Am Anfang war "Das Ende"

Das Ende

1976 drehte John Carpenter einen kleinen Low-Budget-Thriller mit dem Titel "Assault on Precinct 13", der in Deutschland später unter dem Titel "Das Ende" vermarktet wurde. Der Film war in Amerika erfolglos, in Europa wurde er jedoch gefeiert, so dass Carpenters Karriere mit "Halloween" weiter ging und einen durchaus erfolgreichen Verlauf mit ein paar Wechselbädern nahm. Das wiederum machte es im Jahr 2005 attraktiv, den Film eines Kultregisseurs neu aufzulegen, so dass Jean-François Richet basierend auf Carpenters altem Werk eine neue Version mit dem gleichen Titel "Assault on Precinct 13" drehte, die in Deutschland ebenfalls unter "Das Ende" vermarktet wird. Natürlich wurden ein paar Veränderungen am Drehbuch vorgenommen, da die geradezu nihilistisch wirkende Bedrohungssituation des Originals nicht in das heutige Erzählprinzip Hollywoods passt. Aus diesem Grund haben die Angreifer auf das Polizeirevier ein wesentlich klarer umrissenes Motiv, als das bei Carpenter der Fall war. Die Grundsituation ist auf der oberflächlichen Ebene hingegen völlig gleich geblieben. Das 13. Polizeirevier, das sich diesmal in Detroit befindet, wird geräumt, so dass nur noch eine Rumpfmannschaft ausharrt. Im Gegensatz zum Original ist Silvester und ein Schneesturm zieht auf, so dass ein Gefangenentransportbus zum 13. Revier umgeleitet wird. Er soll dort auf das Ende der Wetterverhältnisse warten. Bei Carpenter zwang die Krankheit eines Gefangenen zum Zwischenstopp. Plötzlich greifen irgendwelche Gestalten das Revier an, so dass sich der leitende Sergeant gezwungen sieht, zur Verteidigung die Gefangenen frei zu lassen und sie mit Waffen zu versorgen. Gemeinsam versucht man, bis zum nächsten Morgen durchzuhalten.
Die Erneuerung der archetypischen Grundsituation in Carpenters Werk, das lediglich zwei Parteien mit den Motiven Angreifen und Verteidigen kannte, sorgt für eine Spannungssituation, die rational viel besser erfassbar ist. Während Carpenter seine Helden in eine Situation schickt, welche sie nicht verstehen können, und dadurch eine gespenstische Endzeitstimmung heraufbeschwört, haben die Figuren in Jean-François Richets Film das Geschehen schnell begriffen. Auf diese Weise können sie selbst und auch der Zuschauer besser mit dem Erlebten beziehungsweise Gesehenen umgehen, um Handlungs- beziehungsweise Verarbeitungsstrategien zu entwickeln. Aus einem sehr guten Spannungsfilm, der eine irrational wirkende Horrorsituation mit den Mitteln des Western sowie des Thrillers erzählt, ist ein guter Thriller geworden, der eine ungemein böse Charakterisierung der Angreifer besitzt. Bei ihrem frostig-finsteren Motiv sowie der Charakterisierung der zusammengewürfelten Truppe im verlassenen Polizeirevier kann der neue Film punkten. Während Polizei und Verbrecher bei Carpenter fast wie selbstverständlich zusammenarbeiten, brechen hier Konflikte auf, die der von Laurence Fishburne gespielte Hauptgangster auf seiner Seite schlichtet, während Ethan Hawke die kritische Stimme eines Polizisten in Zaum hält. Dabei ist stets klar, dass hier keine neuen Freunde zusammen wachsen, sondern dass Fishburne als Gangster nur wartet, bis sich die Situation zu seinen Gunsten wendet. Dass Richet die darin liegende Spannung nicht voll ausspielt, liegt an seinen leicht eingeschränkten Regiefähigkeiten, die sich stärker auf die Vorgaben des Drehbuchs verlassen, als diese mit visuellem Leben zu füllen. So wirkt "Das Ende" wie ein heutiger Thriller mit Actioneinlagen, der sich auch heutigen Erzählstrukturen verpflichtet fühlt. Passend dazu wurde der Ethan-Hawke-Figur ein Trauma verpasst, weil er vor acht Monaten bei einem Undercovereinsatz im Drogenmilieu sein Team verloren hat. Mit dem Remake hat Hollywood ein radikales Werk aus den 70ern heim geholt.

Bildqualität

Das Bild sieht sauber aufgeräumt aus und bietet eine gute Schärfe. Da der Film fast nur dunkle Szenen besitzt, mussten die Macher gute Arbeit leisten, damit das Bild nicht wie ein dunkler Brei erscheint. Das ist weitgehend gelungen, so dass nur selten Details verschwinden. Immer ist man voll auf der Höhe des Geschehens und kann sich an den Nachtaufnahmen erfreuen. Dabei überzeugt auch der tiefe Schwarzwert. Das leichte Hintergrundrauschen fällt nicht ins Gewicht.

Tonqualität

Der Ton gibt dem Affen dann richtig Zucker. Mit einem herrlichen räumlichen Klangbild schlagen die Schüsse von vorne bis hinten in die Boxen ein. Dabei bekommt auch der Bass die entsprechende Arbeit und sorgt für ein treibend-druckvolles Hörerlebnis. Das gleiche gilt auch für die Musikwiedergabe, welche das Geschehen aus allen Boxen gut untermalt.

Extras

Das Bonusmaterial besteht zu einem großen Teil aus kleinen thematischen Dokumentationsschnipseln über die Produktion des Films. In "Der Waffenausstatter" (fünf Minuten) stellt der Waffenmeister des Films die einzelnen verwendeten Waffentypen vor, bei "Der Produktions-Designer" (sieben Minuten) führt eben jener Produktionsdesigner ein Kamerateam durch die verschiedenen Studiosets, so dass man Einblicke in die Machart des Films bekommt. Während diese beiden Beiträge interessant sind, verliert sich der Stunt-Koordinator im gleichnamigen Filmschnipsel in sehr allgemeine Floskeln, so dass man hinterher auch nicht viel mehr über die Stuntarbeit des Films weiß. Noch schlechter sind die Teile "Das Team" (fünf Minuten) und "Hinter den Kulissen" (12 Minuten), in denen nur noch träge Werbeinterviews zusammen geschnitten wurden.
Zusätzlich enthält die DVD sechs Minuten Deleted Scenes, die sich alleine aufgrund einer fiesen Szene lohnen, in welcher der Anführer der Angreifer, gespielt von Gabriel Byrne, weiter charakterisiert wird.

Fazit

Die Neuverfilmung des John Carpenter Films aus den 70ern erweist sich als guter Thriller mit feinen Actioneinlagen und interessanten Charakteren. Dabei hat sich Hollywood das alte Werk zu eigen gemacht und es seinen Erzählstrukturen unterworfen. Technisch ist die DVD sehr gut, das Bonusmaterial ist schwach mit Lichtblicken.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Assault on Precinct 13 (USA 2005)
Länge 104 Minuten (Pal)
Studio Constantin im Vertrieb der Highlight
Regie Jean-François Richet
Darsteller Ethan Hawke, Laurence Fishburne, Maria Bello, Drea de Matteo, u.a.
Format 1:2,40 (16:9)
Ton DTS Deutsch; DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch für Hörgeschädigte
Extras Deleted Scenes, Hinter den Kulissen, u.m.
Preis ca. 18 EUR
Bewertung Film gut, technisch sehr gut