ist die Bluray sehr gut.

Stefan Dabrock

26.08.2013

   
Originaltitel Be-reul-lin (Südkorea 2013)
Länge 121 Minuten (24p)
Studio Splendid
Regie Seung-wan Ryoo
Darsteller Jung-woo Ha, Suk-kyu Han, Seung-beom Ryu, Gianna Jun, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Koreanisch
Untertitel Deutsch
Extras -
Preis ca. 18 EUR
Bewertung gut, technisch sehr gut