Schneller als das Drehbuch

The Quick and the Undead

Für ein Projekt, das als Mischung aus Italo-Western und Zombie-Film daher kommt, ist die Verpflichtung eines Darstellers, der sich Clint nennt, nicht das schlechteste Zeichen. Dieser Mann hier aber trägt auch als Filmfigur einen Namen. Ryn arbeitet als freischaffender Kopfgeldjäger, dessen Beute Zombies sind. Vor 85 Jahren breitete sich ein Virus aus, das weite Teile der Bevölkerung in Zombies verwandelte. Für jeden erlegten Zombie gibt es eine Belohnung. Hans hilft Ryn bei seiner Tätigkeit, indem er ihm Fleisch als Köder besorgt. Dafür erhält er zehn Prozent des Kopfgeldes. Da ihm das aber zu wenig ist, verrät er Ryn an dessen ehemalige Kollegen, die ihm nicht nur die Beute abnehmen, sondern auch über den Haufen schießen. Natürlich stirbt ein Kerl wie Ryn nicht ganz so schnell. Nachdem er wieder auf den Beinen ist, macht er sich an die Verfolgung seiner Gegner, welche auf dem Weg nach Union City sind. Dort soll es Zombies in Hülle und Fülle geben. Hans, den Ryn gefangen genommen hat, begleitet ihn.

Wer gerne und oft Low-Budget-B-Filme sieht, der kann recht schnell ein eigenes, unfreiwilliges Subgenre identifizieren, den Ansatzfilm. Dabei handelt es sich um Werke, die sowohl auf der Ebene der dramaturgischen Konstruktion - also Handlungsentwicklung, Figuren, etc. - als auch auf der Ebene der handwerklichen Umsetzung Potentiale verraten. Irgendetwas kommt ihnen jedoch dazwischen, so dass sie ihre Qualitäten nicht entfalten können. Bei „The Quick and the Undead“ sind es im wesentlichen die halbherzig ausgearbeiteten Figuren und Konflikte, welche größere Qualitäten verhindern. Ryn und sein Gegenspieler Blythe, der Anführer seiner ehemaligen Kollegen, sind natürliche Kontrahenten vor dem begrenzten Angebot jagbarer Zombies. Was aber den Bruch der beiden bewirkte, so dass Ryn eigene Wege ging, darüber schweigt sich der Film aus und lässt einen zentralen Konflikt, der spannungsreiches Drama in den Film hätte bringen können, sträflich brach liegen. In einer Szene erklärt Hans wimmernd seinen Verrat, indem er andeutet, dass man von zehn Prozent Kopfgeldanteil kaum existieren könne. Wieso das zu wenig Geld ist, führt der Film aber nicht näher aus, da die soziale Situation von Hans völlig unterbelichtet bleibt, wie überhaupt das Leben in dieser postapokalyptischen Welt mangels Erzählung kaum fassbar ist. Die Chance, Hans zu einer emotional bewegenden, tragischen Figur zu machen, was im Film definitiv angelegt ist, lässt Regisseur und Drehbuchautor Gerald Nott aus. Eine zentrale Verbindung zwischen zweien der Charaktere wird erst im Finale enthüllt, wo sie aus dramaturgischer Sicht nicht mehr wirken kann. Vorher hätte sie ein Suspense-Moment sein können.

Wenn solche Charakterisierungen und Konflikte nicht über die Handlung ausgearbeitet werden, dann besteht selbstverständlich immer noch die Möglichkeit, mit Ideen der Bildgestaltung oder Montage die Potentiale auszuschöpfen. Da reicht es dann aber nicht mehr, das Geschehen kongenial zu visualisieren, sondern die Visualisierung selbst muss zur Erzählung werden. Davon ist in „The Quick and the Undead“ aber nichts zu spüren. Die Endzeitszenerie wird zwar in entsprechenden Szenen verwahrloster Städte beziehungsweise staubiger Landschaft deutlich, mehr als dieses Minimum bietet der Film aber nicht. Deswegen spielen sich die verpassten dramaturgischen Chancen in den Vordergrund. Denn eine zentrale Tugend des Italo-Western lässt Gerald Nott ebenfalls außer Acht. Wenn die Geschichte zweckmäßig simpel ist, dann hilft es immer coole, manieristische Szenerien zu entwerfen. Davon ist die der schlichten Bildsprache aber nicht zu sehen.

Bildqualität

Das Bild der aktuellen Produktion kommt ohne analoge Defekte aus. Auch bei der Schärfe kann das Bild überzeugen. Nahaufnahmen sehen sehr gut aus, Totalen nur unwesentlich schwächer. Die Farben sind kräftig und entsprechen der visuellen Intention der Macher. Der Kontrast leistet gute Arbeit, so dass das Bild entsprechend plastisch wirkt. Das leichte Überstrahlen einiger heller Flächen stört angesichts der Endzeitatmosphäre kaum. Rauschmuster treten nicht nennenswert in Erscheinung.

Tonqualität

Der englische 2.0-Ton liefert klare und verständliche Dialoge ohne Rauschen. Dazu gesellt sich eine ausgewogene Abmischung zwischen Dialogen und atmosphärischen Geräuschen, so dass eine natürliche Klangkulisse entsteht. Die deutsche Synchronisation im 2.0-Format kann da nicht mithalten, weil die Dialoge gegenüber den Umgebungsgeräuschen überbetont werden, so dass alles etwas künstlich wirkt. Wer es unbedingt möchte, kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören.

Extras

Auf der DVD ist ein Audiokommentar von Gerald Nott (Regie) und Clint Glenn (Darsteller) enthalten. Darin berichten die beiden ausführlich über die Entstehungsgeschichte des Films, die Produktionsweise am Set, ihre Intention und filmische Zitate. Die Mischung aus informativen Fakten und unterhaltsamen Anekdoten funktioniert gut.

Erstaunlicherweise überschneidet sich das folgende Making Of (etwa 28 Minuten), dessen thematisch Schwerpunkt auf der Projektentwicklung liegt, kaum mit dem Audiokommentar, so das es ebenfalls sehenswert ist. Die drei Deleted Scenes (zusammen etwa drei Minuten) sind vor allem deswegen interessant, weil sie zuvor im Audiokommentar produktionstechnisch eingeordnet wurden. So sind sie stärker mit dem Film verbunden, als es sonst bei solchen Szenen der Fall ist. Die Outtake-Rolle (etwa zehn Minuten) bietet die übliche Mischung aus Missgeschicken und Versprechern. Drei Trailer runden das Bonusmaterial ab, das sehr gelungen ist.

Fazit

„The Quick and the Undead“ schöpft seine hübsche Idee einer Kreuzung aus Italo-Western und Zombie-Film leider nur mäßig aus. Es mangelt an dramaturgisch funktionierenden Charakteren und Konflikten oder einer Inszenierung, welche sich auf eine ausgefeilte Optik und Montage verlässt. Technisch ist die DVD gut, das Bonusmaterial lohnenswert.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel The Quick and the Undead (USA 2006)
Länge 75 Minuten (Pal)
Studio Atomik-Films
Regie Gerald Nott
Darsteller Clint Glenn, Nicola Giacobbe, Parrish Randell, Erin McCarthy, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Gerald Nott (Regie) und Clint Glenn (Darsteller), Making Of, u.a.
Preis ca. 14 EUR
Bewertung mittelmäßig, technisch gut