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blu-ray

Kampf dem Tyrannen

13 Assassins

Internationale Fassung

Rezension von Stefan Dabrock vorlesen lassen

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13 Assassins

Takashi Miikes Filmographie ist reich an unterschiedlichsten Werken zwischen märchenhaftem Drama („Birdpeople in China“ aka. „Chûgoku no chôjin“, Japan 1998), intensivem Psychothriller („Audition“, Japan 2000) oder grotesker Extravaganza („Sukiyaki Western Django“ aka. „Sukiyaki uesutan: Jango“, Japan 2008). Mit „13 Assassins“ hat der produktive Regisseur seinem Schaffen noch ein weiteres Genre hinzugefügt, einen klassischen Samuraifilm, der auf Eiichi Kudos gleichnamiges Werk aus dem Jahr 1963 zurückgeht. Bei der in Deutschland veröffentlichten Version handelt es sich um die Internationale Fassung, die etwa 15 Minuten kürzer als die japanische Version ist.
In Japan herrscht Mitte des 19. Jahrhunderts Friedenszeit, aber die Verhältnisse sind dennoch nicht in Ordnung. Der Halbbruder des Shogun, Lord Naritsugu (Gorô Inagaki), geht mit seinen Machtbefugnissen unverantwortlich um. Als Tyrann unterdrückt er das Volk. Vergewaltigung, Mord und andere Grausamkeiten sind bei ihm an der Tagesordnung. Sir Doi (Mikijiro Hira ), ein enger Vertrauter des Shogun, will sich das nicht länger mit ansehen. Er lässt den ehrenhaften Samurai Shinzaemon Shimada (Kôji Yakusho) beauftragen, mit einer ausgesuchten Schar schlagkräftiger Kämpfer Lord Naritsugu ins Jenseits zu befördern. 13 Männer stellen sich in einem präparierten Dorf dem Kampf, der jedoch schwieriger als erwartet wird. Denn Lord Naritsugus Anführer der Leibwache (Masachika Ichimura) hat von den Plänen erfahren und die bewaffnete Entourage seines Herrschers auf 200 Mann erhöht.

Miike konzentriert sich bei „13 Assassins“ auf das existenzielle Drama, ohne es durch irrsinnige Einfälle in seiner Strahlkraft zu behindern. Mit ruhigen Einstellungen präsentiert er die Verhandlungen im Vorfeld der eigentlichen Kommandoaktion. Verschiedene Machtträger kommen in ihren Domizilen zusammen, um über den Ernst der Lage und mögliche Lösungen 13 Assassins zu sprechen. So unspektakulär das auch wirken mag, so kraftvoll ist Miike Inszenierung letztlich, weil sie die höchste Anspannung reflektiert, mit der hier agiert wird. Die Konzentration auf das eine Ziel der Tyrannenbeseitigung steht im Vordergrund. Absurditäten haben dabei keinen Platz, weder bei der Inszenierung noch bei den Figuren des Films. Mit zunehmender Konkretisierung des Anschlagsplans steigert sich deswegen die Energie, die sich schließlich entladen muss. Der Kampf in einem kleinen Dorf, das zuvor mit diversen Fallen gespickt wurde, entwickelt sich konsequenterweise zu einem virtuosen Schlachtengemälde, dessen brachiale Kraft Ausdruck der aufgestauten Energie ist. Gleichzeitig reflektiert Miike mit den blutigen Auseinandersetzungen das Grausame des Auftrags, für den die Initiatoren moralische Gründe ins Feld führen, der aber den sicheren Tod der Teilnehmer des Kommandounternehmens bedeuten kann. Die Schlacht verhandelt einerseits die Konsequenzen, die aus der Opferbereitschaft erwachsen, und andererseits wird die Gewalt deutlich, die Teil des feudalen Herrschaftssystems ist.

Die Friedenszeit erweist sich lediglich als brüchiger Deckmantel, unter dem die rohe Kraft lauert, zu der der Mensch fähig ist. Sobald das austarierte Machtsystem nur leicht aus der Balance gerät, so wie es durch die Willkür Lord Naritsugus passiert, rollt eine Kette der Ereignisse ab, an deren Ende das Gesetz der körperlichen Auseinandersetzung steht. So ist die Schlacht in dem kleinen Dorf bei Miike auch kein enthusiastisches Heldengedicht. Dafür sind die Aktionen viel zu direkt und die Tötungen zu rabiat. Es wird gestorben, um einen Tyrannen zu beseitigen, aber der Tod hat nichts Überhöhendes. Er ist bei Miike das, was er ist, eine grausame Wirklichkeit. Der einzige, der sich für das Schauspiel begeistern kann, ist Lord Naritsugu selbst. Seine auf Machtmissbrauch ausgelegte Herrschaft ist Teil einer psychopathischen Persönlichkeitsstruktur, die ihre Energie aus der im Menschen angelegten Lust an der Zerstörung speist. Wie ein kleines Kind bemerkt er gegen Ende, dass er noch nie einen Tag so aufregend fand wie den Tag der Schlacht. Die Grenze zwischen dem Irrsinn Naritsugus und dem moralischen Kalkül seiner Gegner bleibt fließend. Davon erzählt die Wucht des Kampfes, der mit monströser Gewalt in die Landschaft eingebrochen ist. Beide Seiten nähern sich dem finalen Ausbruch aber von unterschiedlichen geistigen Positionen. Das ist bedeutsam, auch wenn die Konsequenzen mit der jeweiligen Bereitschaft zur körperlichen Zerstörung ähnlich sind.

Bildqualität

13 Assassins

Das Bild der Bluray wird durch die düstere Atmosphäre der Braun- und Grautöne geprägt, welche die Kameraarbeit bestimmen. Dennoch ist die Schärfe der Bluray gut, da die Konturen kaum beeinträchtigt werden und auch bei dunklen Szenen der Detailreichtum noch überzeugt. Das liegt am ausgewogenen Kontrast, der verhindert, dass zentrale Bildelemente verschluckt werden. Die leichte Körnigkeit des Bildes stört nicht.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren besitzen eine sehr gute Qualität, welche die unterschiedlichen Gegebenheiten der Filmhandlung ohne Schwächen wiedergeben. Während der Anfang nur sehr wenige, räumliche Effekte aufweist, da Dialoge im Vordergrund stehen, läuft der Surroundsound im Schlachtgetümmel zu Hochform auf. Wuchtige und dezente Szenen kommen folglich gleichermaßen gut zur Geltung. Darüber hinaus sind die Dialoge sehr präsent und gut verständlich.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus „Deleted Scenes“ und Trailern zum Film. Da die „Deleted Scenes“ in HD-Qualität vorliegen und es sich oft um sehr kurze Abschnitte einzelner Szenen handelt, die in der vorliegenden Hauptfilm-Fassung grundsätzlich enthalten sind, liegt die Vermutung nahe, dass die „Deleted Scenes“ im Wesentlichen aus den fehlenden Teilen der längeren japanischen Fassung bestehen. Das deckt sich auch ungefähr mit der Laufzeit von etwa 17 Minuten. Das Material eröffnet zusätzliche Aspekte, die im Vorfeld der politischen Planungen zum Tragen kommen. Es enthält kaum Kampfszenen. Da die inhaltlichen Konkretisierungen zu einer Schärfung der Ereignisse beitragen, sind die „Deleted Scenes“ sehr wertvoll.

Fazit

„13 Assassins“ erzählt von der existenziellen Dramatik eines Anschlagsplans, der für die Beteiligten den sicheren Tod bedeuten kann, und von der Grausamkeit des Menschen in perfekt komponierten Bildern, welche die Wucht der Gewalt und die Tragik des Unterfangens reflektiert. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

15.07.2011

   
Originaltitel Jûsan-nin no shikaku (Japan 2010)
Länge 125 Minuten (24p)
Studio Ascot Elite
Regie Takashi Miike
Darsteller Kôji Yakusho, Takayuki Yamada, Yûsuke Iseya, Gorô Inagaki, Masachika Ichimura, Mikijiro Hira, Hiroki Matsukata, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Japanisch
Untertitel Deutsch, Englisch, Spanisch, Russisch, Portugiesisch
Extras Deleted Scenes, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut