Tragik im Untergrund

Das Phantom der Oper

Das Phantom der OperNach „Dracula und seine Bräute“ (1960) und „Der Fluch von Siniestro“ (1961) drehte Terence Fisher für das britische Hammer-Studio eine Version des berühmten Romans „Das Phantom der Oper“, den Gaston Leroux im Jahr 1910 veröffentlichte. Für die Hammer-Adaption wurde die im Pariser Opernhaus spielende Geschichte nach London verlegt. Dort ereignet sich während der Uraufführung einer Oper aus der Feder Lord Edward D'Arcys ein tragischer Tod. Laut Polizeiermittlungen hat sich das Opfer, das plötzlich durch die Kulissen brach, selbst erhängt. Ein klassischer Selbstmord also. Die weibliche Hauptrolle muss nun aber neu besetzt werden, da die bisherige Sängerin aus Angst das Weite gesucht hat. In der talentierten Christine Charles hat der künstlerische Leiter Harry Hunter schnell Ersatz gefunden, aber als die junge Frau in ihrer Garderobe eine seltsame Stimme hört, wird auch Hunter klar, dass das Opernhaus ein Geheimnis birgt. Beim Versuch, das Rätsel zu lösen, kommt er auch der Vergangenheit Edward D'Arcys auf die Spur, der in die Angelegenheit verstrickt scheint.

Terence Fishers Verfilmung funktioniert weniger als Horror- oder Gruselstoff, sondern vielmehr als Kriminaldrama. Das liegt an der Ausgestaltung des Phantoms, das zwar als mysteriöse Stimme kurzzeitig leichten Gänsehautschauer verbreiten kann, aber an keiner Stelle des Films eine echte Bedrohung darstellt. Denn Herbert Lom verkörpert das Phantom mit schüchterner, zurückhaltender Körpersprache, die Ausdruck seiner geschundenen Seele ist. Das erlittene Das Phantom der Oper Unrecht hat ihn primär gebrochen und erst in zweiter Linie zu einer rächenden Figur gemacht. Dabei legt das Phantom jedoch nicht selbst Hand an, weil das nicht zu der gebrochenen Seele passt, sondern sein stummer, buckliger Gehilfe greift zum Messer wenn es nötig ist. Die Zurückhaltung des Phantoms ist jedoch nicht Ausdruck dämonischer Herrschaft, sondern er ist nicht in der Lage, eine aktive Rächerrolle zu spielen. Er ist stattdessen das tragische Geschöpf, das durch ein übles Schicksal in die Katakomben des Opernhauses verbannt wurde, obwohl sein Platz im Zentrum wäre. Dank seiner unschuldigen Naivität, die ihn schließlich auch in diese Lage brachte, strahlt das Phantom eine Reinheit aus, die im Gegensatz zur Machtbesessenheit D'Arcys steht, der die bittere Realität der Welt repräsentiert. Letztlich ist das Phantom deswegen auch nur in der Zurückgezogenheit der Katakomben überlebensfähig, was der Leidenstragik noch eine bedrückende Steigerung hinzufügt.

Bildqualität

Das Phantom der OperDas Bild der DVD weist eine recht ordentliche Schärfe auf, die zwar nicht die Qualität der bisherigen Veröffentlichungen in Koch Medias Hammer-Edition besitzt, aber angesichts des Filmalters zu gefallen weiß. Die Farben überzeugen mit kräftigen Tönen. Das Bild besitzt über die gesamte Lauflänge ein analoges Hintergrundrauschen, das kaum stört. Etwas auffälliger sind da schon die stehenden Rauschmuster, die immer wieder sichtbar sind.

Tonqualität

Der deutsch untertitelte, englische 2.0-Mono-Ton – eine deutsche Fassung des Films existiert nicht mehr – wartet mit verständliche Dialogen auf, kann sein Alter angesichts Verzerrungen bei den Höhen und einem ständigen Hintergrundrauschen jedoch nicht verbergen. Insgesamt ist der Ton aber völlig in Ordnung.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie, einem Radiospot, dem Trailer, und einem 16-seitiges Booklet. Da Radiowerbung nur selten auf DVDs enthalten ist, hat der Spot aus den 60er Jahren einen besonderen Charme. Das 16-seitige Booklet besitzt vier Seiten Text, in denen Uwe Huber vor allem ein paar Fakten drischt. Insofern also durchaus brauchbar.

Fazit

Terence Fishers „Das Phantom der Oper” überzeugt als Portrait eines tragischen Schicksals. Darin beschwört Fisher die Schönheit eines reinen, naiven Geistes, dem er die bittere Realität der Welt außerhalb einer Isolation entgegen stellt. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel The Phantom of the Opera (GB 1962)
Länge 81 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Terence Fisher
Darsteller Herbert Lom, Heather Sears, Edward de Souza, Michael Gough, Thorley Walters, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Bildergalerie, Radiospot, Trailer, 16-seitiges Booklet
Preis ca. 15 EUR
Bewertung gut, technisch angesichts des Filmalters gut