Flugschau

Krieg der Infras

Über die Entstehungsgeschichte des Films sowie die Verantwortlichen könnte man einen eigenen längeren Text verfassen – aus diesem Grund ist ein solcher auf der DVD als Texttafel enthalten. An dieser Stelle nur soviel: „Krieg der Infras“ wurde aus Teilen einer japanischen Kamen-Rider-Serie – vermutlich handelt es sich um zwei Teile – sowie anderem Material zusammen geschnitten, das die beiden hauptsächlichen Handlungsstränge miteinander verbinden soll. Der hier genannte Regisseur Minoru Yamada ist der Regisseur der vermutlich zugrunde liegenden Kamen-Rider-Serie, also höchstwahrscheinlich nicht wirklich der Urheber von „Krieg der Infras“, da Herr Yamada kaum Teile seines eigenen Erzeugnisses zu einem im Handlungsverlauf etwas holprigen Spielfilm zusammen geschnitten haben dürfte. Das Lexikon des internationalen Films nennt einen Lin Chong Kuang als Regisseur und ordnet das Werk Hongkong zu, das Produktionsjahr ist danach 1977 und nicht 1981. Ob das korrekt ist, lässt sich wenn überhaupt nur nach umfangreicher Recherche feststellen. Natürlich ist der Originaltitel angesichts der Produktionsgeschichte ebenfalls unklar. Sicher ist in jedem Fall, dass der Film aus verschiedenen Teilen zusammen geschnitten, eigenes Material dazugedreht wurde und er nichts mit „The Super Inframan: Invasion aus dem Inneren der Erde“ (1975) zu tun hat.

Und nun zum Inhalt. Durch eine einschneidende Begegnung erhalten zwei junge Männer Superheldenfähigkeiten. Mit einem speziellen Gürtel können sie sich fortan in die Super-Infra-Men verwandeln. In dieser Gestalt tragen sie teils bunte Anzüge und vor allem seltsame Helme, die ihre Köpfe mit insektenartigen Attributen ausstatten. Ihnen gegenüber steht die Satansbruderschaft, welche eine Formel in ihren Besitz bringen will, die es ihnen ermöglicht, die Erdachse zu neigen. Damit könnte sie dann die Welt beherrschen. Die Superinframen müssen das natürlich verhindern. Die eben niedergeschrieben Geschichte ist wirklich toll, aber noch besser wird der Film durch die aberwitzigen Kostümierungen, die dem ganzen Geschehen eine Optik verleihen, als habe man 10jährigen ein paar Drogen untergeschoben. Die Mitglieder der Stansbruderschaft sehen entweder aus wie eine Popvariante von Graf Dracula (der Unterboss) oder aber sie tragen belämmerte Tierkostüme, die an Fabelwesen erinnern. Möglicherweise lässt sich das ganze sogar deuten, wenn man in japanischer Mythologie zu Hause ist, könnte aber auch ein, dass selbst Japaner diese Wesen nur merkwürdig finden. In jedem Fall passiert im Film nur wenig mehr, als dass sich die in Tierkostümen gekleideten Bösewichte mit den Superinframen prügeln. Dabei fliegen alle Beteiligten immer sehr eindrucksvoll durch die Luft und machen gelegentlich sogar Saltos. Motorräder spielen auch noch eine Rolle. Dabei sorgt der Film für Variationen, indem er sich Anleihen bei verschiedenen Genres holt. In einer Szene werden die Inframen gekreuzigt. Der Gestus der Aktion erinnert an Italowestern, was durch die Musik zusätzlich verstärkt wird, und das ist nur ein Beispiel. Unnötig zu erwähnen, dass die Synchronisation zu einem solchen Spektakel noch einen Drauf setzt. Mit 74 Minuten besitzt das Werk genau die richtige Länge, bevor es nervend werde würde.

Bildqualität

Die Bildqualität ist eher schwankend, was vielleicht auch mit dem unterschiedlichen Material zu tun haben könnte. Manche Szenen besitzen extrem kräftige Farben und eine gute Schärfe, andere fallen deutlich schwächer aus. Bildpunkte tauchen immer wieder auf, spielen sich aber nur selten besonders deutlich in den Vordergrund. Insgesamt sieht der Film besser aus, als man das vorher erwartet hätte.

Tonqualität

Der Ton ist völlig in Ordnung. Rauschen hält sich in Grenzen, so dass man den Wahnsinn der Synchronisation vollständig genießen kann.

Extras

Jörg Buttgereits „Captain Berlin“ (etwa 10 Minuten) ist natürlich genau der richtige Kurzfilm für diese DVD. Mit Spidermankostüm und Berlinflagge als Cape ausgestattet kämpft Captain Berlin gegen das Böse auf einem Parkhausdach. Wie Böse das Böse ist und wie heldenhaft der Captain zu Werke geht lässt sich nur nach eigener Ansicht beurteilen.

Hinter „Auf Spurensuche“ verbirgt sich ein umfangreiches Texttafelkapitel zur Entstehungsgeschichte des Films. Sehr lesenswert. Eine Bildergalerie und Trailer runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Krieg der Infras“ besitzt den Charme kindlichen Unsinns. Zumindest auf westliche Augen wirkt der Film gänzlich unschuldig in seinem aberwitzigen Umgang mit Genres und Kostümen. Natürlich steckt dahinter nur irgendjemand, der auf einfache Weise Geld machen wollte, das stört aber nicht. Technisch ist die DVD in Ordnung.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Kamen Rider Super-1: The Movie (Japan 1981)
Länge 74 Minuten (Pal)
Studio cmv laservision
Regie Minoru Yamada
Darsteller Hiroshi Miyauchi, Shunsuke Takasugi, Nobuo Tsukamoto, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Deutsch
Untertitel -
Extras Kurzfilm: Jörg Buttgereits „Captain Berlin“, Trailer, u.m.
Preis ca. 10 EUR
Bewertung amüsant, technisch ordentlich