Das Indianer-Dilemma

Saskatschewan

SaskatschewanRaoul Walsh hat mit „Verfolgt“ („Pursued“, 1947) einen der besten Western der amerikanischen Filmgeschichte gedreht und überzeugte auch in anderen Genres, wie beispielsweise mit dem Gangsterfilm „Maschinenpistolen“ („White Heat“, 1949), in dem James Cagney als psychotischer Räuber überzeugt. „Saskatschewan“ besitzt demgegenüber eine diskussionswürdige Grundhaltung, die aus heutiger Sicht aber nicht mehr so eindeutig erscheint, wie noch zur Zeit der Produktion des Films. Das Geschehen spielt in Kanada, das nur selten als Westernschauplatz herangezogen wurde. Dort leben die Cree-Indianer mit den Weißen in Frieden. Als jedoch die amerikanischen Sioux immer öfter auf kanadisches Gebiet vordringen, wo sie Überfälle durchführen, werden die kanadischen Ordnungshüter nervös. Der neue Fortkommandant befiehlt die Entwaffnung der Cree-Indianer, welche ihr Leben jedoch nicht ohne Jagdmöglichkeit bestreiten können. Nur widerwillig nimmt Mounty Thomas O'Rourke seinem indianischen Freund dessen Waffe ab. Als bei einem Munitionstransport erneute Streitigkeiten zwischen O'Rourke und seinem Vorgesetzten über die richtige Strategie zu Tage treten, mit der ein Überfall der anrückenden Sioux vermieden werden kann, übernimmt O'Rourke schließlich das Kommando. Er führt den Trupp über einen Gebirgspass, während ihnen die Sioux auf den Fersen sind. Mit dabei ist auch ein amerikanischer Ordnungshüter, der eine unter Mordverdacht stehende Frau in die USA zurück bringen will, die O'Rourke als einzige Überlebende eines Sioux-Überfalls retten konnte.

Die Dramaturgie erinnert nach der Einführung an das klassische Szenario eines Kriegsfilms, in dem ein Kommandounternehmen durchgeführt werden muss. Walsh treibt dabei erst den Konflikt zwischen dem Saskatschewanindianerfreundlichen O'Rourke und den Hardlinern in seinen Reihen auf die Spitze, um darauf noch die Flucht vor den Indianern im schweren Gelände zu satteln. Daraus ergibt sich ein Spannungspotential, das Walsh mit seinem großen Inszenierungskönnen erfolgreich ausschöpft. Mal können die Flüchtenden die Indianer aus sicherer Entfernung beobachten, mal tauchen die Gegner wie unsichtbar ganz plötzlich aus dem Schutz der Felsen oder Bäume auf. Die Wald- und Gebirgslandschaft wird mit ihrer Unübersichtlichkeit zu einem Spiegel der stets drohenden Gefahr. Gleichzeitig reflektiert ihre atemberaubende Schönheit, die Walsh prominent ins Bild rückt, die zwar naive, aber berührende Hoffnung auf eine paradiesische Idylle.

Die Naturkulisse selbst nimmt mit ihrer widersprüchlichen Metaphorik den Konflikt auf, der innerhalb der Mountys ebenso wie zwischen Weißen und Indianern sowie letztlich auch zwischen den Indianern untereinander tobt. Denn die Cree-Indianer werden erst durch die nervöse Überreaktion der kanadischen Ordnungshüter in die Allianz mit den ungleich kämpferischeren Sioux getrieben. Die Art und Weise wie die Allianz schließlich scheitert und ein Keil zwischen die Indianerstämme getrieben wird, ohne dass die reine Instrumentalisierung der Cree-Indianer in irgendeiner Weise Thema des Films wäre, bleibt ein diskussionswürdiger Aspekt des Films. Während der Schluss zur damaligen Zeit vermutlich als lupenreines Happy End interpretiert wurde, besitzt das Geschehen aus heutiger Sicht eine extrem bittere Note. Die vergangene Zeit hat dem Ende seine Eindeutigkeit beraubt, was an sich schon ein interessanter Aspekt des Films ist.

Bildqualität

SaskatschewanDie Bildqualität des über 50 Jahre alten Films ist recht gut. Lässt man die naturgemäß auftretende leichte Körnigkeit Beiseite, fällt sofort die recht gute Schärfe auf, die nur in den Details leichte Schwächen zeigt und gelegentlich ein etwas matschiges Bild produziert. Die kräftigen Farbtöne überzeugen vollständig. Der gute Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Bei kleinteiligen Konturen ist das Bild nicht ganz ruhig, sonst halten sich die Rauschmuster in engen Grenzen, so dass die DVD angesichts des Filmalters überzeugend ist.

Tonqualität

Die beiden Mono-Tonspuren haben jeweils eine etwas dumpfe Grundklangfarbe. Während die deutschen Dialoge darin nahtlos aufgehen, klingen die englischen Pendants etwas heller und leicht verzerrt. Die Dialoge sind aber in beiden Fassungen gut verständlich.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer, einer Bildergalerie sowie einem 4-seitigem Booklet mit Informationen über den Film.

Fazit

Raoul Walsh verpasste „Saskatschewan“ eine sehr gute Spannungsinszenierung, die das Potential der überwältigenden Naturkulisse geschickt ausnutzt. Aus heutiger Sicht erscheint der Schluss nicht mehr wie ein Happy End, sondern besitzt den Charakter eines bitteren Kommentars. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Saskatschewan (USA 1954)
Länge 84 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Raoul Walsh
Darsteller Alan Ladd, Shelley Winters, J. Carrol Naish, Hugh O'Brian, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Trailer, Bildergalerie, 4-seitiges Booklet
Preis ca. 10 EUR
Bewertung diskussionswürdig, technisch angesichts des Filmalters gut