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rezensionen

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kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

dvd

Sturm in der Ruheinsel

Loft – Tödliche Affären

Loft – Tödliche Affären

Nach seinem gelungenen Thriller „Totgemacht – The Alzheimer Case“ („De Zaak Alzheimer“, Belgien 2003) drehte der belgische Regisseur Erik Van Looy mit „Loft – Tödliche Affären“ einen weiteren Thriller, der wie sein Vorgänger auf dem Fantasy Filmfest zu sehen war.
Das titelgebende Loft soll einer Gruppe befreundeter Männer als Ruheinsel dienen. Hier wollen sie vom langweiligen Ehe-Alltag ausspannen und nach Herzenslust fremdgehen. Eines morgens aber ist die Katastrophe passiert, eine tote Frau liegt nackt auf dem geräumigen Bett. Ein Arm wurde mit einer Handschelle an das Gestell gefesselt. Gemeinsam überlegen die nach und nach eintreffenden Männer, die sich telefonisch verständigt haben, wie sie mit der Leiche umgehen sollen, ohne dass die pikante Nutzung des Loft herauskommt. Unter keinen Umständen wollen sie, dass ihre Ehefrauen davon erfahren. Bevor die Polizei alarmiert werden kann, muss ein geschickter Plan her. Der Zeitruck sowie die vertrackte Situation sorgen für eine Anspannung, die zu eskalieren droht, zumal verschiedene Geständnisse alles immer wieder in ein neues Licht rücken.

Van Looy erzählt das Geschehen mit einer Mischung aus Rückblenden, die sich aus den Erzählungen während der Polizeiverhöre ergeben, und Rückblenden der reinen Filmhandlung, die keinem speziellen Bericht einer Person zugeordnet werden können. In einer Partyszene auf dem Höhepunkt der verschiedenen Verstrickungen, die sich aus unterschiedlichen miteinander verknüpften Affären, Eifersüchteleien, Verdächtigungen und ähnlichen Aspekten ergeben, fängt Van Looy mit eleganten Kamerabewegungen alle zentralen Figuren ein. Die kunstvolle Montage verdichtet das Netz aus den unterschiedlichen Emotionen und Abhängigkeiten zu einem Gesamtbild. Seine Komplexität offenbart, wie unbeherrschbar es geworden ist. Sein Eigenleben vermittelt in der Montage ein so hohes Maß an Spannung, wie man es sonst nur in den besten Loft – Tödliche Affären Momenten eines Brian De Palma sieht. Alles was für die Figuren an Sehnsüchten mit dem Loft verbunden gewesen sein mag, bricht in dieser Szene als große Illusion zusammen. Die Ruheinsel wird entzaubert, weil der Betrug seinen Tribut fordert. Der kleinbürgerliche Glaube an ein geordnetes Leben, aus dem man an einem sicheren Ort für kurze Zeit ausbrechen kann, wird in „Loft“ gnadenlos seziert. Der Ausbruch bleibt keineswegs ohne Folgen. Das ist ein Aspekt des Thrillers, der im wendungsreichen Geschehen auf eine zweite, nicht minder bittere Thematik trifft.

Denn es gibt nicht nur die biedere Ausbruchsphantasie aus den Zwängen des braven Lebens, um später wieder in den Schoß der Sicherheit zurückzukehren, es gibt auch eine nihilistische Motivation. Sie schlägt sich in finsteren Manipulationen nieder, mit denen diverse Figuren gelenkt werden. Die reine Lust an der Macht, die Lust daran, das auszuleben, was möglich ist, befeuert diese Taten. Beide Motive duellieren sich schließlich, indem die jeweils handelnden Figuren mit unterschiedlichen, gegeneinander gerichteten Strategien versuchen, ungeschoren aus der Situation mit der Leiche herauszukommen. Durch die verschiedenen miteinander verbundenen, aber gegeneinander gerichteten Motive, entsteht eine Anspannung, welche die fragile Balance schließlich zerstört. Van Looy versteht es hervorragend, den Prozess des Niedergangs der jeweiligen Illusionen einzufangen. Blicke oder scheinbar unwichtige Handlungen bekommen im Nachhinein eine zusätzliche Dimension, die dem Geschehen mehr Tiefe verleiht. Der Belgier erweist sich als guter Beobachter mit präzisem Gespür für das Drama, das darin liegt.

Bildqualität

Loft – Tödliche Affären

Das saubere Bild der DVD weist oftmals eine gute Schärfe auf, die mit klaren Konturen und einem ordentlichen Detailreichtum aufwartet. In einigen Totalen wirkt das Bild aber leicht weich, die Detailfreudigkeit ist hier schwächer ausgeprägt. Bei einigen Bewegungen zeigen sich leichte Nachzieheffekte. Die Farben geben das kühle, auf klare, aber nicht warme Farben angelegte visuelle Konzept des Films sehr gut wieder. Der ausgewogene Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Das leichte Hintergrundrauschen stört nicht, sonstige Rauschmuster treten nicht besonders hervor. So bleibt die schwankende Schärfe die erwähnenswerteste Schwäche der DVD.

Tonqualität

Die 5.1-Tonspuren überzeugen mit klaren, verständlichen Dialogen, die mit den restlichen Geräuschen gut abgemischt wurden. Für die räumliche Atmosphäre ist die Musik zuständig, die recht wirkungsvoll auf alle Lautsprecher verteilt wurde. Sonstige räumliche Effekte sind genrebedingt kaum vorhanden.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Filmtrailer.

Fazit

„Loft“ seziert mit bitterer Grimmigkeit die kleinbürgerliche Illusion von einem geordneten Leben, aus dem man an einem sicheren Ort ohne Folgen ausbrechen kann. Mit einem präzisen Gespür für die Figuren fängt Van Looy die Komplexität des Verstrickungsnetzes ein, das nicht mehr beherrschbar ist. Technisch ist die DVD recht gut.

Stefan Dabrock

27.01.2010

   
Originaltitel Loft (Belgien 2008)
Länge 113 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Erik Van Looy
Darsteller Koen De Bouw, Filip Peeters, Matthias Schoenaerts, Bruno Vanden Broucke, Koen De Graeve, Veerle Baetens, Marie Vinck, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS Deutsch, DD 5.1 Deutsch, Flämisch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer
Preis ca. 10 EUR
Bewertung sehr gut, technisch recht gut