Das Kriegsbeil kommt wieder in Schwung

Die Schlacht am Apachen-Pass

Nach Delmar Daves „Der gebrochene Pfeil“ schlüpfte Jeff Chandler ein zweites Mal in die Rolle des Apachen-Häuptlings Cochise. Diesmal herrscht zu Beginn ein friedliches Miteinander zwischen den Indianern und dem amerikanischen Militär, das auf gegenseitigem Vertrauen zwischen Major Jim Colton und Cochise beruht. Einzig Apachen-Häuptling Geronimo schart in Opposition zu Cochise getreue Krieger um sich, die den Weg des Friedens nicht gehen wollen, da sie die Weißen als unrechtmäßige Eindringlinge in ihrem Land betrachten. Der Indianerbeauftragte Neil Baylor nutzt die Uneinigkeit der Indianer aus, um Zwietracht zu sähen. Seine Aufgabe ist es, die Apachen in ein Reservat umzusiedeln, damit die Indianer die Kontrolle über den strategisch wichtigen Apachen-Pass verlieren. Das friedliche Klima verhindert jedoch, dass eine militärische Aktion gegen die Indianer ohne Widerstände in den eigenen Reihen durchsetzbar ist. Vor allem Major Jim Colton setzt konsequent auf regelmäßige Gespräche zwischen ihm und Cochise. Neil Baylor wiegelt den abtrünnigen Geronimo weiter auf, um eine perfide Intrige in Gang zu setzen. Als Lohn verspricht er Geronimo Gewehre.

Eine differenzierte Charakterzeichung gehört nicht zu den Stärken in „Die Schlacht am Apachen-Pass“. Geronimo handelt als einfältiger, böser Indianer, der sich willig durch den ebenfalls bösen Weißen Neil Baylor instrumentalisieren lässt. Ein paar Gewehre als Lohn reichen aus, um Geronimo blind gegenüber Baylors intrigantem Plan der Aufwiegelung zu machen. Damit degradiert Sherman diese zentrale Figur zur reinen strategischen Größe, ohne selbstbestimmte Handlungsfähigkeit. Ähnliches gilt für einen unerfahrenen Offizier, der in Abwesenheit Major Coltons auf Geheiß Baylors die angespannte Situation mit einer eigenmächtigen Militäraktion weiter verschärft. Das Figurengeflecht und ihr soziales Umfeld bleiben angesichts solcher Drehbuchdarstellungen harmlose Staffage, sie bilden allgemeine Chiffren für die politische Aussage des Films. Hier liegt seine große Stärke. George Sherman nutzt die klare Figurenanordnung mit ihrer dramaturgischen Funktion innerhalb der Geschichte für das exakte Abrollen einer perfiden Intrige. Befreit vom Ballast ethnisch präziser Durchzeichnung des indianischen Lebens sowie einer genauen Darstellung der US-Kavallerie agieren die Platzhalter der einzelnen Gruppen in einer Handlung, die unaufhaltsam eskaliert. Das schärft den Blick für die Mechanismen der Gewalt, die in ständiger Opposition zu den Friedensbemühungen der beiden Hauptfiguren Cochise und Major Colton stehen. Ihre Vereinbarungen sind so eng mit den eigenen Persönlichkeiten verbunden, dass das friedliche Miteinander ausgesprochen fragil bleibt. Die Systeme hinter Ihnen stehen demgegenüber für kriegerisches Handeln.

Insofern besitzt „Die Schlacht am Apachen-Pass“ eine verallgemeinernde analytische Kraft, die sich mit der Frage auseinandersetzt, inwieweit systemimmanente Gewaltpotentiale überhaupt durch das Handeln Einzelner zurückgedrängt werden können. Dass der Film auch emotional wirkt, liegt zum einen an der einfachen Figuren-Konstellation, deren klare Aufteilung in Gut und Böse selbstverständlich dramatisches Potential besitzt, wenn man sich darauf einlässt, und an der sehr guten Kameraarbeit. Charles P. Boyle steigert mit teilweise gespenstischen Bildern – am eindruckvollsten ist eine Aufnahme der Schatten Gehenkter, deren Körper selbst nicht zu sehen sind – die Druckkulisse, welche die Intrige entfacht.

Bildqualität

Die Bildqualität des über 50 Jahre alten Films liegt im Rahmen. Dreckspuren oder Defekte tauchen erfreulicherweise kaum auf. Die Schärfe ist aber nur angenehm, die Konturen waschen stets aus. Darunter leidet auch die Detailschärfe. Die Farben machen eine gute Figur, so dass die Landschaft und der strahlend blaue Himmel zur beabsichtigten Geltung kommen. Der gute Kontrast unterstützt die Farbwiedergabe. Stehende Rauschmuster sorgen für Unschärfen bei Bewegungen, hinzu kommt ein leichtes Hintergrundrauschen.

Tonqualität

Die 2.0-Mono-Spuren machen eine ordentliche Figur. Die Dialoge sind jeweils klar und verständlich. Der deutsche Ton wirkt gegenüber dem Originalton etwas dumpfer, die Musik neigt zu blechernen Verzerrungen. Auch das Rauschen ist hier etwas intensiver als beim englischen Originalton.

Extras

Als Bonus ist eine kuriose etwa achtminütige Super-8-Fassung des Films enthalten, die entgegen zum Originalfilm als schwarzweiße Stummfilmfassung mit Untertiteln produziert wurde. Sie beschränkt sich darüber hinaus auf eine verkürzte Darstellung des Schlusskampfes. Eine Bildergalerie sowie der Trailer runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Die Schlacht am Apachen-Pass“ besticht durch eine präzise Beobachtung der Gefahren, denen ein fragiler Frieden ausgesetzt ist. Die simple Figurenzeichnung unterstützt diese Wirkung, ohne nachteilig auf das Ziel zu wirken. Der Preis ist eine Vernachlässigung sozialer Realitäten, die keine glaubwürdige Darstellung erfahren. Technisch ist die DVD ordentlich.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel The Battle at Apache Pass (USA 1952)
Länge 81 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie George Sherman
Darsteller Jeff Chandler, John Lund, Bruce Cowling, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Super-8-Fassung, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 15 EUR
Bewertung gut, technisch ordentlich