Der Tanz der teuflischen Veteranen

Operation Dance Sensation

Der Worte sind genug gewechselt, jetzt wollen wir Taten sehen. Niemand vermag das besser umzusetzen, als Thilo und Simon Gosejohann mit ihrem Niehorster Kreis, die seit vielen Jahren im heimischen Gütersloh unzählige Kurzfilme gedreht haben. Ihr erster Langfilm „Captain Cosmostic“ hat ein treue Fangemeinde und die Dialogzeile „Waffen weg, ich will Kick-Boxen“ wird auf ewig in die Filmgeschichte eingehen.
Das Magnum Opus des bisherigen Schaffens ist jetzt auf DVD erschienen: „Operation Dance Sensation“. Vor vielen Jahren in Vietnam waren Atlas und Jackson Kontrahenten, denn der widerwärtige Atlas hat Amerika verraten, um sein eigenes Süppchen zu kochen. Als Mastermind im Hintergrund zog Zorc die Fäden und der pazifistisch veranlagte Ralf Eden war auch mit von der Partie. Jackson sollte dem Treiben ein Ende bereiten. 20 Jahre später taucht Zorc mit Atlas in den heimischen Gefilden Jacksons auf und übernimmt von Ralf Eden dessen legendäre Disko „Dance Sensation“. Jackson, inzwischen allein erziehender Kopfgeldjäger, ahnt, dass die beiden etwas Widerwärtiges planen und beschließt, sie nicht aus den Augen zu lassen. Zusätzlich wird sein Leben durch ständige Ninja-Attacken und chronischen Geldmangel beeinträchtigt.
Wer tanzt, tut nichts Böses, heißt es – und tatsächlich, wenn die Veteranen Jackson und Atlas beim Tanzwettbewerb in Ralf Edens legendärer Disko „Dance Sensation“ auf der Bühne stehen oder das Bad in der Menge suchen, glitzert für einen kurzen Augenblick selbstzufriedene Glückseligkeit in ihren Augen, bis Atlas die Realität wider einholt und er aus Wut ein paar Ninjas ins Jenseits befördert. Der Tanzfilm der 70er und das Söldnergenre der 80er, zwei unversöhnliche Archetypen der Kinogeschichte treffen in „Operation Dance Sensation“ aufeinander, wagen in der zentralen Szene einen kurzen, flüchtigen Flirt und Films brechen in einem energiegeladenen Akt der Spannung wieder auseinander. Danach folgt das Finale und das ist furioses Kampfesgetümmel, das sich schließlich an der irakisch-amerikanischen Grenze entlädt. Die Gosejohanns entfachen hier einen Sturmlauf vom feinsten, der keine Minute zu lang ist. Bevor es jedoch soweit ist bietet das Werk grandiose erste 35 Minuten und danach eine leichte Verflachung aufgrund der reinen Nummernrevue. Diese besticht zwar weniger durch inneren Zusammenhalt, hält aber einzelne Glanznummern bereit. Bela B. Felsenheimer als schleimiger Medienwächter, der in der absurden Talkshow „Sag Jetzt“ die Sau raus lassen darf, muss man gesehen haben.

Bildqualität

Die Bildqualität der DVD ist gut. Obwohl der Film auf Digital-Video gedreht wurde sieht er sehr filmisch aus. Hier darf man der Kameraarbeit ein Lob zollen, aber das wurde ja schon an anderer Stelle gemacht (Diplomabschlussnote 1.0 an der FH Dortmund für die Kameraarbeit). Die Schärfe ist weitgehend gut, nur manchmal ist das Bild etwas matschig und die Konturen sehen bisweilen leicht ausgefranst aus. Die Farben und der Kontrast überzeugen auf der ganzen Linie, Rauschmuster gibt es nicht.


Tonqualität

Beim Ton sollte man vom 5.1-Track abstand halten. Die Umgebungsgeräusche sind gegenüber den Dialogen viel zu laut abgemischt, hier hat mein ein Beispiel wie man es nicht macht. Dagegen kann der 2.0-Ton voll überzeugen. Verständliche Dialoge eine einigermaßen druckvolle Soundkulisse und eine feine Musikwiedergabe. Hier stimmen die Faktoren, also Daumen hoch.

Extras

Simon und Thilo Gosejohann bemühen sich dem Audiokommentar einen alternativen Touch zu verleihen, indem Simon zwischendurch auf Toilette geht oder auch schon einmal gerülpst wird. Nun diese beiden Dinge sind auch schon fast das interessanteste am Audiokommentar, der leider richtig schlecht geworden ist. Jeder zweite Satz lautet in etwa „Das da ist …, dem haben wir viel zu verdanken, oder, oder, oder. Da außer den am Film Beteiligten niemand diese Leute kennt und auch nicht wirklich kennen lernt, handelt es sich hierbei um zwar gut gemeinten aber unerträglich langweiligen Privatkram. Da können dann auch einzelne Produktionstrivia oder andere unterhaltsame Einsprengsel den Kommentar nicht retten. Anhören ist Zeitverschwendung.

Nach diesem schwachen Start, setzt sich das übrige Bonusmaterial, das auf einer Bonus-DVD enthalten ist, allerdings deutlich vom Kommentar ab:

„Der Neverhorst Report“ ist ein knapp 50 Minuten langes Making Of, das hauptsächlich während der dreijährigen Dreharbeiten entstandenes B-Roll-Material ohne Kommentar enthält. Dank klug ausgewählter Szenen, so manches Missgeschick ist auch vorhanden, und der Tatsache, dass man versteht, was die Menschen sagen, bekommt man einen sehr interessanten Einblick in die Produktion. Es wird gezeigt, wie die Action entstanden ist und die Stimmung am Set kommt gut rüber.

„Die OPDS Restetruhe“ (ca. 10 Minuten) liefert verpatzte Szenen und zusätzliches Material vom Dreh.

„Der OPDS Giftschrank“ (ca. 26 Minuten) enthält entfallene und Szenen und solche, die neu gedreht wurden. Tatsächlich vermisst man die meisten der entfallenen Szenen nicht im fertigen Film, manches ist aber amüsant, so dass sich das anschauen lohnt.

Im „Neverhorst Museum“ (ca. 5 Minuten) steigen Thilo und Simon Gosejohann auf den Dachboden in Gütersloh und wühlen ein wenig in Requisiten zu alten Neverhorst-Filmen und OPDS.

„Die OPDS Premiere“ (ca. 8 Minuten) zeigt Bildmaterial von der Premierenfeier am 12. September 2003. Zwischen dem bunten Treiben sind an diesem Abend entstandene Aufnahmen einiger Darsteller geschnitten, die in die Kamera sagen, warum OPDS ein toller Film ist. Was soll man sagen, sie haben alle Recht.

Das „Kurzfilmfestival“ beinhaltet die Werke „Master of the Fist“, ein 16 Minuten langer hübsch gemachter Eastern, den unglaublich absurden „Invasion Neverhorst“ (7 Minuten), den brillanten Trailer „Cellular Genomic“ (1,5 Minuten), dessen Langfilmvariante man gerne sehen würde, die leider nicht existiert, und das dokumentarische Werk „Mörderball“ (8 Minuten), dem man seinen akademischen Hintergrund allzu deutlich ansieht.

Eine Bildergalerie und der Soundtrack runden die Bonus-DVD ab.

Fazit

„Operation Dance Sensation“ ist vermutlich die vergnüglichste DVD diesen Jahres, die ich in die Hände bekommen habe und noch werde. Ihr könnt es dem Gleich Tun. Action, Comedy, famose Gaststars und Söldner in Hochform machen den Film zu einem wunderbaren Werk.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Operation Dance Sensation (Neverhorst 2003)
Länge 107 Minuten (Pal)
Studio Legend Films
Regie Thilo Gosejohann
Darsteller Thilo Gosejohann, Simon Gosejohann, Alexander Clarke, Oliver Pieper, Wolfgang Butzlaff, Catrin Hansmerten, Bela B. Felsenheimer, Anke Engelke und als Gastninjas Ralf Hedwig sowie Kai Krick, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Deutsch
Untertitel Deutsch, Englisch
Extras Audiokommentar vom Thilo und Simon Gosejohann, Neverhorst Report, Kurzfilmfestival, Trailer u.m.
Preis ca. 20 EUR
Bewertung sehr gut