Jagdfieber

Unter Wölfen

Die Jagd ist ein archaisches Vergnügen, das die Auseinandersetzung zwischen dem Wild sowie dem Jäger in den Mittelpunkt rückt. Es geht dabei nicht um das Töten allein, sondern um den gesamten Vorgang des Aufspürens sowie anschließenden Erlegens. Für den Unternehmer Otto Stromberg bietet sein Besitz in Tschechien die Möglichkeit, seine Mitarbeiter zu einer Teamsitzung der anderen Art einzuladen. Gemeinsam wollen alle Beteiligten in dem weitläufigen Waldgebiet auf die Jagd gehen. Nur Ernst fischt lieber, als ein Gewehr in die Hand zu nehmen. Am Abend vor dem Gang in den Wald kommt es zu einem heftigen Streit zwischen Otto Stromberg und seinem Verkaufsleiter, der aufgrund eines vergangenen Ereignisses degradiert worden ist. Am nächsten Tag liegt Otto Stromberg tot im Wald.

Die Jagdgruppe entscheidet sich gegen eine Meldung bei der Polizei, weil sich der Tod kaum als Unfall erklären ließe. Die Sprachbarriere verstärkt die Angst, nicht ungeschoren aus der Sache herauszukommen. Also deckt man den Leichnam erst mal zu und zieht sich zur Beratung zurück. Schon bald verdächtigen sich die Anwesenden untereinander, Stromberg getötet zu haben. Fieberhaft versuchen sie, sich gegenseitig Motive anzuhängen. Geheime Absprachen sowie Aktionen lassen die angespannte Situation immer prekärer werden. Das ist effektiv inszeniert. Hinter einem Duschvorhang versteckte Menschen belauschen Handygespräche anderer, deren unvollständige Sprachfetzen vorgefertigte Verdächtigungen zu stützen scheinen. Andere Menschen schleichen sich wieder in den Wald, um Strombergs Leiche zu durchsuchen. Jeder scheint seine ganz persönlichen Interessen zu verfolgen, an der Wahrheitsfindung ist kaum einer interessiert. Dabei streut das Drehbuch immer wieder neue Informationssplitter, welche die eine oder andere Mordtheorie stützen.

Bis zum Schluss bleibt unklar, was wirklich im Wald passiert ist. Dabei zeichnet der Film ein düsteres Menschenbild, wenn das Team an den selbstbezogenen und egoistischen Handlungen seiner Mitglieder zerbricht. Der Gedanke eines gemeinsamen Miteinanders unter wirtschaftlich handelnden sowie denkenden Menschen entpuppt sich als Illusion, sobald der persönliche Vorteil am Horizont erscheint. Mit geschickter Montagetechnik, unterstützt durch eine effektive Musikuntermalung unterfüttern Daniel Hedfeld und René Sydow ihr entlarvendes Gesellschaftsportrait mit den notwendigen Spannungsbögen. Einzig das Finale, das nicht mehr aus der vorteilssuchenden Motivation der Beteiligten heraus entsteht, sondern mit übertriebener Hysterie krampfhaft herbeigeführt wird, entwertet die bis dahin bittere Analyse. Letztlich ist es doch nur das unkontrollierbare Schicksal, was in die Tragödie führt, der Mensch wird ein Stück weit von seiner Verantwortung freigesprochen. Das ist schade.

Bildqualität

Das Bild weist erwartungsgemäß keinerlei Defekte oder Verschmutzungen auf. Die Schärfe überzeugt durch großen Detailreichtum und klare Konturen. Lediglich bei Bewegungen leidet der gute Eindruck. Die Farben sind kräftig. Der Kontrast ist hier und da etwas steil, so dass auch in dunklen Szenen das eine oder andere Detail verschluckt wird. Das leichte Grundrauschen, das durchgängig vorhanden ist, stört nicht.

Tonqualität

Der DD 2.0 Mono-Ton liefert eine solide Qualität, so dass die Dialoge verständlich bleiben und die Musik ihre Effektivität ausspielen kann. Rauschen gibt es nicht.

Extras

Der Audiokommentar von Daniel Hedfeld und René Sydow (beide Regie, Drehbuch, Schnitt) geht detailliert auf die Dreharbeiten ein. Anhand einzelner Szenen erläutern sie sowohl technische Hintergründe (Beleuchtung, Kameraarbeit, etc.) als auch die Arbeit mit den Schauspielern. Dabei verschweigen sie auch nicht, was ihrer Meinung nach weniger gelungen ist. Ein sympathischer und informationsreicher Audiokommentar der guten Sorte.

Hinter Interviews verbirgt sich ein etwa 18minütiges Gespräch mit den beiden Regisseuren, in dem sie auf die Ideeentwicklung, die Besetzung sowie den Dreh eingehen. Dank nur weniger Überschneidungen mit dem Kommentar lohnt auch das Interview. Die etwa 8minütige Outtake-Rolle zeigt amüsante Missgeschickte beim Dreh, „Hinter den Kulissen“ (etwa 5 Minuten) zeigt das Team am Set beim Ausruhen, Essen oder Proben. Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Unter Wölfen“ funktioniert als spannungsgeladenes Kammerspiel, das über die Modellsituation der Gruppe im einsamen Waldhaus eine bittere Analyse menschlichen Egoismus abliefert. Lediglich das übertrieben hysterische Finale entwertet aufgrund der schicksalhaften Konstruktion den vorher verfolgten Ansatz, der Egoismus selbst richte die Gruppe zu Grunde. Technisch ist die DVD gut, das Bonusmaterial sehr gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Unter Wölfen (BRD 2005)
Länge 82 Minuten (Pal)
Studio epiX
Regie Daniel Hedfeld und René Sydow
Darsteller Jochen Kolenda, Wolfgang Kraßnitzer, Kathrin Hildbrandt, Sebastian Sommerfeld, u.a.
Format 1:1,66 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Daniel Hedfeld und René Sydow (beide Regie, Drehbuch, Schnitt), Trailer, u.m.
Preis ca. 15 EUR
Bewertung gut mit Schwächen im Abschluss, technisch gut