Wenn die Liebe verschwindet

Wish you were here

Das Thrillergenre beweist seine Qualitäten nicht nur durch aufregende, überraschend neuartige Werke, sondern auch durch Filme, die bewährte Muster so effektiv inszeniert präsentieren, dass feine Spannungswerke entstehen. Da "Wish you were here" nicht zur originellen Sorte gehört, ist er auf seine Spannungsinszenierung angewiesen.
David hat seinen Vater seit vielen Jahren nicht mehr gesehen, da er bei der Mutter aufgewachsen ist, die einst ihren Mann verlassen hat. Jetzt fährt David mit seiner attraktiven Freundin nach Spanien, wo sein Vater lebt. Das opulente Anwesen beweist, dass dessen berufliche Tätigkeit nicht nur mysteriös, sondern auch ausgesprochen lukrativ sein muss. Gemeinsam besucht das junge Paar abends einen Club, wo sie zur Begrüßung Drogenpillen erhalten, die sofort eingeworfen werden. Im Rauschzustand bemerkt David zunächst nicht, dass seine Freundin verschwunden ist. Als er sie sucht, leugnen die wenigen Menschen, mit denen das Paar Kontakt hatte, etwas über ihren Verbleib zu wissen. Schnell findet David heraus, dass seine Freundin nicht die erste verschwundene Frau ist. Eine Luxus-Yacht vor der Küste scheint etwas mit den Vorgängen zu tun zu haben.
"Wish you were here" scheitert an den elementaren Bedingungen, die ein guter Genre-Film erfüllen sollte. Ein Thriller benötigt Spannungsszenen, um seine Genrezugehörigkeit zu beweisen. Die Spannung bei "Wish you were here" kann sich nicht durch die "Ermittlung" Davids aufbauen, der seine Freundin sucht, da sich David niemals in bedrohliche Situationen begibt oder der Hintergrund des Verschwindens unklar ist. Sehr schnell weiß man als Zuschauer, was hinter den Vorgängen steckt. Natürlich könnte der Film seine Thrillelemente auch aus den Erlebnissen schöpfen, die Davids Freundin überstehen muss. Regisseur Darryn Welch versteht es jedoch nicht, wie Suspense aufgebaut wird, denn der Fluchtversuch der jungen Frau besitzt niemals Aussicht auf Erfolg. So ist es nicht möglich, mit ihr mitzufiebern, da die Überlegenheit der Entführer zu deutlich zu Tage tritt. Hier verschenkt Welch die Möglichkeit, einen guten Thriller zu erzählen. Wenn sich "Wish you were here" aufgrund mangelnder Spannungsinszenierung schon weigert, ein Thriller zu werden, dann böte sich immer noch die Entwicklung zu einem tauglichen Drama. Aber auch diese Hoffnungen werden enttäuscht. Das Vater-Sohn-Verhältnis ist laut der Exposition gespannt. Durch eine intensive Charakterisierung der Figurenbeziehungen könnte sich "Wish you were here" aus dem Fahrwasser der Langeweile herausschwimmen, aber daran ist Welch gar nicht interessiert. Keine Szene widmet sich dem Vater-Sohn-Verhältnis auf einer substanziellen Ebene, die sich mit der Rolle Vater beziehungsweise Sohn beschäftigen würde. Die stakkatoartigen Auseinandersetzungen bleiben auf der oberflächlichen Ebene der aktuellen Ereignisse, wenn der Vater seinen Sohn dafür kritisiert, die Freundin überhaupt zu suchen. So fällt es schwer einen emotionalen Bezug zu den Figuren aufzubauen, die keine menschlich fühlbaren Züge besitzen. "Wish your were here" bleibt deswegen auf allen Ebenen banal, und da er auch keine Thrillelemente besitzt, ist er langweilig sowie überflüssig.

Bildqualität

Im Gegensatz zum Film spielt die DVD in technischer Hinsicht ihre Stärken voll aus. Die Vorlage ist blitzsauber und weist keinerlei Störungen auf. Die Schärfe überzeugt auf der ganzen Linie, so dass auch kleinste Details gut wieder gegeben werden. Die Farben sind ausgezeichnet kräftig, so dass die einige Stärke des Films, hübsche Kamerabilder, voll zur Geltung kommt. Auch der Kotrast ist sehr gelungen, so dass auch in dunklen Szenen keine Details verschluckt werden. Ganz leicht sind hier und da stehende Rauschmuster feststellbar, aber sie treten nur ganz selten und kaum sichtbar auf.

Tonqualität

Die beiden 5.1-Spuren unterscheiden sich nicht. Ohne störendes Rauschen sind alle Dialoge klar und verständlich. Räumliche Effekte durch Nebengeräusche gibt es nicht, stattdessen springt die Musik in die Bresche, welche sehr gut räumlich abgemischt ist, so dass auch die hinteren Boxen Arbeit bekommen. Die 2.0-Spuren bieten eine gute Abmischung auf den vorderen Lautsprechern.

Extras

Auf einer zweiten Scheibe ist der Film noch einmal im WMV-HD-Format enthalten, wodurch das Bild einen weiteren Qualitätsgewinn erfährt.
Das Making Of ist über die 20minütige Laufzeit ganz nett, bringt aber nur wenig Substanzielles. Die Darsteller erzählen ein wenig über ihre Rollen, der Regisseur ein bisschen über seine filmische Konzeption und der Drehbuchautor nennt fünf Gründe für den Filmtitel.
Das 15minütige Interview mit Sam Page mischt sehr wenige ernste Antworten mit grobem Unfug, den Page vorträgt, ohne die Mine zu verziehen. Das soll ganz bestimmt amüsant sein, geht jedoch meilenweit daneben.
Der Trailer rundet die DVD ab.

Fazit

"Wish you were here" versagt bei den Grundelementen, die einen Genre-Film ausmachen. Regisseur hat eine Mischung aus Thriller und Drama gedreht, die ohne Thrills und dramatische Szenen auskommen muss. Technisch ist die DVD Extraklasse, die WMV-HD-Version auf der zweiten Scheibe setzt ein Ausrufezeichen unter der Veröffentlichung.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Wish you were here (Spanien 2005)
Länge 80 Minuten
Studio Galileo Medien
Regie Darryn Welch
Darsteller Samuel Page, Natassia Malthe, David Gant, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Englisch; 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Trailer, u.m.
Preis ca. 23 EUR
Bewertung Film schlecht, technisch ausgezeichnet