Gespenstische Reise

Ein Gespenst geht nach Amerika

Nichts zählt für Schotten mehr als der Kampf gegen die Engländer, es sei denn es gilt, einem verfeindeten Clan eine Lektion zu erteilen. Murdoch Glourie soll sich um beides kümmern. Sein Vater trägt ihm auf, während eines Feldzuges gegen die Engländer, die ebenfalls mitkämpfenden Mitglieder der MacLaggens in die Schranken zu weisen. Murdoch Glourie liebt das Kämpfen jedoch weniger und so kommt der notorische Frauenheld durch einen dummen Unfall ums Leben. Darauf verflucht ihn sein Vater, so lange im Schloss herumzugeistern, bis er sich an den MacLaggens gerächt hat. Zweihundert Jahre später fristet Donald, der letzte Nachfahre der Glouries, ein bescheidenes Leben. Seine Schulden zwingen ihn zum Verkauf des Familienschlosses. Da kommt eine junge Amerikanerin gerade recht, deren Vater auf der Suche nach einem alten schottischen Gemäuer ist. Nun muss alles daran gesetzt werden, dass der Verkauf über die Bühne geht, bevor um Mitternacht das Gespenst alles zunichte macht. Gleichzeitig verliebt sich Donald in die attraktive Amerikanerin. Diese verliert jedoch später ihr Herz an das Gespenst, ohne zu wissen, dass es sich um ein Gespenst handelt, denn sie hält es für Donald.
René Clair inszenierte "Ein Gespenst geht nach Amerika" als lockere Komödie mit satirischem Biss. Schon der Name Glourie erinnert im Klang an das englische Glory (Ruhm) und kommentiert ironisch die beiden im Rampenlicht stehenden Repräsentanten des schottischen Klans, deren Verhalten nur wenig Rühmliches besitzt. Gerade ihre gewisse Tapsigkeit macht sie jedoch sympathisch. Während der eine - das Gespenst - stets mit den Frauen umgehen konnte, aber ein schlechter Kämpfer war, weiß der andere - Donald - nicht, wie er sich Frauen gegenüber verhalten soll. Er ist unfähig, seine Gefühle der hübschen Amerikanerin zu gestehen, während ihm sein toter Vorfahr die Show stiehlt. Ein weiteres Beispiel für Clairs treffsicheren Witz. Amüsant entwickelt sich das Figurendreieck aus Gespenst, Donald und Amerikanerin. Daneben nimmt Clair auch das amerikanische Unternehmertum aufs Korn, dessen unwissende Großspurigkeit im Auftritt einer Musikgruppe gipfelt, die in Schottenröcke gekleidet karibische Rhythmen zum Besten gibt. Auch heute besticht "Ein Gespenst geht nach Amerika" durch seinen leichten, aber treffsicheren Humor.

Bildqualität

Das Bild weist die üblichen Schwächen eines Films aus den 30er Jahren auf. Es gibt Bilddefekte und Verschmutzungen, auch Rauschmuster treten auf. Die Schärfe schwankt zwischen gut und matschig. Der Kontrast weist ebenfalls Schwankungen auf, so dass in manchen Szenen ein guter Schwarzwert erreicht wird, in anderen ist der Grauanteil erhöht. Insgesamt ist das Bild aber recht ordentlich geraten.

Tonqualität

Der englische Originalton hat die Zeit nur in verrauschter und dumpfer Form überdauert, so dass man sich angesichts fehlender deutscher Untertitel gut konzentrieren muss, um alles zu verstehen. Der deutsche Ton klingt demgegenüber heller und besser verständlich. Da der Film in der deutschen Fassung wohl leicht gekürzt war, gibt es eine kurze Szene, die nur auf englisch mit deutschen Untertiteln vorliegt.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie.

Fazit

"Ein Gespenst geht nach Amerika" überzeugt auch heute noch durch seinen treffsicheren Witz, der die Wirrungen romantischer Beziehungen ebenso aufs Korn nimmt wie das amerikanische Großunternehmertum und den schottischen Stolz. Technisch ist die DVD angesichts des Filmalters in Ordnung.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel The ghost goes west (GB 1935)
Länge 78 Minuten (Pal)
Studio mcone
Regie René Clair
Darsteller Robert Donat, Jean Parker, Eugene Pallette, u.a.
Format 1:1,33 (4:3)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Fotogalerie
Preis ca. 10 EUR
Bewertung gut, technisch ordentlich