Die Gleichschaltung des Weins

Mondovino

Dass wir in einer globalisierten Welt leben, ist inzwischen nur noch eine banale Aussage. Interessanter ist da schon, wie sich das selbst im Weingeschäft auswirkt. Regisseur Jonathan Nossiter reiste nach Amerika, Frankreich, Italien, Brasilien und in weitere Länder, um dem aktuellen Weintrend auf die Spur zu kommen. Etwas verkürzt kann man sagen, dass die großen, berühmten Produzenten der zurzeit angesagten Spitzenweine - Mondavi, Rothschild - auf den verschiedensten Böden und Lagen Weine erzeugen, die geschmacklich sehr ähnlich sind. Das liegt an der komplexen Bearbeitung des Rebensaftes, mit der man das Erzeugnis sehr stark in ganz bestimmte Richtungen lenken kann. Garanten für die Berechenbarkeit des gleichgeschalteten Weins sind Berater wie Michel Rolland, die Kunden in Frankreich, Kalifornien oder auch Südamerika haben. Das Ziel sind bekömmliche, leicht verträgliche Weine mit rundem Charakter. Der Grund dafür liegt zu einem wesentlichen Teil im "Kritikerpapst" Robert Parker begründet, denn er ist es, der diese Art Weine bevorzugt und seine Stimme hat Gewicht. Dieser Art der Weinproduktion stehen die kleinen Güter gegenüber, die auf den Boden, das Terroir, schwören. Sie vertrauen den traditionellen Methoden, die aufgrund der geringeren Steuerungsmöglichkeiten wesentlich vielfältigere Weine hervorbringen.
Nossiter spürt die Befürworter der Weingleichschaltung in den großen Anbaugebieten auf und lässt sie zu Wort kommen. Dabei schlägt er sich durchaus auf die Seite der Traditionalisten, indem er auf Filmausschnitte zurückgreift, in denen die Großproduzenten und ihre Anhänger eher unsympathisch wirken. Vor allem Michel Rolland besitzt eine großkotzige Art, die seinen Ansichten nicht förderlich ist. Es wird schnell klar, dass hier eine Maschinerie am Werke ist, die glaubt bestimmen zu können, welcher Weingeschmack der eines Kenners ist, und welcher nicht. Die Motivation dahinter ist eine rein wirtschaftliche. Wenn die geschmackliche Note eines Spitzenweins klar definiert ist und zusätzlich das technische Knowhow existiert, wie diese Note unter den unterschiedlichsten klimatischen Bedingungen konstant hergestellt werden kann, dann sichert das den Absatz auf dem Markt. Mit einem echten Interesse am Wein hat das jedoch nichts zu tun, sondern es handelt sich um den Katechismus für die dummen Konsumenten, die wie Schafe einem Robert Parker hinterherlaufen.

Bildqualität

Die Bildqualität der DVD ist gut. Bei einer Dokumentation ist die Schärfe in der Regel nicht bis in alle Details klar. Das ist auch gut so, weil dadurch der unmittelbare Charakter erhalten wird. Selbstverständlich ist das Bild grieselig, und das ist auch gut so, weil ein gelacktes Bild bei "Mondovino" keinen Sinn ergeben würde. So hat man das Gefühl einer investigativen Reportage beizuwohnen.

Tonqualität

Der Ton liegt in einer mehrsprachigen Spur vor, weil natürlich alle Interviewten in ihrer Muttersprache sprechen, also italienisch, französisch, englisch u.m. Dabei ist alles klar und verständlich, so dass es keinen Grund für Beschwerden gibt.

Extras

Auf Texttafeln ist ein Interview mit Jonathan Nossiter sowie eine Bio- und Filmographie des Regisseurs enthalten. Zusätzlich gibt es den Trailer und ein paar weitere Texttafelinformationen über einzelne im Film auftauchende Personen.

Fazit

Jonathan Nossiter ist eine humorvolle Dokumentation über die aktuellen Gleichschaltungstendenzen im Weingeschäft gelungen. Dabei lässt er die großen Produzenten ebenso zu Wort kommen wie die Verfechter traditioneller Methoden. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Mondovino (Frankreich 2004)
Länge 135 Minuten (Pal)
Studio Concorde
Regie Jonathan Nossiter
Darsteller Robert Mondavi, Robert Parker, Michelle Rolland, Hubert de Montille, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mehrsprachig (Französisch, Italienisch, Englisch)
Untertitel Deutsch
Extras Texttafelinterview mit Jonathan Nossiter, u.m.
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut