Rennsportdominanz

Indianapolis

Eine Geschichte über die Vereinbarkeit von Beruf und Ehe klingt zunächst nicht nach einem Stoff, der für eine filmische Umsetzung prädestiniert ist. Wenn es sich beim Beruf aber um den eines Rennfahrers handelt, dann liegen die Möglichkeiten für eine dramatische Inszenierung auf der Hand. Paul Newman verkörpert im 1969 gedrehten Drama „Indianapolis“ den aufstrebenden Rennfahrer Frank Capua, dessen größter Rivale sein Teamkollege Luther Erding ist. Auf den amerikanischen Rennstrecken machen die beiden zumeist die Plätze Eins und Zwei unter sich aus. Eines Abends lernt Frank Elora kennen, die in einer Autovermietung arbeitet. Nach der Heirat scheint das Glück für beide perfekt zu sein, aber Frank stürzt sich bedingungslos in seine Arbeit als Rennfahrer, um die 500 Meilen von Indianapolis zu gewinnen. Für Elora wird das Leben immer langweiliger, da sie ihren Mann kaum noch zu Gesicht bekommt. Auch ihr Sohn aus erster Ehe entfernt sich zunehmend von ihr. Die Rennsportfaszination treibt ihn näher zu Frank.

In erster Linie ist „Indianapolis“ ein Ehedrama und nur an zweiter Stelle ein Sportlerfilm. Franks Beruf könnte genauso einer anderen Karriere folgen, ohne den grundsätzlichen Charakter der Geschichte zu verändern. Die Wahl des Rennsports bietet aber zwei entscheidenden Vorteile, die Regisseur James Goldstone auch voll ausspielt. Zum einen bietet sich dadurch die Gelegenheit, rasante Actionszenen in den Film zu integrieren, die den Unterhaltungsfaktor erhöhen und die Emotionen ausgezeichnet abbilden, zum anderen sind die 500 Meilen von Indianapolis ein so legendäres Rennen, dass die damit automatisch verbundene dramatische Überhöhung auch das Ehedrama erfasst und eine Steigerung der Emotionen zur Folge hat. Der Rennsport übernimmt folglich die Funktion eines doppelten Katalysators, der rein mechanisch die Geschichte voran bringt – dabei spielt auch die Rivalität zwischen Frank und Luther eine entscheidende Rolle – sowie die Vermittlung des Dramas an den Zuschauer erleichtert. Davon profitiert das Anliegen, einen Film über die schwierige Vereinbarkeit von Karriere und Ehe zu drehen. Paul Newman verkörpert den obsessiven Rennfahrer mit kontrolliertem Draufgängertum am Lenkrad, während er gleichzeitig Schwierigkeiten hat, seine Gefühle im privaten Bereich offen auszuleben. Mit der stundenlangen Arbeit am Auto, die im Film aber kaum zu sehen ist, kompensiert er die privaten Probleme. Die Energie wird für Handlungen genutzt, die den sportlichen respektive beruflichen Erfolg vorantreiben sollen. Dabei vermittelt „Indianapolis“ die bittere Erkenntnis, dass erst der berufliche Erfolg eine emotionale Konsolidierung ermöglicht, in deren Folge ein funktionierendes Privatleben aufgebaut werden kann. Dahinter steckt eine kritische Reflexion über die Rangfolge der beteiligten Werte Beruf und Familie, die in einer Leistungsgesellschaft oftmals gegeneinander antreten müssen.

Bildqualität

Wieder einmal präsentiert Koch Media eine Veröffentlichung, deren Bildqualität sehr gut ausfällt. Dreckspuren oder Bilddefekte tauchen nicht auf, die Schärfe siedelt sich in einem sehr guten Bereich an. Das gilt sowohl für die Konturendarstellung als auch den Detailreichtum, der zwar nicht an besten Veröffentlichungen aktueller Filme heran reicht, aber vor dem Hintergrund des Filmalters eine sehr gute Figur macht. Die Farben überzeugen durch kräftige Töne. Das leichte Hintergrundrauschen ist nur in ganz wenigen Szenen stärker sichtbar und stört deswegen nicht.

Tonqualität

Der Mono-Ton liefert die übliche Qualität etwas älterer Veröffentlichungen ab. Die englische Tonspur wirkt stärker in das Geschehen eingebettet, kommt aber ein wenig dumpf daher. Die deutsche Synchronisation ist weniger dumpf, wirkt aber leicht künstlich. Klar und verständlich sind die Dialoge in beiden Fällen. Störendes Rauschen ist nicht vorhanden.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie und dem Trailer.

Fazit

„Indianapolis“ nutzt die Sportlergeschichte, um ein Ehedrama zwischen Beruf und Familie zu inszenieren. Der ausgetragene Wertestreit wirft einen kritischen Blick auf die bedingungslose Leistungsgesellschaft, in der nur der berufliche Erfolg zählt.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Winning (USA 1969)
Länge 118 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie James Goldstone
Darsteller Paul Newman, Joanne Woodward, Robert Wagner, u.a.
Format 1:2,35 (16:99)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung gut, technisch gut