Im Brennpunkt

Heißer Verdacht – Teil 2 (2DVDs)

Der zweite Fall führt die Polizistin Jane Tennison und ihre Einheit in ein Stadtviertel Londons, dessen Bewohner zum großen Teil Angehörige ethnischer Minderheiten sind. Im Garten eines Hauses wird eine stark verweste Leiche gefunden, deren Identität zunächst unklar ist. Da vor einigen Jahren ein junges Mädchen afrikanischer Herkunft verschwand, glaubt die Mutter nun, die Leiche sei ihre Tochter. Tennison gibt die Parole aus, bei der Emittlungsarbeit mit größter Sensibilität vorzugehen, da die Polizei erst kurz zuvor fragwürdige Methoden innerhalb des Viertel angewendet hatte. Die ohnehin schon aufgeheizte Situation soll nicht weiter eskalieren. Nachdem der Zeitpunkt eingegrenzt wurde, an dem die junge Frau vermutlich zu Tode gekommen ist, konzentrieren sich die Nachforschungen auf den damaligen Eigentümer des Hauses. Dieser ist aufgrund seiner schweren Krankheit allerdings kaum vernehmungsfähig. Mit Hilfe der spannenden Kriminalgeschichte zeichnet der zweite Teil gesellschaftliche Probleme nach, die entstehen können, wenn verschiedene Ethnien aufeinander treffen. Unterschwellige oder auch offene rassistische Ressentiments befördern ein härteres Vorgehen auf Seiten der Polizei, das durch die Meinungsführer der Bevölkerungsgruppen wiederum in unsachlicher Manier mediengerecht ausgeschlachtet wird. Vorurteile auf allen Seiten, fehlende Integration und zugespitzte Interessen, die einen sachlichen Dialog erschweren, bilden eine Gemengelage, welche sich immer wieder in den ausgetragenen Konflikten entlädt.

Der Film portraitiert eine Gesellschaft mit ihren Risiken und Chancen, vor allem aber mit ihren Defiziten, aus denen sich Handlungsnotwendigkeiten im sozialen Miteinander ergeben. Der Mordfall reflektiert das sowohl über die schwierige Ermittlungsarbeit als auch über die Hintergründe der Tat. Gleichzeitig spielt die weiße Unterschicht eine ebenfalls entscheidende Rolle, so dass hier offen gegen das Vorurteil Stellung bezogen wird, Kriminalität vor allem bei Ausländern oder Menschen mit Migrationshintergund heisser verdachtzu suchen. Die Probleme, welche im Umgang verschiedener Ethnien entstehen können, trägt der Film auch in das persönliche Drama der Figuren hinein. Jane Tennison wird zu Beginn auf einem Polizeiseminar per Telefon aus dem Bett geholt, das sie gerade mit einem dunkelhäutigen Kollegen teilt, den sie auf dem Seminar kennen gelernt hat. Dieser wird später aufgrund seiner ethnischen Abstammung Tennisons Abteilung zugeordnet. Die Polizistin zeigt ihrem neuen Mitarbeiter weitgehend die kalte Schulter, betraut ihn eher mit Routinearbeiten, die seinem Rang wenig angemessen sind. Ursächlich dafür scheint zwar hauptsächlich die sexuelle Komponente aus der Vergangenheit zu sein, aber es bleibt fraglich, ob sich Tennison einem weißen Kollegen gegenüber genauso verhalten würde. Ihr Umgang mit dem neuen Kollegen ist allerdings nicht das Ergebnis eines offenen oder auch bewussten Rassismus, sondern resultiert aus unterschwelligen Ängsten, die auf allen Seiten vorhanden sind. Das gilt auch für den dunkelhäutigen Polizisten selbst, der seine Ermittlungsarbeit intensiver vorantreibt, als mancher seiner weißen Kollegen. Er will gesellschaftlich voll akzeptiert werden. Auf intelligente und spannende Weise fließen die komplexen Aspekte sowie persönlichen Dramen ineinander, um so einen herausragenden Fernsehserienteil zu formen.

Bildqualität

Die Bildqualität des zweiten Teils fällt nur unwesentlich besser aus als beim ersten Teil. Von einem ruhigen Bild ist die DVD immer noch weit entfernt, so dass die Schärfe nur unterdurchschnittlich ist. In den meisten Szenen macht sich ein matschiger Eindruck breit, der etwas weniger stark ausgeprägt ist, als beim ersten Teil. Die Farben kommen mit reduzierter Intensität daher. Ob das im Original so war oder auch hier der Zahn der Zeit genagt hat, lässt sich nicht zweifelsfrei feststellen. Der Kontrast bleibt eher flach, so dass ein wenig strukturiertes Bild zu sehen ist. Leider ist die Bildqualität insgesamt schwach.

Tonqualität

Die beiden Tonspuren besitzen ein ständiges Hintergrundrauschen, das zwar nicht die Verständlichkeit beeinträchtigt, aber auch kein Qualitätsmerkmal ist. Hier wird bestenfalls unterer Durchschnitt geboten.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

„Heißer Verdacht – Teil 2“ liefert wieder einmal ausgezeichnete Krimiunterhaltung, die auf intelligente Weise gesellschaftliche Konflikte reflektiert. Dabei spielen ethnische Aspekte ebenso eine große Rolle wie die soziale Realität in Unterschichtmilieus. Technisch ist die DVD leider schwach.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Prime Suspect 2 (GB 1992)
Länge 196 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie John Strickland
Darsteller Helen Mirren, John Benfield, Colin Salmon, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras -
Preis ca. 19 EUR
Bewertung sehr gut, technisch schwach