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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Fluchtpunkt Zerstörung

Bedevilled

Störkanal Nr. 2: alle Filme

Bedevilled

Um von einer abgelegenen Insel zu entkommen, bieten sich nicht viele Möglichkeiten. Ohne Flugzeug oder Hubschrauber bleibt nur das Boot, und wenn auch das nur schwer erreichbar ist, die Verzweiflung.
Die Bankangestellte Hae-won hat gerade Schwierigkeiten in ihrem Job. Deswegen macht sie sich auf den Weg zur Insel Moodo, um Abstand zu gewinnen. Dort hat sie einen Teil ihrer Jugend verbracht, ihre alte Freundin Bok-nam wohnt dort immer noch. Schon bald nach ihrer Ankunft stellt Hae-won fest, dass Bok-nam ein Leben in ständiger Demütigung führt. Ihr Mann schlägt sie oder behandelt sie auf andere Weise respektlos. Die übrige an zwei Händen abzählbare Inselbevölkerung duldet das unwidersprochen oder sogar zustimmend. Denn auf der ländlichen Insel hat sich eine archaisch anmutende, patriarchalische Gesellschaft entwickelt, die immer noch Bestand hat. Die zwei jungen Männer unter den Bewohnern beherrschen die Szenerie, während die Frauen sich einfügen. Wer ausschert, muss mit gewalttätiger Zurechtweisung rechnen. Bok-nam erträgt ihr Leben aus Liebe zu ihrer Tochter. Sie hofft, gemeinsam mit ihrer Jugendfreundin Hae-won die Insel heimlich verlassen zu können, um vor den Demütigungen zu fliehen und ihrer Tochter den Besuch einer Schule zu ermöglichen. Doch das ist schwieriger als gedacht. Die angestauten Emotionen setzen bei Bok-nam schließlich eine Energie der Verzweiflung frei.

„Bedevilled“ ist das Drama zweier Freundinnen, die über die Vergangenheit eng miteinander verknüpft sind. Als Hae-won noch auf Moodo lebte, hat sie mitangesehen, wie die Jungs der Insel sich an Bok-nam vergangen haben. Als Beobachterin hat sie aus Hilflosigkeit keinen Versuch unternommen, etwas dagegen zu tun. Daraus resultiert eine Schuld, die nun Jahre später wieder von Bedeutung wird. Denn wieder ist Hae-won die Beobachterin einer grausamen Szene, in der ihre Jugendfreundin großes Leid ertragen muss. Als Hae-won später die Chance hat, gegenüber einem auf der Insel eingetroffenen Polizistin als Zeugin aufzutreten, um so die falschen Schilderungen der übrigen Inselbewohner zurechtzurücken, schweigt sie. Bedevilled Dadurch wird sie zum zweiten Mal schuldig, diesmal ohne hilflos zu sein. Hae-won erhebt selbst keinen Stein, sie schlägt Bok-nam nicht und sie demütigt ihre alte Freundin nicht aktiv, aber sie macht auch keine Anstalten etwas dagegen zu unternehmen. Das Martyrium Bok-nams ist nicht nur ein Martyrium der direkten Gewalt, es ist vor allem auch ein Martyrium unterlassener Hilfe. Ihre Verzweiflung wird zu einem großen Teil von dem Verhalten der schweigenden Zeugen genährt, die durch ihre Untätigkeit das Leid ermöglichen.

„Bedevilled“ reflektiert über die Mechanismen gesellschaftlich geduldeter Brutalität, die auf Moodo an der Tagesordnung ist. Die Bankangestellte kommt zwar von der Insel, fühlt sich aber aufgrund ihrer langen Abwesenheit völlig fremd. Daraus resultiert eine Scheu, sich einzumischen, die selbst dann noch ihre Kraft entfaltet, als das ohne nennenswertes Risiko möglich ist. Denn der Polizist würde sie schützen. Die übrigen Inselbewohner befürchten das Auseinanderbrechen der bisherigen Ordnung. Sie machen keine Anstalten einzugreifen, weil sie fest in die Gemeinschaft integriert sind. Die eingeübten Abläufe aus landwirtschaftlicher Arbeit zur Sicherung des Lebensunterhaltes ermöglichen keine Variationsbandbreite. Abweichungen bedrohen das Überleben, weil die Bewohner gerade so zu recht kommen, Überfluss herrscht nicht. Die Angst vor dem Verlust der gewohnten Ordnung drängt andere moralische Überlegungen zurück, gleichzeitig existiert auch ein Einverständnis mit den etablierten Machtverhältnissen. Regisseur Chul-soo Yang inszeniert die Gewalt gegenüber Bok-nam mit grenzenloser Ruhe, ohne sich daran zu weiden. Kurze, schwer erträgliche, aber nicht ausufernde Szenen zeigen die Demütigungen, denen Bok-nam ausgesetzt ist. Die Kameraarbeit neigt dabei zu keinerlei Mätzchen. Stattdessen fängt sie unbeweglich das ein, was man am liebsten nicht sehen würde. Aus dem Zusammenspiel mit der unterlassenen Hilfe der übrigen Inselbewohner entwickelt sich eine erdrückende Intensität, die sich noch weiter steigert, weil Chul-soo Yang die Dramatik mit subtilem Fluss erhöht. Das kumuliert schließlich in dem Schockmoment des tragischen Ereignisses, das Hae-won gegenüber dem später eintreffenden Polizisten verschweigt, wodurch sie zum zweiten Mal schuldig wird. Das ist auch der Moment, der schließlich die Grenze dessen durchbricht, was mit Schweigen bewahrt werden kann. Die Gesellschaft der Untätigen, die nichts gegen die Gewalt unternommen hat, war von Beginn an zum Untergang verdammt. Ihr moralisch fragwürdiges Tun hat letztlich an an der eigenen Zerstörung mitgewirkt. Die rollt mit der unbändigen Kraft der Verzweiflung und des daraus entstandenen Irrsinns über die Bewohner, welche sich nicht retten können. Die Schuld fordert ihre Opfer.

Bildqualität

Bedevilled

Die Bluray verfügt über ein gutes Bild, dessen Schärfe durch die klaren Konturen geprägt wird. Dazu überzeugt der Detailreichtum in den meisten Szenen, nur gelegentlich erscheint das Bild etwas grob. Die Farbdarstellung ist sehr gelungen, gibt sie doch die spezielle, vom Sonnenlicht geprägte Atmosphäre ohne Schwächen wieder. Der Schwarzwert könnte etwas kräftiger sein. Das spielt aber keine nennenswerte Rolle, da es kaum Schwarztöne gi

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren sorgen nicht für einen besonders dynamischen Raumklang, da der Film weitgehend ruhig ist. Auf subtile Weise werden aber auch die hinteren Lautsprecher immer wieder für atmosphärische Geräusche oder die Musik genutzt. Da die Dialoge klar wiedergegeben werden und die Bandbreite der vorderen Lautsprecher sehr gut ausgenutzt wird, kann der Ton überzeugen.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer.

Fazit

„Bedevilled“ überzeugt als hartes Drama, das einerseits gesellschaftliche Fragestellungen über Schuld in den Vordergrund rückt und andererseits die Auswirkungen von Unterdrückung und Brutalität mit konsequenter Nachdrücklichkeit in Szene setzt. Dank des Verzichts auf voyeuristische Tendenzen überzeugend. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

15.04.2011

   
Originaltitel Kim Bok-Nam salinsageonui jeonmal (Südkorea 2010)
Länge 112 Minuten (24p)
Studio I-on new media
Regie Chul-soo Yang
Darsteller Yeong-hie seo, Seong-won Ji, Min-ho Hwang, Min Je, Ji-eun-i Lee, Jeong-hark Park, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Koreanisch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch gut