Der schlimme Finger George W. Bush

The glamorous life of Sachiko Hanai

Der Inhalt des als Anti-Bush-Sexfilms angekündigtem "The glamorous life of Sachiko Hanai" trägt in jedem Fall das Prädikat bizarr, was natürlich nicht zwangsläufig in einem guten Film mündet. Das Werk beginnt mit einer Sexszene, in der die Prostituierte Sachiko Hanai in einem Rollenspiel die Lehrerin gibt. Danach gerät die junge Frau in einer Bar in eine Schießerei zwischen zwei Dealern. Bei dem Geschäft sollte der Mittelfinger George W. Bushs den Besitzer wechseln. Der Finger ist ausgesprochen mächtig, weil er als Schlüssel zu einer Geheimwaffe einsetzbar ist. Aus diesem Grund ist auch der nordkoreanische Geheimdienst hinter ihm her. Durch Zufall landet er bei der Schießerei jedoch in Sachiko Hanais Handtasche. Die Prostituierte selbst wurde mit einem Kopfschuss niedergestreckt, was sie jedoch nicht daran hindert keck weiter zu leben. Vor dem Spiegel zu Hause schiebt sie mit Hilfe eines Stiftes die Kugel weiter in ihr Gehirn hinein und wird so zu Intelligenzbestie mit Visionen. Bei ihren philosophischen Studien stolpert Sachiko Hanai auch über die Schriften eines japanischen Professors in dessen Familie sie aufgenommen wird. Der Professor und Sachiko Hanai haben des Öfteren Sex, wobei sie vor allem bei der Nennung des Namens Noam Chomsky zu den gewaltigsten Höhepunkten kommen. Aber die Ruhe trügt, denn Sachiko Hanai wird nicht nur von Visionen über die Geheimwaffe geplagt, zu welcher der Mittelfinger George W. Bushs der Schlüssel ist, auch der nordkoreanische Geheimnis ist hinter ihr her.
Emi Kuroda ist in "The glamorous life of Sachiko Hanai" sehr oft nackt zu sehen, da der Film sein Anliegen, ein Sexfilm zu sein, sehr ernst nimmt. Es gibt also zahlreiche Sexszenen, die niemals in den Hardcorebereich hineingehen, aber immer davor herumtänzeln. Natürlich lässt sich darüber streiten, ob die Anzahl dieser Szenen notwendig ist, denn mit zunehmender Dauer des Films wirken sie ein wenig ermüdend. Grundsätzlich ist die sexuelle Aufladung für die Botschaft des Films von zentraler Bedeutung, da er im Wesentlichen darauf hinaus will, dass die kriegerische Außenpolitik des George Bush nichts anderes als ein Orgasmusersatz ist. Parallelmontagen zwischen Kriegszenen und sexueller Lust sprechen eine eindeutige Sprache und lassen gleichzeitig den Schluss zu, dass die amerikanische Führungsschicht ihre Unfähigkeit, ein erfülltes Sexleben zu führen, mit gigantischen Machtdemonstrationen kompensieren muss. Denn es wäre schließlich viel einfacher, Sex zu haben als Krieg zu führen. George W. Bushs Mittelfinger besitzt innerhalb des Films eine Doppelfunktion. Er macht sich einerseits selbstständig, um es Sachiko Hanai zu besorgen, andererseits ist er der Schlüssel zu einer Geheimwaffe. Deutlicher lässt sich der Vorwurf, es handele sich um eine triebgesteuerte Politik nicht mehr formulieren. Während die derbe Grundatmosphäre ihren Charme hat, zumindest, wenn man mit George W. Bush nicht einverstanden ist, mangelt es Mitsuru Meike ein wenig an einer gelungenen Inszenierung. Vieles wiederholt sich und der Handlungsfluss ist extrem bruchstückhaft, so dass sich keine konsistente Dramaturgie entwickelt. Vielleicht wäre es konsequenter gewesen, gleich einen Film der reinen assoziativen Kollage zu machen. So bleibt er ein wenig unbefriedigend.

Bildqualität

Der Film wurde recht günstig produziert, was sich auch in der Bildqualität nieder schlägt. Das Geschehen ist nur durchschnittlich scharf, die Farben sind ein wenig ausgewaschen, letztlich wirkt der ganze Film ein wenig schmuddelig. Das passt natürlich ausgezeichnet zum derben Grundtenor. Außerdem handelt es sich um schwächen, die kaum der DVD anzulasten sind, sondern bestenfalls der Produktion. Die Rauschmuster gehen allerdings auf das Konto der DVD, so dass dies zu bemängeln ist.

Tonqualität

Der Ton liefert eine solide Leistung, so dass die Dialoge verständlich sind. Besondere Verzerrungen oder andere auffällige Schwächen gibt es nicht. Ein leichtes Rauschen muss man hinnehmen.

Extras

Als Bonus gibt es einen Trailer.

Fazit

Mitsuru Meike hat einige interessante Ideen, die als derbe Analogien zwischen Krieg und Sex gut funktionieren. Der Handlungsfaden innerhalb von "The glamorous life of Sachiko Hanai" ist aber so sprunghaft geknüpft, dass er eher als Fremdkörper erscheint. Eine reine Kollage aus Sex und Krieg wäre sicherlich die bessere Wahl gewesen. Technisch ist die DVD in Ordnung.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Hatsujô kateikyôshi: sensei no aijiru (Japan 2003)
Länge 90 Minuten (Pal)
Studio Rapid Eye
Regie Mitsuru Meike
Darsteller Yukijiro Hotaru, Takeshi Ito, Emi Kuroda, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Deutsch, Japanisch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer
Preis ca. 20 EUR
Bewertung zwiespältig, technisch in Ordnung