Feudaler Fluch

Der Fluch von Siniestro

Als Koch Media Hammer Edition No 02 – die No 01 trägt „Dracula und seine Bräute“ - wurde „Der Fluch von Siniestro“, veröffentlicht, der einen sehr ungewöhnlichen Zugang zur Werwolf-Thematik besitzt. Ausführlich widmet sich der Film zu Beginn der Ursprungsgeschichte des handlungstragenden Werwolfs. Ein Bettler wird durch einen grausamen Feudalherren in den Kerker geworfen und vergessen. Nur eine taubstumme Bedienstete bringt dem Gefangenen das Essen. Im Laufe der Jahre wird der Bettler immer mehr zu einem animalischen Wesen, das mit Begierde die taubstumme Frau betrachtet, welche ihm die Nahrung bringt. Als der Feudalherr aus einer grausamen Laune heraus auch die taubstumme Bedienstete einkerkern lässt, vergewaltigt der Bettler die Frau. Das daraus resultierende Kind wächst schließlich in einer angesehenen spanischen Familie auf, die im 18. Jahrhunderts in einer Kleinstadt lebt. Schon bald mehren sich Vorfälle bei den Ziegenherden. Die Bewohner vermuten, dass ein Wolf sein Unwesen treibt und einzelne Tiere reißt. Niemand ahnt etwas von der Existenz eines Werwolfs, der in ihrer Mitte lebt. Nachdem der örtliche Jäger immer wieder erfolglos versucht hat, die Herden zu schützen, gießt er in seiner Verzweiflung eine Silberkugel, deren Material aus einem geweihten Kruzifix stammt. Sie könnte dem Werwolf gefährlich werden, der doch nur ein normales Leben führen möchte. Der Schlüssel dazu könnte die bedingungslose Liebe einer Frau sein.

Das Drehbuch zu „Der Fluch von Siniestro“ verbindet die klassischen Elemente eines Horrorfilms mit gesellschaftlichen Aspekten, welche aus dem Werk eine Sozialparabel machen. Der Werwolf entsteht in einer Verkettung mehrerer Ereignisse, die direkt mit der Willkürherrschaft des örtlichen Feudalherren verbunden sind. Seine Grausamkeit gebiert die Kreatur, welche ein tragisches Leben zwischen normaler Existenz und Bedrohung für seine Mitmenschen führen muss. Das System der Ungleichheit ist folglich die eigentliche Bedrohung für ein funktionierendes Gemeinwesen. Hier liegt die Ursache für die später folgende Zerfleischung des geordneten Lebens. Genre-Regisseur Terence Fisher sorgt mit seinem Kameramann Artur Grant für die notwendige düstere Atmosphäre. Wieder einmal besticht eine Hammer-Produktion durch ein ausdrucksstarkes Farbspektrum, dessen Intensität die Emotionen des Dramas steigert. Oliver Reed überzeugt in der Rolle des Werwolfs, indem er den tragischen Kern dieser Existenz zwischen Mensch und Tier herausarbeitet. Mit feinfühligem Spiel verdeutlicht er den inneren Konflikt seiner Figur, die verzweifelt versucht, den animalischen Teil im Zaum zu halten. Die Verbindung aus gesellschaftlicher Parabel und intensivem Horrordrama macht aus „Der Fluch von Siniestro“ einen herausragenden Genre-Beitrag, dem damals leider nicht er angemessene Erfolg beschieden war. Der Film liegt in Deutschland nun erstmals als ungekürzte Fassung vor.

Die Bildqualität entspricht dem Niveau der Koch Media Hammer Edition No 01 „Dracula und seine Bräute“:

Bildqualität

Koch Media präsentiert wieder einmal eine DVD, deren Bildqualität zum Zunge schnalzen ist. Keinerlei Dreckspuren oder Bilddefekte stören beim Genuss des 47 Jahre alten Films. Die Schärfe ist ebenso exzellent wie die Farben in der ursprünglichen Intensität erstrahlen. Wenn man es nicht besser wüsste, dann würde man denken, es handele sich um ein Werk aus dem Jahr 2007. Der sehr gute Kontrast sorgt für ein plastisches Bild, dessen Schwarzwert tief ist, ohne dass Details verloren gehen. Störende Rauschmuster gibt es nicht. Besser kann ein Transfer nicht aussehen.

Tonqualität

Das Rauschen fällt bei der englischen Tonspur minimal stärker aus als bei „Dracula und seine Bräute“, die deutsche Tonspur ist etwas vernehmlicher verrauscht. Die Dialoge sind dennoch klar und verständlich, die Musik erstrahlt in voller Schönheit. Verzerrungen treten nicht auf.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einem Trailer, einer Bildergalerie, dem Comic zum Film im PDF-Format und einem 16seitigen Booklet.

Fazit

„Der Fluch von Siniestro“ bietet eine stimmungsvolle Horrorfilmatmosphäre, deren Bildsprache das intensive Drama wirkungsvoll unterstützt. Der gesellschaftliche Subtext bereichert die Genre-Produktion mit einem weiteren Aspekt. Technisch ist die DVD sehr gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel The Curse of the Werewolf (GB 1961)
Länge 93 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Terence Fisher
Darsteller Oliver Reed, Clifford Evans, Yvonne Romain, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Bildergalerie, Comic zum Film als PDF, Trailer
Preis ca. 14 EUR
Bewertung sehr gut, technisch sehr gut