Die Parks am Fluss

The Host

Ruhig wälzt der Han-Fluss seine Fluten durch die südkoreanische Hauptstadt Soul. Ein ganz besonders ruhiges Gemüt hat auch Park Gang-Du, der in der am Fluss stehenden Imbissbude seines Vaters arbeitet und regelmäßig während seiner Schicht vom Schlaf übermannt wird. Als Park Gang-Dus Tochter von der Schule zurück kommt, muss erst einmal ihre Tante bei der Fernsehübertragung eines großen Wettkampfes im Bogenschießen angefeuert werden. Doch leider verpatzt die Sportlerin den Wettkampf. Wenig später spielt das keine Rolle mehr, denn ein großes Monster entsteigt dem Fluss, macht viele Passanten platt und entführt das Mädchen, ohne dass ihr Vater oder der ebenfalls inzwischen anwesende Großvater etwas dagegen tun können. Bevor die beiden zusammen mit den restlichen Mitgliedern der Park-Familie, der erfolglosen Bogenschützin und einem arbeitslosen Akademiker, die weiteren Schritte planen können, werden sie durch die Regierung in Quarantäne gesteckt, um die Ausbreitung eines angeblichen Virus einzudämmen. Alle Menschen, die Kontakt mit dem Monster hatten, sowie deren Kontaktpersonen gelten als potentielle Virenträger. Ein Anruf der tot geglaubten Tochter Park Gang-Dus verleiht die Park-Familie jedoch neue Energie. Sie büchsen aus der dem Krankenhaus aus, um ihr verlorenes Familienmitglied zu befreien.

Gleich zu Beginn schütten ein paar in Seoul stationierte US-Soldaten eine Chemikalie in der Ausguss, von wo sie direkt in den Han-Fluss gelangt und die Mutation bewirkt. Regisseur Joon-ho Bong lässt keine Sekunde einen Zweifel aufkommen, dass er seinen Film auch als bissige Kritik an der aktuellen politischen Lage mit den bekannten militärstrategischen Lösungsversuchen verstanden wissen will. Dabei wird das militärische Handeln nur nötig, weil man das Problem selbst in die Welt gesetzt hat. Mit irrsinnigem Aktionismus reagieren Armee und Regierung auf die Bedrohung, ohne überhaupt zu wissen, wie sie der Lage Herr werden können. Aber darum geht es auch nur sekundär, denn das Volk muss zum einen direkt kontrolliert werden, indem der Machtapparat ganz offensiv auftritt, zum anderen soll der Aktionismus Handlungsfähigkeit demonstrieren, um diejenigen zu beruhigen, die nicht in Quarantäne gesteckt werden. Diesem Konformismus steht die verschrobene Familie Park gegenüber, deren persönliche Biographien des Scheiterns der hässlichen Fratze aktueller Gesellschaftsideale mit bedingungslosem Konkurrenzdenken und konformer Unterordnung angesichts angeblich wirtschaftlicher und politischer Notwendigkeiten ins Gesicht lachen. Sie werden schließlich zu denjenigen, die dem Monster entgegen treten können, weil sie Außenseiter mit menschlichen Eigenschaften sind und nicht weil sie plötzlich Superheldenkräfte bekommen. Regisseur Joon-ho Bong inszeniert seinen gesellschaftskritischen Monsterfilm mit komödiantischen Mitteln, die angesichts der sie umgebenden Umstände jedoch kaum für größere Lacher sorgen. Stattdessen offenbaren sie die ganze Bitterkeit, welche im aufgebauten System aus Hysterie, verlogener Moral und mangelnder Problemlösungsfähigkeit steckt. Mit hohem Tempo hat Joon-ho Bong eine brillante Monsterfilmparabel inszeniert, welche die Möglichkeiten des Genre-Films voll ausschöpft.

Bildqualität

Das defektfreie Bild kommt mit einem leichten Hintergrundrauschen und einer Schärfe daher, der zumeist gut ist, in einigen wenigen Szenen jedoch leicht nachlässt. Die Farbwiedergabe überzeugt durch eine kongeniale Übertragung der leicht reduzierte wirkenden Palette. Der Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Jenseits des Hintergrundrauschens treten keine nennenswerten Rauschmuster auf.

Tonqualität

Der koreanische 2.0-Ton liefert im Rahmen seiner Möglichkeiten eine ordentliche Vorstellung auf den vorderen Boxen. Die rechte Dynamik kommt in den Actionsequenzen jedoch nicht auf. Die Dialoge sind klar und verständlich. Wer es unbedingt möchte kann sich einen deutschen 5.1-Upmix anhören.

Extras

Das auf der DVD-Hülle angekündigte Zusatzmaterial besteht aus sieben kleineren Beiträgen, die nahezu vollständig auf koreanisch ohne Untertitel enthalten sind. Das macht sie weitgehend unbrauchbar. Lediglich die Bilder vermitteln einen kleinen Eindruck zu den verschiedenen Spezialeffekt-Gebieten, indem animatronische Puppen zu sehen sind oder ein paar digitale Effekte sichtbar werden. Insgesamt ist das Material, welches zusammen etwa 48 Minuten lang ist, jedoch unbrauchbar. Da nützten auch die wenigen englischen Brocken nichts, die beispielsweise im Beitrag „Kevin Rafferty`s Living In Korea“ (6 Minuten und 30 Sekunden) vorhanden sind, wenn der Visual Efects Supervisor über seine Erfahrungen berichtet. Lediglich der letzte Film „Oversease Release – Meet with Britsh Crictic“ (etwa vier Minuten), in dem sich ein britischer Kritiker über de Regisseur und den Film äußert, hätte tauglich sein können, wenn man sich wenigstens die Mühe gemacht hätte die koreanische Namenseinblendung zu übersetzen. In dieser Form ist die Lizensierung des Bonusmaterials nur rausgeworfenes Geld.

Fazit

„The Host“ ist eine brillante Monsterfilmparabel, die über ihre bissige Kritik am aktionistischen militärischen und zivilen Krisenmanagement eine Rückkehr zu einer Gesellschaftsform einfordert, die menschliche Werte achtet und nicht nur nach macht- und wirtschaftsstrategischen Prinzipien aufgebaut ist. Technisch ist die DVD gut, das Bonusmaterial erweist sich als Farce.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Gwoemul (Südkorea 2006)
Länge 115 Minuten (Pal)
Studio Ascot Elite
Regie Joon-ho Bong
Darsteller Kang-ho Song, Ah-sung Ko, Hie-bong Byeon, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Koreanisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Trailer, u.m.
Preis ca. 16 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut