Gen-Klon aus Carpenter und Cronenberg

Isolation

Abgeschiedene Orte eigen sich ausgezeichnet für Horrorgeschichten, weil die Bedrohung größer wird, wenn die Fluchtmöglichkeiten eingeschränkt sind. Der irische Regisseur Billy O’Brian zeigt in seinem Erstlingswerk, dass eine Farm in der irischen Einöde genauso isoliert sein kann wie die wissenschaftliche Südpolstation in John Carpenters „The Thing“. Leser mit lexikalischem Filmwissen mögen mir nachsehen, dass ich nicht den Howard-Hawks/Christian-Nyby-Film „Das Ding aus einer anderen Welt“ als Reminiszenz nenne, aber im rein inszenatorischen Vergleich bietet sich das schlicht nicht an. David Cronenberg kommt bei dem ins Spiel, was die Ereignisse auf der Farm ins Rollen bringt. So eine Kuh ist zunächst nichts besonders gespenstisches, wenn aber Genexperimente an den friedlichen Milchlieferanten durchgeführt werden, kann die Situation umkippen. Der wissenschaftliche Hintergrund in Verbindung mit einer schleimigen Optik liefert Bilder, die auch in einem Cronenberg-Film ein wohliges Zuhause gefunden hätten. Denn in einem Horrorfilm geraten Genexperimente genregemäß außer Kontrolle, damit die Beteiligten und mit ihnen der Zuschauer um das Leben fürchten müssen.

Besonders effektiv ist ein Horrorfilm dann, wenn eigentlich Unbeteiligte in die Sache hineingezogen werden, was Billy O’Brian ebenfalls beherzigt, indem er nicht nur den Farmer, die Veterinärin und den Genwissenschaftler mit der Gefahr konfrontiert, sondern auch ein Pärchen, dass sich in der Nähe versteckt. Sie alle müssen sich mit der Mutation herumschlagen, welche das unerwünschte Ergebnis der wissenschaftlichen Bemühungen ist. Unangenehmerweise ist die Mutation höchst gerissen – könnte man zumindest meinen -, nur schwer aufzustöbern, schwer zu töten, daran interessiert sich zu vermehren und tödlich. Die Figuren müssen im Verlaufe der Handlung feststellen, dass so eine Farm deutlich mehr Verstecke bietet, als sie sich zunächst haben träumen lassen.

Billy O’Brian inszeniert den Horror im Dunkel der Nacht, welche nur wenig Sichtbares offenbart. „Isolation“ ist einer der wenigen Horrorfilme, denen es gelingt die Gefahr omnipräsent werden zu lassen. Die Menschen werden in einen Zustand immerwährender Angst zurück versetzt, der sie hilflos erscheinen lässt. Das ist vor allem angesichts des wissenschaftlichen Experimentes interessant, das alles auslöst. Möglicher Fortschritt als Folge machtvoller Intelligenz und kindliche Machtlosigkeit vereinen sich im Dunkel der existenzbedrohenden Ereignisse. Auf dem Spiel steht im Übrigen nicht nur das Leben der handelnden Figuren, sondern auch das des Restes der Menschheit, weil eine Epidemie droht. Das gezeichnete Spannungsfeld markiert einen entscheidenden Baustein auf dem Weg der Erkenntnis, was die menschliche Existenz auf diesem Planeten ausmacht. „Isolation“ reiht sich in die Riege der intelligenten und unverschämt spannenden Horrorfilme ein.

Bildqualität

Blitzblank präsentiert sich das Bild der DVD ohne Defekte oder Verschmutzungen. Die Schärfe ist richtig gut geworden. Sowohl Details als auch die Konturen treten ohne nennenswerte Verwischungen in Erscheinung. Die Farbpalette gibt den reduzierten, stets etwas schmutzigen Look ausgezeichnet wieder. Hier wurden keine Fehler gemacht. Der tiefe Schwarzwert und der gute Kontrast sorgen für ein atmosphärisches Bild. Dass man nicht immer alle Details sehen kann, fördert den Spannungseffekt. Nennenswerte Rauschmuster gibt es nicht.

Tonqualität

Die beiden 5.1-Spuren unterscheiden sich vor allem dadurch, dass der englische Originalton die ausgewogenere Abmischung aufweist. Die atmosphärischen Nebengeräusche, die in den richtigen Spannungsmomenten aus den hinteren Boxen kommen, sind hier stärker räumlich angelegt, als bei der deutschen Tonspur, deren Lautstärkepegel nicht immer der tatsächlichen Herkunft der Geräusche entspricht. Darüber hinaus ist die Musik für die Surround-Atmosphäre verantwortlich. Die Dialoge sind klar und verständlich.

Extras

Der 14minütige Kurzfilm „The Tale of the Rat that wrote” erweist sich als humorvolle, sehr schön fotografierte Märchengeschichte mit leicht düsterer Atmosphäre.

Die 21minütige Dokumentation „Inside the Barn“, besteht aus einem Interview mit Regisseur Billy O’Brian, das durch Filmausschnitte illustriert wird. Da O’Brian einiges zu seiner Intention, den Produktionsumständen und anderen Aspekten des Projektes zu berichten weiß, lohnt sich das Anschauen.

Hinter „Interview“ verbirgt sich der achtminütige Auftritt des Regisseurs auf dem Fantasyfilmfest in Berlin. Hier stellt sich der Ire sowohl den Fragen der Moderatorin Frederike Dellert, als auch denen des Publikums. Viel Neues erfährt man hier zwar nicht, aber der Auftritt wirkt sehr sympathisch und ist ein hübsches Dokument des Festivalauftritts. Eine Bildergalerie zum Design der Filmkreaturen, ein Storyboard-Film-Vergleich sowie der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Isolation“ liefert spannenden Horror mit faszinierenden metaphorischen Deutungsmöglichkeiten. Billy O’Brian inszeniert sein Genrestück mit souveräner Hand. Technisch ist die DVD sehr gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Isolation (GB/Irland 2005)
Länge 91 Minuten (Pal)
Studio Sunfilm
Regie Billy O’Brian
Darsteller John Lynch, Ruth Negga, Sean Harris, Essie Davis, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS Deutsch; DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Kurzfilm „The Tale of the Rat that wrote“, Dokumentation „Inside the barn“, Trailer
Preis ca. 16 EUR
Bewertung sehr gut, technisch sehr gut