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Wettstreit der Neurosen

Good Neighbours

Good Neighbours

Basierend auf dem Roman der Autorin Chrystine Brouillet hat Regisseur Jacob Tierney selbst das Drehbuch zu seinem kammerspielartigen Thriller geschrieben.
Während der Abstimmung der Provinz Quebec über die Unabhängigkeit von Kanada zieht der schlaksige Victor (Jay Baruchel) in ein Mietshaus in Montreal ein. Innerhalb des Wohnviertels geht bereits seit einiger Zeit ein Serienkiller um, der es auf Frauen abgesehen hat. Victor macht sich sehr schnell mit seinen Nachbarn bekannt, zu denen der im Rollstuhl sitzende Spencer (Scott Speedman) und die katzenverliebte Louise (Emily Hampshire) gehören, die eine leicht eigenartige Freundschaft pflegen. Da Victor gerade erst aus China wieder nach Kanada gezogen ist, kennt er niemanden und hat deswegen ein großes Interesse daran, Spencer und Louise als Freunde zu gewinnen. Mit leicht aufdringlicher Note lädt er sie zu einem gemeinsamen Abend ein, worauf die beiden eingehen. So entwickelt sich zwischen den drei Mietern eine Beziehung, die vor allem auch durch die schrullige Art der beteiligten Menschen geprägt ist. Während sich immer stärker der Eindruck breit macht, dass jeder der drei irgendwelche Geheimnisse verbirgt, geht der Serienkiller weiterhin in Montreals eisigem Winter um.

Die Erzählung des Films arbeitet nicht mit einem klaren Ziel, das die Figuren erreichen müssen und so das Geschehen strukturiert, sondern sie basiert auf den Eigenheiten der Charaktere. Die Serienkiller-Präsenz dient als Überbau, der ständig die Frage aufwirft, ob Victor, Scott oder Louise etwas damit zu tun haben. Sie alle tragen neurotische Eigenschaften mit sich herum, die den Eindruck erwecken, hinter der Fassade könnten sich Abgründe offenbaren. Victor ist Good Neighbours nicht nur ein bisschen aufdringlich, wenn er seine Freundlichkeiten immer ungefragt unter das Volk streut, er entschuldigt sich auch ständig für irgendwelche banalen Aussagen. Seine Unsicherheit angesichts der neuen Lebenssituation ist offensichtlich. Er mag vielleicht harmlos sein, aber sicher ist das nicht. Scott sitzt im Rollstuhl und trägt einen lässigen Zynismus zur Schau, mit dem er seine seelischen Verletzungen überspielt oder vielleicht auch nur die notwendige Distanz zu seinen Mitmenschen herstellen will, um ungestört zu sein. Ganz klar ist das nicht. Und Louise pflegt nicht nur ein sehr intensives Interesse für den Serienkiller, indem sie alle Zeitungsartikel liest, die sie in die Finger bekommt, ihre Katzenliebe übersteigt auch das gewöhnliche Maß um ein Vielfaches.

Geschickt setzt Tierney die Neurosen der Figuren ein, um Misstrauen beim Zuschauer zu sähen. Das eindeutig sichtbare erscheint nur wie eine Oberfläche, die den wahren Gegebenheiten nicht einmal im Ansatz nahe kommt. Ein scheinbar harmloses Treffen der drei Nachbarn in einer ihrer Wohnungen wird so zu einem Geflecht aus scheinbarer Klarheit, scheinbarer Banalität und scheinbarer Rätselhaftigkeit. Im Prinzip unterhalten sie sich nur und essen und trinken etwas, aber Tierney gelingt es, dem Alltäglichen etwas Unheimliches einzuhauchen, das in seiner Dimension nicht fassbar ist. Mit Nebenfiguren wie einer Nachbarin, die Louise wegen ihrer Katzen verbal bedroht oder auch sonst am Fenster Schimpftiraden vom Stapel lässt erweitert der Film sein Spektrum des Bedrohlichen. Die latente Atmosphäre der Gefahr fängt Tierney auch durch wunderschöne nächtliche Aufnahmen des schneebedeckten Montreals ein, dessen frostige Realität eine gewisses Maß an Schutzlosigkeit reflektiert. Kamerafahrten durch das alte Mietshaus unterstützen den Effekt.
Hinzu kommen die guten Darsteller, die ihren Figuren die richtige Mischung aus Harmlosigkeit und Abgründigkeit verleihen. Die Sprechweise Jay Baruchels als Victor, der sich immer wieder am Rande des Verhaspelns bewegt, das Grinsen Scott Speemans in der Rolle des zynischen Spencer und die Abgeklärtheit spielende Emily Hampshire als Louise verleihen den jeweiligen Charakteren Lebendigkeit. Sie sorgen dafür, dass sich das langsam aufbauende Geflecht des Films mit nachvollziehbarer Intensität zuspitzt. Sie sorgen dafür, dass die Rätselhaftigkeit nicht zum absurden Schaulaufen verkommt.

Bildqualität

Good Neighbours

Das Bild der Bluray überzeugt mit einer guten Schärfe, die sowohl Außen- als auch Innenaufnahmen souverän abbildet. Vor allem die nächtlichen atmosphärischen Szenen in den Straßen Montreals erstrahlen in ihrer vollen Schönheit. Die Farben überzeugen mit kräftigen Tönen, während der Kontrast keine nennenswerten Schwächen offenbart. Die hervorragende Ausleuchtung der Szenen kommt gut zur Geltung. Der Schwarzwert ist tief ohne Details zu verschlucken.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren haben nicht die Möglichkeit, eine umfassende räumliche Kulisse aufzubauen, da der über weite Strecken vorhandene kammerspielartige Charakter des Films das nicht zulässt. Dennoch werden auch die hinteren Lautsprecher bei der Musik und für dezente Geräusche genutzt. Die Dialoge sind gut verständlich.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer zum Film.

Fazit

„Good Neighbours“ gelingt es sehr gut, die Rätselhaftigkeit des Geschehens und der Charaktere herauszuarbeiten. Scheinbar Banales wirkt leicht unheimlich. Auf diese Weise zieht Regisseur Jacob Tierney die Schraube immer weiter an, bis sich alles in einem temporeichen Finale zuspitzt. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

31.01.2012

   
Originaltitel Notre dame de grâce (Kanada 2010)
Länge 99 Minuten (24p)
Studio Ascot Elite
Regie Jacob Tierney
Darsteller Jay Baruchel, Scott Speedman, Emily Hampshire, Anne-Marie Cadieux, Diane D\'Aquila, Xavier Dolan, Clara Furey, Kaniehtiio Horn, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Französisch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer
Preis ca. 12 EUR
Bewertung gut, technisch gut