Auf dem Weg ins Nichts

Dance of the Dead

special: masters of horror - alle folgen

Tobe Hoopers „Dance of the Dead“ ist einer der Fälle, in denen ein Werk gut gemeint, aber nicht gut gemacht ist. Die Geschichte besitzt gesellschaftskritische Ambitionen mit bitterem Zungenschlag. Der Dritte Weltkrieg hat die Lebensverhältnisse grundlegend verändert. Bliss-Attacken, eine Art tödlicher Partikelniederschlag, haben die amerikanische Bevölkerung stark dezimiert. In der trostlosen Ödnis angesichts einer zerstörten Gesellschaft betreibt Kate mit ihrer Tochter Peggy ein Diner, dessen gepflegtes Innere mit den frisch gebackenen Apfelkuchen dem Verfall zu trotzen scheint. Als zwei Motorradrowdies mit ihren Freundinnen im Diner auftauchen, spürt Peggy den Drang, der Langeweile zu entkommen. In der Nacht schleicht sie sich aus dem Haus, um sich den Gleichaltrigen anzuschließen, die nicht nur eine Menge Drogen dabei haben, sondern auch ein berüchtigtes Stadtviertel ansteuern. Ihr Ziel ist der Doom-Room, dessen Hauptattraktion ein ganz spezielles degeneriertes Schauspiel ist. Während der skurrile Besitzer und Publikumseinpeitscher die Show ankündigt, macht sich Peggys Mutter auf den Weg, die Tochter zu suchen. Zwei Beispiele genügen, um die Schwächen der Folge offen zu legen. Relativ am Anfang wird der Doom-Room mit seinem Besitzer eingeführt, der sich auf gewohnt exaltierte Art und Weise an sein Publikum wendet. Es folgt ein Schnitt auf eine Straße. Die zwei Motorradrowdies noch ohne ihre Freundinnen überfallen ein altes Ehepaar, im Diner hören Peggy sowie Kate einen Radiobericht über die Bliss-Attacken, eine durch Bliss gezeichnete Bekannte erscheint im Diner, die Kate rüde durch den Hinterausgang hinausbugsiert. Peggy folgt der Frau, um ihr was zu essen zu geben. Danach tauchen die Motorradrowdies mit ihren Freundinnen im Diner auf, sie unterhalten sich mit Peggy, trinken Kaffee und verschwinden wieder. Jetzt folgt wieder ein Schnitt in den Doom-Room, in dem der Einpeitscher eine ähnliche Rede wie zuvor ans Publikum richtet. Oder redet er immer noch? Wie viel Zeit ist vergangen? Es ist zwar aus filmischer Sicht verständlich, nach der ersten Rede des Einpeitschers den Doom-Room zu verlassen, um die Spannung hoch zu halten, aber der Schnitt in die gleiche Situation sorgt für eine völlige Verwischung zeitlicher Zusammenhänge, welche zu einer unangenehm holprigen Erzählung führt. Die zweite Schwäche der Episode offenbart sich, sobald Peggy mit den Motorradrowdies mitfährt. Bereits nach zwei Minuten hat der Film verdeutlicht, dass die jungen Leute risikosüchtig sind und Drogen schätzen, dennoch dauert die Fahrt um ein vielfaches länger, ohne dass dem degenerierten Treiben irgend etwas hinzugefügt würde. „Dance of the Dead“ hat im besten Fall das Potential für einen halbstündigen Film, so statisch verhalten sich alle Figuren. Am Ende vollzieht Peggy schließlich eine Wandlung, die nur sehr unzureichend vorbereitet wurde, weil es keine fließenden Bewegungen innerhalb der Erzählung gibt. Alle Änderungen brechen mit der Plattheit einer umgeblätterten Seite in das Geschehen ein, so dass die Ambitionen untergehen.

Bildqualität

Die Bildqualität siedelt sich in „Deer Woman“-Regionen an. Bildpunkte oder Verschmutzungen gibt es selbstverständlich nicht zu beklagen. Die Schärfe ist sehr gut, das Bild wirkt detailreich. Die Farbwiedergabe ist sehr gelungen, gleiches gilt für den tiefen Schwarzwert, so dass sich die einzelnen Szenen gut entfalten können. Rauschmuster halten sich in engen Grenzen.

Tonqualität

Der Ton entfaltet seine dynamischen Qualitäten vor allem auf den vorderen Lautsprechern. Die Dialoge werden rauschfrei und verständlich wiedergegeben. Eine echte räumliche 5.1-Kulisse entwickelt sich kaum. Insgesamt kann man aufgrund der guten restlichen Abmischung aber sehr zufrieden sein.

Extras

Die sechs Interviews mit einer Gesamtlänge von etwa 76 Minuten fallen durchwachsen aus. Der Autor der zugrunde liegenden Kurzgeschichte Richard Matheson geht auf diese fast gar nicht ein und plaudert angesichts der miesen Fragen lieber über sein anderes Werk. Ganz nett. Sein Sohn Richard Christian Matheson, der das Drehbuch zur Episode geschrieben hat, widmet sich demgegenüber intensiv der Geschichte sowie der Umarbeitung in ein Drehbuch. Inhaltliche und interpretatorische Ausführungen wechseln sich mit Erinnerungen aus seinem bisherigen Schaffen ab. Gelungen. Darsteller Robert Englund geht sehr detailliert und mit großer Begeisterung auf seine Rolle sowie die Entwicklung des Charakters ein. Gleichzeitig freut er sich wie ein Schneekönig über seine Zusammenarbeit mit Tobe Hooper bei der Episode und seiner bisherigen Filmkarriere. Ein amüsantes Interview, das einen Showman bei der Arbeit zeigt. Jonathan Tucker und Jessica Krüger haben der Episode in ihren Interviews nichts hinzuzufügen, das Interview mit dem Choreografen des “Dance of the Dead“ ist zunächst ganz interessant, dann aber wiederholt es sich ständig, so dass man das Gefühl hat, einen unbearbeiteten Rohschnitt zu sehen. Die Behind the scenes Aufnahmen (etwa 48 Minuten) zeigen erneut unkommentierte Bilder in der Maske sowie eine Szene vom Dreh. Wer sich gern ansieht, wie halbnackte Frauen mit Farbe besprüht werden, wird auf seine Kosten kommen, alle anderen brauchen nicht zuzusehen. Die Biographie von Tobe Hooper rundet das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Dance of the Dead“ scheitert vor allem an seinem Drehbuch, das bestenfalls Material für eine halbstündige Episode enthält. Vor diesem Dilemma gerät die Inszenierung unnötig langatmig, teilweise aber auch handwerklich klobig. Technisch ist die DVD sehr gut, das Bonusmaterial durchwachsen.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Dance of the Dead (USA 2005)
Länge 56 Minuten (Pal)
Studio Splendid
Regie Tobe Hooper
Darsteller Jonathan Tucker, Robert Englund, Jessica Lowndes, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Behind the scenes, Interviews, u.m.
Preis ca. 14 EUR
Bewertung schwach, technisch sehr gut