Schuld und Würfel

Storm

Die Montage nach der Eingangsactionsequenz stellt die Hauptfigur Donny als selbstgefälligen und arroganten Journalisten dar, der sich für cool und den restlichen Menschen überlegen hält. Sympathisch ist dieser Charakter an keiner Stelle. Insofern baut „Storm“ durchaus effektiv die Fallhöhe auf, von der Donny herabstürzen wird, um seine überhebliche Art zu verlieren. Alles beginnt mit einer harmlosen Taxifahrt im Dunkel der Nacht. Aber als eine Frau auf der Flucht vor finsteren Gestalten in das Taxi stürzt, in dem sich auch Donny aufhält, ist es mit der Ruhe vorbei. Der Fahrer muss sofort aufs Gas treten, damit die bösen Schergen nicht ungemütlich werden können. Nach erfolgreicher Flucht verschwindet die Unbekannte und Donny steht auf der Fahndungsliste der finsteren Gestalten. Als er später auch noch einen silbernen Würfel erhält, muss er das Geheimnis um den geometrischen Körper lüften, bevor es ihn verschlingt.

„Storm“ beginnt mit rasanter Action und schick ausgeleuchteten Bildern, die vielversprechend wirken. Während sich der Film auf visueller Ebene treu bleibt, indem er eine atmosphärische Optik aus regennassen, nächtlichen Straßen, auf denen sich das Licht der Laternen spiegelt, nebelverhangenen Orten oder ähnlichen hübschen Bildern bietet, macht sich inhaltlich mit zunehmender Lauflänge Ernüchterung breit. Ohne in Details zu gehen sei an dieser Stelle verraten, dass die Ursache für das ganze Spektakel ein Schuldkomplex ist, den die Hauptfigur mit sich herum trägt. Nach und nach offenbaren sich immer weitere Aspekte aus der Vergangenheit, welche die Hauptfigur der Lösung ein Stück näher bringen. „Storm“ präsentiert folglich ein einziges Rätsel sowie dessen verklausulierte Teile. Diese haben jedoch jenseits der konkreten Kindheitserinnerungen nur formal etwas mit dem Schuldkomplex zu tun. Die visuelle Gestaltung erzeugt lediglich eine mysteriöse Atmosphäre, erzählt aber inhaltlich nichts über die Hintergründe der Vergangenheit. Insofern mangelt es an einer filmischen Verknüpfung des Rätsels mit seiner Lösung. Die zusätzlich eingeführte Computerspiel-Thematik steht ebenfalls in keinem Zusammenhang zu dem angesprochenen Schuldkomplex. Der Schuldkomplex wiederum lässt sich nicht mit Fragen nach Realität oder Scheinwelt in Verbindung bringen. So stehen sich einzelne Bestandteile unversöhnlich und letztlich auch ungenießbar gegenüber.

Bildqualität

Das Bild entspricht dem üblichen Niveau einer mittelprächtig budgetierten Produktion. Analoge Defekte tauchen beim aktuellen Werk erwartungsgemäß nicht auf, die Schärfe schwankt zwischen gut und angenehm, so dass die Detailzeichnung eine durchschnittliche Qualität erreicht. Die Farben sind kräftig und geben die anvisierte Atmosphäre sehr gut wieder. Der Kontrast macht eine sehr gute Figur, so dass auch in den zahlreichen dunklen Szenen keine Details verschluckt werden. Nennenswerte Rauschmuster treten nicht auf.

Tonqualität

Auch die beiden 5.1-Spuren siedeln sich auf heute üblichem Niveau an. Wenn es turbulenter zugeht, dann macht sich eine räumliche Atmosphäre breit, in den ruhigen Szenen tritt dieser Aspekt stärker in den Hintergrund. Die Dialoge sind klar und verständlich, störendes Rauschen tritt nicht auf.

Extras

Der Audiokommentar der Regisseure Måns Mårlind und Björn Stein geht oftmals szenenbezogen auf ihre Intention ein, er gibt kleine Hinweise auf des Rätsels Lösung, ohne alles zu entschlüsseln und das visuelle Konzept spielt eine Rolle. Insgesamt handelt es sich um einen guten Kommentar zweier Menschen, die auf jeden Fall wissen, worin ihre Absicht bestanden hat.

Hinter dem komplett untertitelten „Behind the Scenes“ (etwa 58 Minuten) verbirgt sich ein Making Of mit ausgedehnten Interviews der beiden Regisseure. Sie legen detailliert ihre Arbeitsweise bezüglich der konkreten Regie beim Dreh, der Vorbereitung der Dreharbeiten und des Schnitts dar. Neben Äußerungen zur künstlerischen Intention geht es auch um die Arbeitsteilung am Set und das Zusammenspielt mit der restlichen Crew. Die leichten Überschneidungen mit dem Audiokommentar sind angesichts der Fülle an Informationen vernachlässigbar. Zusätzlich wartet der Beitrag mit ein paar B-Roll-Aufnahmen und kurzen Interviewsequenzen mit einigen der Darsteller auf. Die Spezialeffekte und die Musik spielt ebenfalls eine Rolle innerhalb der sehr guten Dokumentation.

Die deutsch untertitelten Deleted Scenes kann man sich mit und ohne Audiokommentar der Regisseure ansehen. Die Szenen selbst sind teilweise verlängerte Versionen im Film enthaltener Aufnahmen und teilweise echte herausgeschnittene Szenen, die jeweils aus gutem Grund in dieser Form nicht im fertigen Film zu sehen sind. Dennoch sind sie als einzelne Elemente ganz hübsch. Der Kommentar ordnet sie entsprechend ein.
Ein Storyboard-Szenenvergleich sowie der Trailer runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Storm“ scheitert daran, die mysteriösen Elemente emotional mit dem Hintergrunddrama zu verbinden. Im Ergebnis enthält das Werk zu viele Elemente, die nur dem Effekt geschuldet sind und den Film visuell aufblasen, ohne dass emotionale Substanz dahinter steckt. Deswegen fällt „Storm“ mit zunehmender Lauflänge wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Technisch ist die DVD gut. Das Bonusmaterial ist sehr gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Storm (Schweden 2005)
Länge 111 Minuten (Pal)
Studio Sunfilm
Regie Måns Mårlind , Björn Stein
Darsteller Eric Ericson, Eva Röse , Jonas Karlsson, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Schwedisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar der Regisseure, Trailer, u.m.
Preis ca. 16 EUR
Bewertung schwach, technisch gut