Hotel Yakuza

Minbo – Die Kunst der Erpressung

Nach „Tampopo“ (1985) hat Savoy Film das zweite Regie-Werk Juzo Itamis veröffentlicht. Statt um Nudelsuppe geht es diesmal um das organisierte Verbrechen in Gestalt der japanischen Yakuza. Mit aufdringlicher Großspurigkeit bevölkern die Mitglieder verschiedener Gruppierungen ein Hotel, indem sich die Gäste davon zunehmend gestört sehen. Natürlich erpressen die Yakuza-Banden die Hotelleitung zusätzlich mit ungefragten Dienstleistungen, die bezahlt werden sollen. In seiner Not beauftragt der Manager des Hotels zwei seiner Angestellten, die Yakuza vor die Tür zu setzen. Die schüchtern und ängstlich agierenden Mitarbeiter sind mit der Aufgabe jedoch völlig überfordert. Zum Glück naht in Gestalt einer Rechtsanwältin Hilfe. Sie „trainiert“ die Mitarbeiter, wie sie sich am besten den Yakuza-Mitgliedern entgegen stellen können und steigt selbst in den Kampf gegen die Banden ein. Grausamkeiten und Gefahren verlieren ein stückweit Ihren lähmenden Schrecken, wenn ihnen ins Gesicht gelacht wird.

Der humorvolle Umgang mit ihnen stutzt sie auf ein normales Maß zurück. Deswegen ist die Komödie Juzo Itamis Waffe gegen die Yakuza, welche sich selbst gerne mythologische überhöhen, um als überlebensgroßes Machtfiguren zu erscheinen. In „Minbo“ treten sie als wüst brüllende Maulhelden auf, die sich mit entschlossener, ruhiger Art bekämpfen lassen. Das zentrale Element im Handeln der Yakuza ist neben geschickt eingefädelten Erpressungen – der Hotelmanager wird in eine Falle gelockt, willenlos gemacht und nackt mit einer Minderjährigen fotografiert – vor allem die Show. Sie zelebrieren die Kunst des Brüllens, um ihre Dominanz dem jeweiligen Gegenüber ins Gesicht zu schreien. Wer sich davon verunsichern lässt, hat verloren. Mit Hilfe der Rechtsanwältin, die Minbo – Die Kunst der Erpressungruhig Gegenargumente entwickelt, wenn die Yakuza ihre dreisten Anschuldigungen herausbrüllen, betreibt Regisseur Juzo Itami die Entzauberung des Mythos Yakuza. Statt dominanter Gangster bleiben ein paar lächerliche Knallchargen übrig, die, wenn auch immer noch laut brüllend, von dannen trollen, sobald man sich ihnen entgegen stellt. Die Banden denken sich zwar neue Erpressungsversuche aus, müssen nun aber reagieren statt zu agieren. Ein spezieller Raum wird innerhalb des Hotels mit Kameras und Mikrophonen für die Gespräche der Hotelangestellten mit den Yakuza eingerichtet, wenn die Gangster wieder mit irgendwelchen Forderungen auftauchen. Der Film liefert ein Lehrstück in psychologischer Kriegsführung, deren zentraler Aspekt darin besteht, den Yakuza neue Regeln zu diktieren. Auf ungewohntem Terrain versagen sie schließlich.

„Minbo“ entgeht der Gefahr, ein hölzernes Moraldrama zu werden, indem der skurrile Humor die Szenerie bestimmt. Groteske Brüllorgien sowie eine beschwingte Musik, welche die thrillerartige Grundgeschichte konterkariert, sorgen für die innere Dynamik der einzelnen Szenen. So macht sich niemals das Gefühl breit, einer sterilen Demonstration strategischer Taktik beizuwohnen. Die gegen Ende Einzug haltende Rückbesinnung auf die Gefahr, welche einem Kampf gegen das organisierte Verbrechen innewohnt, verleiht „Minbo“ bei aller Satire einen realistischen Aspekt. Auch wenn der Mythos der Übermacht, den sich die Yakuza gerne geben, Teil einer geschickten Show ist, ungefährlich sind sie deswegen noch lange nicht. Wer sich gegen sie stellt, muss auch damit rechnen, einen Preis zu zahlen. Das will Juzo Itami in seiner filmischen Aufforderung, die organisierte Kriminalität zu bekämpfen, zu Recht nicht verschweigen.

Bildqualität

Minbo – Die Kunst der ErpressungDie Schärfe der DVD wechselt zwischen angenehm und einer etwas matschigen Darstellung. Die Farben könnten etwas kräftiger sein, machen aber noch eine ordentliche Figur. Der Kontrast ist solide. Analoges Rauschen ist ebenso stets sichtbar, wie das Bild in manchen Szenen ein bisschen unruhig ist. Hier und da tauchen stehende Rauschmuster auf.

Tonqualität

Beide Tonspuren bieten verständliche Dialoge mit einem leichten, aber nicht störenden Hintergrundrauschen. Stellenweise kommt es zu leichten Verzerrungen bei den Höhen, die aber nicht besonders intensiv sind. Die nicht deutsch synchronisierten Szenen liegen auf japanisch mit deutschen Untertiteln vor.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus der kürzeren Exportfassung des Films, drei Teasern und einem Trailer zu „Minbo“.

Fazit

Mit den Mitteln der Komödie nimmt Regisseur Juzo Itami den Kampf gegen die Yakuza auf, indem er sie der Lächerlichkeit Preis gibt, um Ihnen den Schrecken zu nehmen. Sein humorvoller Film fordert letztlich zum Widerstand gegen das organisierte Verbrechen auf und verschweigt dabei auch die möglichen Gefahren nicht. Technisch ist die DVD unterer Durchschnitt.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Minbo no onna (Japan 1992)
Länge 118 Minuten (Pal)
Studio Savoy Film
Regie Juzo Itami
Darsteller Yasuo Daichi, Nobuko Miyamoto, Kôichi Ueda, Shirô Itô, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 2.0 Deutsch, Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras Alternative Filmfassung, Teaser, Trailer
Preis ca. 13 EUR
Bewertung gut, technisch unterer Durchschnitt