Wer braucht schon Öl?

Wasser - Der Film

"Wasser - Der Film" bildet den bisherigen Abschluss im Schaffen Dick Clements als Regisseur, der ansonsten hauptsächlich als Drehbuchautor und Produzent im Filmgeschäft tätig ist. Hier widmet er sich dem kleinen karibischen Inselstaat Cascara, der Teil des britischen Kolonialreiches ist. Die Welt auf dem kleinen Eiland ist ruhig. Es wird Gras angebaut und geraucht, die Radiostation spielt entspannte Musik und an den singenden Rebellen, welcher für die Unabhängigkeit Cascaras kämpft, hat man sich bereits gewöhnt. Einsperren kann man ihn nicht, weil das Gefängnis renoviert wird, eine Gefahr stellt er aber ohnehin nicht da. Ein Londoner Politiker hat die Idee, dass es lukrativer sein könnte, alle Bewohner Cascaras irgendwohin umzusiedeln, um die Insel als Lagerstätte für Müll oder anderes zu nutzen. Das ändert sich, als eine Ölfirma beim Werbespotdreh die alte Bohranlage in Betrieb nimmt. Aus dem Bohrloch sprudelt nicht Öl, sondern feinstes Mineralwasser mit einem Touch Lemonaroma. Auf einmal balgen sich Briten, Amerikaner, Franzosen und sogar kubanische Rebellen um Cascara, so dass der Gouverneur in der Pflicht ist, um für Cascara das Beste herauszuholen.
"Wasser - Der Film" ist gleichermaßen eine ätzende Satire auf das kolonialistische Gebaren der großen Westmächte - hier vor allem Großbritanniens - wie auch auf den scheinbaren Idealismus der kubanischen Revolution, die als reines Profit- und Machtstreben gebrandmarkt wird. Erst durch das plötzliche Auftauchen eines wertvollen Rohstoffs rückt der Inselstaat ins Interessenfeld aller beteiligten Mächte. Menschen spielen dabei keine Rolle, da sie nur Störfaktoren gegenüber den eigenen Interessen darstellen. Sie sind bestenfalls als billige Arbeitskräfte zu berauchen. Dem steht Michael Caine als aufrechter Gouverneur gegenüber, der zunächst zwar in Trägheit erstarrt ist, sich aber auf die menschliche Seite schlägt, sobald es darauf ankommt. Ihm liegt das Wohl der Bewohner Cascaras am Herzen. Er betrachtet Menschen nicht als Schachfiguren, die man beliebig auf dem Spielfeld der Strategie verschieben kann, sondern sieht die Individuen. Damit propagiert "Wasser - Der Film" ein Menschenbild, das sich grundsätzlich vom kalten Handeln der großen Politik unterscheidet, für deren Taten der Film nur Verachtung übrig hat. Michael Caine liefert eine wunderbare darstellerische Leistung als Gouverneur. Er ist anfangs immer im Mittelpunkt des Geschehens, mental jedoch stets abseits der Musik. Das ändert sich mit zunehmendem Verlauf der Handlung, die ihn immer stärker als Interessenvertreter Cascaras positioniert.

Bildqualität

DVD1: Die Bildqualität der DVD ist deutlich zweigeteilt. Auf der ersten DVD ist die deutsche, kürzere Kinofassung enthalten. Sie besitzt weder das Originalbildformat, noch eine brauchbare optische Qualität. Rauschen ist ein ständiger Begleiter, die Farben sind weniger kräftig und der Kontrast ist zu steil. Sie ist nur für den Komplettisten von Interesse.
DVD2: Hier ist die englische Kinofassung enthalten, die im Originalformat neu abgetastet wurde und dementsprechend deutlich besser aussieht. Bilddefekte oder Dreckspuren wurden reduziert. Ein leichtes Grundrauschen ist auch hier zu sehen, es fällt aber wesentlich schwächer aus, als bei der deutschen Fassung. Die Farbwidergabe ist dank eines kräftigen Spektrums gelungen. Der Kontrast sorgt für ein gutes, detailreiches Bild.

Tonqualität

DVD1: Die deutsche Kinofassung enthält nur den deutschen Ton, der hier gerade noch solide ausfällt. Die Dialoge erklingen ein wenig dumpf und ein klar hörbares Hintergrundrauschen begleitet den ganzen Film.
DVD2: Hier bieten beide Tonspuren eine bessere Qualität. Das Rauschen wurde reduziert und ist nur noch leicht wahrnehmbar. Die Dialoge sind gut verständlich. Natürlich bleiben altersbedingte Mängel erhalten, so dass leichte Verzerrungen vorhanden sind. Sie treten aber weniger stark zu tage als bei der ersten DVD. Da die englische Fassung länger ist als die deutsche Kinofassung, wurden die Szenen untertitelt, welche nicht auf Deutsch vorliegen. Selbstverständlich kann man auch über die komplette Lauflänge Untertitel einblenden.

Extras

Im Audiokommentar äußern sich Regisseur Dick Clement und Drehbuchautor sowie Produzent Ian la Frenais zu "Wasser - Der Film". Der Kommentar wird durch viele Pausen unterbrochen, in denen die beiden mit uns zusammen den Film schauen. Darüber hinaus erzählen sie etwas über die Drehorte, liefern ein paar Informationen zu den verschiedenen Schauspielern oder reden über den Dreh selbst. Viele interessante Informationen haben sie dabei leider nicht zu bieten, so dass sich der Kommentar in Verbindung mit den vielen Pausen im unteren Durchschnitt ansiedelt.
Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.

Fazit

"Wasser - Der Film" funktioniert als böse Satire auf das kolonialistische Treiben der Westmächte. Gleichzeitig liefern die Darsteller höchst amüsante Darbietungen, allen voran Michael Caine als Gouverneur des fiktiven Inselstaates Cascara. Technisch ist die DVD gut, wenn man die englische Kinofassung bewertet.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Water (GB 1985)
Länge 85 Minuten (Pal) - deutsche Kinofassung, 93 Minuten (Pal) - englische Kinofassung
Studio Sunfilm
Regie Dick Clement
Darsteller Michael Caine, Billy Connolly, Leonard Rossiter, u.a.
Format 1:1,33 (4:3) - deutsche Kinofassung, 1:1,85 (16:9) - englische Kinofassung
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar, Trailer
Preis ca. 12 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut