Traumtrip

Stephen King's Riding the Bullet - Der Tod fährt mit

Mick Garris' Filmographie weist überdurchschnittlich viele Stephen-King-Projekte auf. Unter anderem ist der Amerikaner für "The Stand - Das letzte Gefecht" und die Fernsehproduktion von "The Shining" verantwortlich. Bei "Stephen King's Riding the Bullet" kann Garris sein Gespür für Kings Mischung aus Jugenddrama und Horrorspannung beweisen. Die Hauptfigur Alan Parker studiert in den 60ern am College. Als seine Freundin mit ihm Schluss macht, begeht der verzweifelte Parker einen Selbstmordversuch, wird aber rechtzeitig gerettet. Kurz nach seiner Genesung erfährt er, dass seine Mutter höchstwahrscheinlich im Sterben liegt. Kurzerhand verschenkt Parker seine beiden Eintrittskarten für ein Konzert von John Lennon und der Plastic Ono Band, um sich stattdessen per Anhalter auf dem Weg zu seiner Mutter zu machen. Je länger er unterwegs ist, desto stärker suchen ihn Visionen mit merkwürdigen Todesahnungen heim und so mancher Autofahrer, der ihn mitnimmt, wirkt seltsam.
Über weite Strecken hat Mick Garris einen Volltreffer inszeniert, der die Stimmung der Unsicherheit, welche Alan Parker befallen hat, aufnimmt, um sie mit den spannenden Elementen zu kombinieren. Letztlich sind die Todesvisionen Ausdruck eines Veränderungsprozesses, in dem sich der junge Mann befindet. Die Sorglosigkeit seines bisherigen Lebens weicht einer zunehmenden Ernsthaftigkeit, in der Verantwortung für sich und andere eine größere Rolle spielt. Die Horrorelemente bebildern effektiv, dass das Ende der Persönlichkeitsveränderung offen ist. Jederzeit scheint eine mögliche tragische Entwicklung der Ereignisse greifbar. Deswegen funktionieren die vielen Erlebnisse Parkers, die fast vollständig nachts spielen, hervorragend als traumartige Spannungsszenen. Vor allem Jonathan Jackson als Alan Parker trägt mit seinem entrückt wirkendem Spiel den Film über die Ziellinie. Da macht es auch nichts, dass die Episode um zwei Rednecks, die Jagd auf Parker machen, reichlich künstlich in die Handlung hineingeschrieben wirkt und die Entscheidung, welche Parker treffen muss, wenig logisch mit dem Ende des Films zusammenhängt.

Bildqualität

Auch die Bildqualität der DVD ist ein echter Volltreffer. Gestochen scharf präsentiert sie den Film ohne Dreckspuren oder Bildpunkte. Die vielen blau ausgeleuchteten Nachtszenen erstrahlen in kristallklarer Optik und vermitteln auf effektive Weise die Horrorspannung des Films. Kontrast und Schwarzlevel sorgen hier für einen ungetrübten Filmgenuss, da auch keine Details verschluckt werden. Wer sich gerne Mal über Rauschmuster aufregt, ist hier an der falschen Adresse, denn es gibt keine.

Tonqualität

Die Tonqualität der beiden 5.1-Spuren ist dem subtilen Film sehr angemessen. In den entscheidenden Horrorszenen kommen die Surround-Lautsprecher gut zum Einsatz, um diese in ihrer Wirkung zu verstärken. Auch die Musik erschallt mit schöner Dynamik aus den Boxen. In den eher kammerspielartigen Szenen bietet der Ton eine gelungene Front-Stage-Kulisse. Die Dialoge sind stets klar und verständlich.

Extras

Das Bonus-Material besteht im wesentlichen aus zwei Audiokommentaren. Der erste wird von Mick Garris (Regie und Drehbuch) gesprochen. Klar strukturiert berichtet der Regisseur und Drehbuchautor zunächst über die Entstehungsgeschichte des Projektes, um im weiteren Verlauf stärker auf seine künstlerische Intention einzugehen. Dabei kommen auch Produktionstrivia nicht zu kurz. Insgesamt ist der Audiokommentar von Mick Garris sehr informativ und verständlich.

Der zweite Audiokommentar wird unter anderem von Mick Garris (Regie), Jonathan Jackson (Darsteller), Robert New (Kamera) gesprochen. Dieser Kommentar ist in bestimmten Passagen schwächer als der erste, weil es zum einen zu Überschneidungen mit Garris' Solo-Kommentar kommt und zum anderen teilweise recht banale Dinge verbreitet werden, die eher Promotionscharakter haben. So lobt man sich beispielsweise gegenseitig. In seinen guten Passagen lebt der Kommentar davon, dass Mick Garris früher als Journalist gearbeitet hat, der hier wieder durchkommt. Wann immer der Kommentar in Stille zu versanden droht, schaltet sich Garris mit gezielten Fragen ein, so dass man ergänzenden Informationen unter anderem über die Kameraarbeit sowie die Spezialeffekte erhält.

Das etwa 15minütige Making Of, das thematisch aufgeteilt ist, ist leider nicht der Rede wert.

Fazit

"Stephen King's Riding the Bullet" vereint Jugenddrama mit Horrorelementen. Versiert zeigt sich Regisseur Mick Garris beiden Elementen gewachsen und verbindet sie zu einem ebenso berührenden wie spannenden Film. Technisch ist die DVD ausgezeichnet, auch das Bonus-Material überzeugt weitgehend.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Stephen King's Riding the Bullet (USA 2004)
Länge 96 Minuten (Pal)
Studio mcone
Regie Mick Garris
Darsteller Jonathan Jackson, David Arquette, Cliff Robertson, Barbara Hershey, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS Deutsch, DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras Audiokommentar von Mick Garris (Regie und Drehbuch), Audiokommentar unter anderem mit Mick Garris (Regie und Drehbuch), Jonathan Jackson (Darsteller), Robert New (Kamera), u.m.
Preis ca. 18 EUR
Bewertung sehr gut