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Das Zweiraum-Rätsel

Der Spinnenmörder

Der Spinnenmörder

Die für den Hessischen Rundfunk produzierte Krimikomödie „Der Spinnenmörder“ liefert einen Einblick in einen Teil der Fernsehgeschichte, den es in dieser Form nicht mehr gibt. Der Film wurde nicht nur komplett im Studio gedreht, er reduziert die sichtbare Handlung zusätzlich fast vollständig auf einen Raum. Alles was darüber hinausreicht, muss deswegen per Dialog erzählt werden oder es bleibt rätselhaft verborgen.
Die rüstige Rentnerin Cornelia Gorder (Alma Seidler) hat sich in einem einsamen Landhaus eines kürzlich verstorbenen britischen Bankdirektors eingemietet. Seltsame Ereignisse, die ihre Zofe (Monika John) zu Todes erschrecken, regen ihre Neugier nur an. Cornelia will aufklären, was dahinter steckt. Eines Abends überschlagen sich schließlich die Ereignisse. Hinter den Fenstern des Hauses ist immer wieder eine schemenhafte Gestalt zu sehen, ein mysteriöser Gärtner (Frank Hoffmann) meldet sich zum Dienst, ohne etwas von Pflanzen zu verstehen, ein Bankangestellter ist auf der Flucht, weil er der Unterschlagung einer großen Geldmenge bezichtigt wird, und Scotland Yard Inspector Anderson (Dietmar Schönherr) taucht auf, um Lichts ins Dunkel der Merkwürdigkeiten zu bringen.

Über zwei Drittel der Handlung finden im gemütlich eingerichteten Wohnzimmer des urigen englischen Landhauses statt. Glücklicherweise existiert im Raum eine Empore, die Regisseur Gerhard Klingenberg nutzen konnte, um die Darsteller an zusätzlichen Orten auftauchen zu lassen. In typischer Theatermanier erweitert sich dadurch der Handlungsort, die Variationsmöglichkeiten der Inszenierung werden größer. Denn unter den Fernseh-Produktionsbedingungen, die für „Der Spinnenmörder“ galten, hatte Klingenberg keine anderen Mittel zur Verfügung, als die Schauspielkunst der Darsteller sowie ihre Anordnung im Raum. Sie treten zu unterschiedlichen Zeiten durch die einzelnen Türen des Wohnzimmers auf und wieder ab. Daraus entsteht wie im Theater nach und nach eine Handlung, die nahezu vollständig im Dialog aufgehoben ist. Ein bisschen Blitz und Donner oder andere extrem überzeichnete Geräuscheffekte wie eine knarrende Tür sorgen für Aufflockerung. Während der Zuschauer alle Informationen aufsaugen kann, weil er immer im zentralen Raum zugegen ist, gilt das für die Figuren nicht. Sein Wissensvorsprung existiert aber nur scheinbar, weil Klingenberg falsche Fährten legt, die alles undurchsichtiger machen. Daraus entfacht er eine Rätselhaftigkeit, die bis zum Schluss bestand hat. Der spielt passenderweise in einem zweiten Raum.
Ebenso rätselhaft bleibt, warum Klingenberg mit seinem Ensemble die Theaterähnlichkeit vollständig auskostet. Der schrullige Krimikomödienstoff setzt auf ein bisschen Grusel, der trotz einer Leiche harmlos-verschroben wirkt. Die gediegenen Ton- und Lichteffekte erschrecken nicht, sie kommen eher wie alte Bekannte vor, auf die man gewartet hat. Cornelia Der Spinnenmörder Gorders Zofe reagiert darauf mit hysterischen Schreien, Gorder selbst gibt die gelassene Alte, Inspector Anderson will mit Pfeife im Mund einen auf Sherlock Holmes machen und der asiatische Diener (Kurt Conradi) sorgt fürs Mysteriöse. Mithilfe dieser Vielfalt erzeugt Klingenberg Kontraste für den Humor. Dabei setzt er auf eine künstlich anmutende Überzeichnung, die nur dann notwendig wäre, wenn alles tatsächlich in einem Theater aufgeführt würde, wo auch die Zuschauer in den letzten Reihen jede Geste und jeden Ausruf mitbekommen sollen. Dietmar Schönherrs exaltiertes Minenspiel ist für einen Film ebenso wenig nötig wie die Überbetonung aller Sätze, egal welcher Schauspieler gerade das Wort ergriffen hat. Das verleiht „Der Spinnenmörder“ eine spröde Note, die er gar nicht verdient hat. Wenn die Mittel schon begrenzt sind, dann sollte man das Muffige nicht auch noch hervorheben.
Die Reise in die Fernsehvergangenheit, wie sie noch Ende der 1970er Jahre im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk Realität war, verleitet zu der schrecklichen Erkenntnis, dass die Einführung des Privatfernsehens bei all seiner auch vorhandenen Niveaulosigkeit notwendig war. Denn einen frischen Wind hat es gebraucht. Selbst wenn man dem spröden Charme des „Spinnenmörders“ mit nostalgischer Verehrung beiwohnt, muss man doch zugeben, dass das nicht alles sein kann, was geboten wird.

Bildqualität

Der Spinnenmörder

Alte Fernsehproduktionen sind nicht einfach, um sie in guter Qualität auf DVD zu präsentieren. Die Bänder befinden sich nicht immer im besten Zustand. Deswegen ist die Schärfe, vor allem bei Halbzotalen, nur akzeptabel. Doppelkonturen und teilweise auftretende Nachzieheffekte beeinträchtigen den Sehgenuss, ohne ihn zu zerstören. Der Detailreichtum ist verständlicherweise eingeschränkt. Die Farben wirken relativ kräftig, die Abstufungen sind aber nicht so fein wie bei aktuellen Produktionen. Rauschmuster sind ebenfalls gut zu erkennen, sie verleihen dem Bild eine etwas brüchige Struktur. Insgesamt kann man damit aber leben.

Tonqualität

Auf der Monotonspur ist ein leichtes Hintergrundrauschen zu hören, das nicht weiter stört. Denn die Dialoge lassen sich gut verstehen. der Sprache fehlt es ein wenig an Volumen, da die Höhen überbetont sind. Das führt auch zu leichten Verzerrungen.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

„Der Spinnenmörder“ wurde zwar für das Fernsehen gedreht, wirkt aber wie ein Theaterstück. In einem einzelnen Raum treten Figuren durch die jeweiligen Türen auf und wieder ab, um einen Teil der Handlung per Dialog zu präsentieren. Da alle Inszenierungsmittel theatertypisch überbetont sind – übertriebene Schreie, extrem lautes Türknarren, exaltierte Gesten und Grimassen, etc. - wirkt der Film etwas spröde. Technisch ist die DVD aufgrund der schwierigen Materiallage in Ordnung.

Stefan Dabrock

15.07.2013

   
Originaltitel Der Spinnenmörder (BRD 1978)
Länge 88 Minuten (Pal)
Studio Pidax Film
Regie Gerhard Klingenberg
Darsteller Alma Seidler, Uta Sax, Dietmar Schönherr, Peter Arens, Frank Hoffmann, Klaus Abramowsky, Volker Brandt, Monika John, Kurt Conradi, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch
Untertitel -
Extras -
Preis ca. 14 EUR
Bewertung spröde, technisch aufgrund der schwierigen Materiallage in Ordnung