Neulich im Krisengebiet

War Inc. - Sie bestellen Krieg: Wir liefern!
(Blu-Ray)

In der nicht allzu fernen Zukunft des Films „War Inc.“ werden Kriege von Privatunternehmen geführt, weil der Staat auch dieses Betätigungsfeld privatisiert hat. So absurd das klingt, darf man nicht vergessen, dass zumindest nach Abschluss der offiziellen Kampfhandlungen bereits heutzutage private Sicherheitsdienste wie im Irak kräftig mitmischen. „War Inc.“ spinnt diese beunruhigende Entwicklung lediglich weiter. Das Unternehmen, das im fiktiven Land Turakistan den Krieg führt, trägt den Namen Tamerlane. Es unterhält nicht nur eine gut geschulte, mit allen notwendigen Waffensystemen ausgestattete Armee, sondern auch eine Spezialabteilung, die weniger offen agiert. Zu ihr gehört auch der Killer Brand Hauser, der nach Turakistan beordert wird, um Omar Sharif, den Chef eines Gasunternehmens, zu liquidieren. Der hat sich nämlich das dreiste Recht herausgenommen, eine Pipeline zu planen, um selbst die Kontrolle über den Rohstoff zu behalten. Hausers Tarnung ist die Leitungsposition einer Messe, mit der Turakistan die Vorzüge amerikanischer Firmen und deren Dienstleistungen nahe gebracht werden sollen. Zu Hausers Tarnaufgabe gehört auch die Organisation der Hochzeit des orientalischen Popsternchens Yonica Babyyeah. Während sich Hauser mit der zum Sexsymbol reduzierten Yonica herumschlagen muss und parallel den Mord planen soll, hat er es außerdem mit der Journalistin Natalie Hegalhuzen zu tun, die unbedingt die Wahrheit über die Vorgänge in Turakistan herausfinden will.

„War Incs.“ bittere Bestandsaufnahme aus dem Krisengebiet beinhaltet die These, dass die Welt von Irren regiert wird. Damit sind aber nicht Menschen gemeint, die dem geistigen Wahnsinn verfallen sind, sondern die einzelnen Akteure taumeln als traumatisierte Charaktere durch eine vernetzte Realität, die sie nicht im Griff haben. Deswegen fehlt die große Strategie, so sehr Unternehmen wie Tamerlane das auch zu kaschieren suchen. Im Zentrum der gesamten Handlung steht die Ad-Hoc-Entscheidung, die jeweils versucht ein überkomplexes, für den einzelnen völlig unverständliches Geflecht mit Hilfe einer impulsiven Aktion zu ordnen. So reagiert Hauser auf hartnäckige Fragen der Journalistin Hagelhuzen zunächst mit spontanen Abwehrtricks und Scheinzugeständnissen, um seine Souveränität zu beweisen, muss aber letztlich scheitern. Später wird er für sie in eine Gegend fahren, die als die unsicherste Region Turakistans gilt, ohne dass das etwas mit den anfänglichen Plänen zu tun hat, die ihn in das Land geführt haben. Das Popsternchen Yonica, das eigentlich heiraten soll, macht sich ebenso in eindeutiger Weise an Hauser heran, wie der Ölminister Omar Sharif bei Hagelhuzen landen will.

Nichts in „War Inc.“ folgt der ursprünglichen Absicht oder der Stimme der Vernunft, weil der Irrsinn regiert. Da bei den einzelnen Figuren auch noch persönliche Dramen zum Tragen kommen, wenn Hauser beispielsweise gesteht, dass er mal verheiratet war, seine Frau aber getötet wurde, entsteht eine Wüste Melange aus Satire, ernsten Szenen, Klamauk und Action, die vielleicht nicht konsistent ist, aber auf herrlich bissige Art und Weise die gnadenlose Überforderung der Akteure mit der unübersichtlichen Sachlage karikiert sowie seziert. Die Satire manifestiert sich sowohl in vielfältigen Details wie Werbung auf Panzern als auch in dem bitteren Hinweis, dass man Turakistan erst zerstört hat, um es dann mit eigenem Profit wieder aufzubauen, als auch in den ständigen Stimmungswechseln der aufeinanderfolgenden Szenen, welche die Unfähigkeit, das Geschehen logisch zu erfassen, treffsicher reflektieren. Die einzige Hoffnung, die „War Inc.“ bereit hält, ist die, dass einzelne Figuren aufgrund persönlicher Wandlung irgendwann eine zumindest moralisch integre Ad-Hoc-Entscheidung fällen werden. Das Element des Unbeherrschbaren wäre damit zwar nicht verschwunden, aber wenigstens etwas reguliert.

Bildqualität

Das saubere Bild besitzt bei Nahaufnahmen eine sehr gute Schärfe, so dass die Stärken des hochauflösenden Formates ausgespielt werden. Bei Totalen sinkt der Detailreichtum sowie die Kantenschärfe, bleibt aber noch im guten Bereich. Die kräftigen Farben überzeugen, während der Kontrast etwas flau wirkt. Die Körnigkeit der Vorlage stört nicht, sonstige Rauschmuster treten nicht nennenswert in Erscheinung.

Tonqualität

Die Dialoge der 5.1-DTS-HD-Master-Tonspuren sind klar und verständlich, störendes Rauschen gibt es nicht. Für die räumliche Wirkung ist nahezu ausschließlich der Musik zuständig, da sich das restliche Klanggeschehen hauptsächlich im vorderen Lautsprecherbereich abspielt. Der Originalton weist gegenüber der deutschen Synchronisation ein größeres Klangvolumen auf und kann eher überzeugen.

Extras

Das Making Of (etwa zwölf Minuten) hat einen starken Werbecharakter und bietet demjenigen, der den Film bereits gesehen hat nicht Neues. Hinter „Bei den Dreharbeiten“ (etwa 26 Minuten) verbirgt sich nicht untertiteltes, unkommentiertes B-Roll-Material, das zwischendurch immer wieder ganz ohne Ton auskommen muss, wenig spannend. Die Interviews mit John Cusak, Joan Cusak, Ben Kingsley, Marisa Tomei und Hillary Duff (alles Darsteller) decken sich so stark mit den Interviewpassagen aus dem Making Of, dass es reichlich dreist ist, sie noch mal als zusätzliches Material zu deklarieren. Eine Bildergalerie und der Trailer runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

„War Inc. - Sie bestellen Krieg: Wir liefern!“ erweist sich als grimmige Satire, welche die Überforderung unmoralischer Menschen in einer unübersichtlichen Welt karikiert. Technisch ist die Bluray recht gut.

Stefan Dabrock

Originaltitel	War, Inc. (USA 2008)
Länge	107 Minuten (24p)
Studio	3L
Regie	Joshua Seftel
Darsteller	John Cusack, Hilary Duff, Marisa Tomei, Joan Cusack, Dan Aykroyd, Ben Kingsley, u.a.
Format	1:2,35 (16:9)
Ton	DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel	Deutsch
Extras	Making Of, Interviews, Trailer, u.m.
Preis	ca. 16 EUR
Bewertung	gut, technisch recht gut