Prügel-Klopse

Meatball Machine

Yoji ist ein schüchterner Mechaniker, der im Kreis seiner großspurigen Kollegen untergeht. In der Pause beobachtet er stets eine junge Frau, die in der Fabrik nebenan arbeitet, aber er traut sich nicht, sie anzusprechen. Eines Abends wird sie durch Yojis Chef bedrängt, so dass Yoji, der zufällig vorbeikommt, die Chance nutzt, sich dazwischen zu werfen. Er ist seinem Arbeitgeber körperlich zwar unterlegen, kann aber durch sein Eingreifen die Situation bereinigen. Die Frau begleitet ihn mit nach Hause. Jetzt könnte der schöne Teil beginnen, wenn Yoji nicht ein paar Tage zuvor ein gepanzertes Etwas eingesammelt hätte, dass in seinem Schrank gerade jetzt zum Leben erweckt wird. Es handelt sich um einen Parasiten, der in Menschen eindringt, um ihr Bewusstsein zu übernehmen. Das Ziel der Mensch-Parasiten besteht darin, einen anderen Mensch-Parasiten zu finden, mit dem sie sich einen Kampf auf Leben und Tod liefern können. Natürlich wird die Frau befallen, so dass Yojis Hoffnung auf eine erfüllte Liebesbeziehung am Ende zu sein scheint.

Zunächst komme ich nicht darum herum, meiner höchsten Verwunderung Ausdruck zu verleihen, dass der Film ungeschnitten die FSK passiert hat. Damit will ich mich nicht zum Sittenwächter aufspielen, der hier Schnittauflagen fordert – grundsätzlich begrüße ich den Fall „Meatball Machine“ – aber einheitlich ist das Verhalten der FSK sicher nicht. Gleich in den ersten Minuten wird auf offener Bildfläche ein Schädel in der Mitte durchgesägt, es ist zu sehen wie das Gehirn geteilt wird. Auch wenn es sich dabei nur um einen Mensch-Parasiten handelt, ist das ziemlich kompromisslos. Der später im Film auftauchende Tentakel-Sex ist zwar nicht als Hardcore-Variante inszeniert, aber die Richtung ist mehr als deutlich. Es handelt sich um den Parasitenbefall der jungen Frau in Yojis Wohnung, womit ein großes Problem der Dramaturgie bereits beschrieben wäre. Denn es würde sich vermutlich nicht um einen japanischen Film handeln, wenn in der Mimik der Frau während der Attacke nicht auch Lustempfinden zum Ausdruck käme. Der Akt ihrer Verwandlung, der mit positiver sexueller Lust in Verbindung mit intellektueller Abwehr einhergeht, und die anschließende Behauptung einer tragischen Existenz fallen ein wenig auseinander. „Meatball Machine“ zeigt eindrucksvoll, welche Auswirkungen es hat, wenn die Macher Szene für Szene ihre Obsessionen ungeachtet des Gesamtkonzepts ausleben.

Während der Film bis zur Hälfte großen Wert auf die Liebesbeziehung zwischen Yoji und der Frau legt, wendet sich das Blatt nach dem Parasitenbefall in Richtung eines Monsterfilms, dessen emotionale Linie sich in aufeinander einschlagenden Prügel-Klopsen erschöpft. Yoji und die Frau begegnen sich, um einen schier endlosen Kampf zu beginnen, in dessen Szenen immer wieder Bilder des giggelnden Parasiten im Körperinneren eingeschnitten werden. Während die Parasitenbilder in immerwährender Wiederholung die Grenze der Lächerlichkeit schnell überschreiten und die Dynamik aus dem Geschehen nehmen, fällt vor allem die mangelnde Inszenierung emotionaler Regungen bei den Beteiligten ins Gewicht. Hier schlagen sich zwei ohne Zögern den Schädel ein, die Liebe füreinander empfunden hatten. Der Fokus liegt nur noch auf den sehr guten Latexeffekten, die exzessiv in Szene gesetzt werden. „Meatball Machine“ scheitert daran, dass er nicht das zu Ende zu erzählt, was er begonnen hat. Wer das nach 80 Minuten noch nicht begriffen hat, muss sich nur das Ende ansehen, das mit einer hohlen Wendung aufwartet, die den begriff Selbstzweck neu definiert.

Bildqualität

Gegen die Bildqualität des gering budgetierten japanischen Films lässt sich kaum etwas einwenden. Verschmutzungen oder Bildpunkte treten kaum auf, die Schärfe ist weitgehend gut. Die Detailfreudigkeit bei Totalen könnte etwas besser sein, aber alles in allem ist die Qualität vor allem vor dem Hintergrund der Produktion gut. Die Farben wechseln zwischen kräftigen und entsättigten Tönen. Letzteres bedingt sich durch die Cyberpunk-Bezüge des Films. Der Kontrast macht eine ordentliche Figur, so dass in dunklen Szenen nur selten Details verschluckt werden. Störende Rauschmuster tauchen nicht auf.

Tonqualität

Die 2.0-Tonspuren nutzen die vorderen Boxen gut aus. Sowohl die Musik als auch Actiongeräusche liefern eine dynamische Kulisse. Die Dialoge sind klar und verständlich, störendes Rauschen oder andere Verzerrungen gibt es nicht, so dass die Umsetzung gelungen ist.

Extras

Extras gibt es nicht.

Fazit

„Meatball Machine“ liebt den Exzess, den die Macher in persönlichen Obsessionen ausleben. Hinsichtlich der Latexeffekte kann man dem Film nichts vorwerfen, hinsichtlich einer funktionierenden Dramaturgie aber schon. Am Ende ist schließlich alles egal und ein großes Loch der Bedeutungslosigkeit tut sich auf. Für einen nutzlosen Kaugummi ist der Film aber viel zu sperrig inszeniert, um Spaß zu machen. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Mîtobôru Mashîn (Japan 2005)
Länge 90 Minuten (Pal)
Studio Asian Film Network
Regie Yudai Yamaguchi und Yunichi Yamamoto
Darsteller Issei Takahashi, Aoba Kawai, Tedzuka Tôru, u.a.
Format 1:1,33 (16:9)
Ton DD 2.0 Japanisch, Deutsch
Untertitel Deutsch
Extras -
Preis ca. 22 EUR
Bewertung schwach, technisch gut