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rezensionen

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Jenseits des Wohlstands

Das Grab der Sonne

Japanische Meisterregisseure Nr. 1: alle Filme

Das Grab der Sonne

Schon die Ankündigung einer DVD-Reihe mit insgesamt 22 geplanten Veröffentlichungen großer japanischer Regisseure ( Nagisa Ôshima, Yoshitarô Nomura, Keisuke Kinoshita, Yasujirô Ozu) ließ das Herz eines Filmliebhabers höher schlagen. Die erste DVD, auf der Nagisa Ôshimas frühe Milieustudie „Das Grab der Sonne“ enthalten ist, rechtfertigt die Erwartungen mit einer wunderbaren Bild- und Tonqualität.

Der hierzulande eher aufgrund seines 'Skandalfilms' „Im Reich der Sinne“ („Ai no corrida“, 1976) bekannte Ôshima widmete sich in dem 1960 entstandenen Werk „Das Grab der Sonne“ den Verhältnissen in Tokios Slum Kamagasaki. Er folgt einer Handvoll Figuren, die sich mit dem Handel illegal gespendeten Blutes, Prostitution, oder anderer Bandenkriminalität über Wasser halten. Wer hier überleben will, der ist darauf angewiesen, geschickte Entscheidungen zu treffen. Der Austritt aus einer Bande ist angesichts der fatalen Machtverhältnisse kaum möglich, die kleine Ganoven zu Anführern hoffnungsloser Gestalten machen, welche in ihrer Ausweglosigkeit Abtrünnige auf Geheiß des Chefs brutal bestrafen. Das müssen auch zwei junge Leute erkennen, die ihre romantische Zuneigung außerhalb des Milieus ausleben wollten. Andere passen sich an, da ihnen ein Arrangement mit den bitteren Verhältnisse als einzige Überlebensmöglichkeit erscheint.

Die Handlung des Films orientiert sich eher an einem dokumentarischen, fragmentarischen Stil, bei dem zwar immer wieder die gleichen Figuren ins Blickfeld der Kamera geraten, die Dramaturgie aber nicht bruchlos glatt abläuft. Ôshima zeigt ein Milieu, in dem Verrat und Kriminalität zum eigenen Vorteil an der Tagesordnung sind. Die ärmlichen Verhältnisse treiben die Menschen zu einem Verhalten, das einen mitfühlenden Das Grab der Sonne Umgang untereinander nicht mehr kennt. Die dem Menschen zu eigene Grausamkeit tritt in den Baracken der Hoffnungslosigkeit offen zu Tage. Den einzigen Halt bieten fragile Zweckgemeinschaften wie die selbst gegründete Bluthandelsgruppe oder Banden, deren Struktur aber nur zum Vorteil einiger weniger ausgestaltet ist. Wer eine höhere Position inne hat, der zieht einen ökonomischen Nutzen aus der Kriminalität, für das Fußvolk reicht es gerade zum Überleben.

Ôshima lässt die Kamera mit interessiertem Blick durch die bittere Realität der Slumbewohner gleiten, ohne sich in der Verhältnissen zu suhlen. Mit der gebotenen Zurückhaltung kreiert er Breitwandszenarien, deren Perspektive kaum einmal über die Behausungen hinaus reicht. Die Sackgasse, in der sich die hier wohnenden Menschen befinden, wird auf diese Weise auch visuell greifbar. In einer solchen Welt ist auch die letzte Hoffnung auf ein besseres Morgen zum Scheitern verurteilt. Das Pärchen, das seine romantische Zuneigung ausleben will, kann nicht entkommen. Die Bitterkeit siegt in diesem ausgesprochen finsteren Drama, das die einzelnen Elemente seiner grausamen Thematik mit leichter Hand zu einem kunstvollen Gesamtbild verschmilzt.

Bildqualität

Das Grab der Sonne

Das Bild der DVD weist angesichts des Filmalters eine sehr gute Qualität auf. Verschmutzungen oder Defekte sucht man vergebens. Die Schärfe ist zumeist gut, teilweise sogar sehr gut. Da der Detailreichtum geringer ausgeprägt ist, als bei aktuellen Produktionen, wirken die Szenarien manchmal etwas weich. Die Farben sind kräftig und geben den visuellen Stil des Films ausgezeichnet wieder. Der ausgewogene Kontrast leistet sich kaum Schwächen. Das leichte Rauschen stört nicht.

Tonqualität

Der japanische 2.0-Mono-Ton – eine deutsch Synchronisation existiert nicht – liefert klare und verständliche Dialoge, die nur geringe Verzerrungen aufweisen. Die Musik entfaltet ihre Qualitäten mit dem notwendigen Volumen. Insgesamt eine gute Tonqualität.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem 20seitigen Booklet, das sich der kompletten Reihe widmet, indem die einzelnen Regisseure Nagisa Ôshima, Yoshitarô Nomura, Keisuke Kinoshita und Yasujirô Ozu sowie die Filme vorgestellt werden, deren Veröffentlichung noch geplant ist.

Fazit

„Das Grab der Sonne“ entwirft ein bitteres Panoptikum der ärmlichen Lebensverhältnisse im Slum Kamagasaki, das den Menschen auf seine grausame Seite zurückwirft. Technisch ist die DVD sehr gut.

Stefan Dabrock

25.11.2009

   
Originaltitel Taiyô no hakaba (Japan 1960)
Länge 84 Minuten (Pal)
Studio Polyfilm
Regie Nagisa Ôshima
Darsteller Masahiko Tsugawa, Kayoko Honoo, Isao Sasaki, Fumio Watanabe, Kamatari Fujiwara, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras 20seitiges Booklet
Preis ca. 18 EUR
Bewertung sehr gut, technisch sehr gut