Bikes und Bargeld

Dhoom

Wer mit Bollywood nur emotionsgeladene Melodramen verbindet und schätzt, sollte sich "Dhoom" nicht unbedingt ansehen. Hier regiert Action statt Liebe, denn eine Motorradgang begeht auf äußerst dreiste Weise einen Überfall nach dem anderen. Der Superpolizist ACP Jai Dixit, welcher seine Fälle normalerweise innerhalb weniger Tage löst, fühlt sich in seiner Ermittlerehre gekränkt und setzt alles daran, den Gangstern das Handwerk zu legen. Er rekrutiert den Motorradfreak Ali, indem er droht, ihn für leicht unsaubere Geschäfte in den Knast zu bringen. Ali soll mit seinem hochgetunten Motorrad die Verfolgung der Gangster nach dem nächsten Überfall aufnehmen, damit die Bande endlich geschnappt wird. Das ist jedoch leichter gesagt als getan, da die bösen Buben immer noch ein Ass im Ärmel haben, das selbst der Superpolizist nicht bedacht hat.
"Dhoom" kreiert in erster Linie eine möglichst coole Atmosphäre aus den Zutaten Bikes, Bargeld, Bräute. Die Motorräder sind schnell und fliegen über Züge oder helfen anderweitig bei halsbrecherischen Stunts. Das Bargeld besitzt wie in den meisten Raubthrillern eine extrem erotische Komponente und die Frauen sind sexy. Viel mehr müssen sie nicht tun. Denn der Film erzählt keine Geschichte über Frauen. Im Zentrum steht vielmehr das Duell zwischen dem Superpolizisten und dem gewieften Anführer der Gangster, die sich mit ihren jeweiligen Fähigkeiten einen Kampf um die größte Clevernis liefern. Hier fühlt man sich an Michael Manns "Heat" erinnert, der vermutlich Pate stand. Ali sorgt für die komödiantischen Aspekte. Seine Beziehung zu Polizist Dixit lebt von dem Kontrast zwischen bierernster Berufsauffassung auf Seiten Dixits und dem laxen Stil Alis, der sich in seine Rolle als zwangsrekrutiertem Gesetzeshüter erst hineinfinden muss. Gleichzeitig sprengt Ali die einseitig dominante Beziehung zwischen Dixit und seiner Freundin, die aus Frust vor lauter Nichtbeachtung ständig Möhren-Halva für Ali zubereitet. "Dhoom" erhält sicher keinen Preis für besonders ausgefeilte Figurenzeichnungen. Seine Qualitäten bestehen eher in einigen rasanten Actionszenen, ein paar hübschen komödiantischen Einfälle und natürlich den Liedern. Dennoch wird man das Gefühl nicht los, dass hier mehr Potential in allen Figurenbeziehungen gesteckt hätte, die ohne Verlust des Unterhaltungsfaktors hätten ausgebaut werden können.

Bildqualität

Die saubere Vorlag weist leichte Schwächen in Sachen Schärfe auf, die sich hauptsächlich auf bei der Detaildarstellung beziehungsweise den Hintergründen äußert. Totalen leiden darunter ebenfalls stärker als Nahaufnahmen. Weitgehend ist die Schärfe aber gelungen. Die Farbwiedergabe gibt sich keine Blöße und präsentiert die einzelnen Szenen in kräftigen Tönen. Der Kontrast unterstützt diese Qualitäten. Rauschmuster sucht man vergeblich.

Tonqualität

Der 5.1-Ton liegt auf Hindi vor. Er liefert eine sehr dynamische Klangkulisse auf den vorderen Lautsprechern. Die Musik sorgt teilweise auch für eine räumliche Atmosphäre. Wie gewohnt überzeugt der Track durch eine mitreißende Musikwiedergabe. Die Dialoge erklingen rauschfrei und sauber abgemischt aus den Boxen. Der deutsche 2.0-Ton besitzt eine gute Kulisse auf den vorderen Boxen.

Extras

Das rund 20minütige Making Of bietet neben vielen oberflächlichen Ergüssen der Darsteller und des Regisseurs auch interessante Informationen über die verschiedenen Tanzstile, die in den Musical-Nummern zum Einsatz kommen. Zusätzlich informiert es über die vielen musikalischen Einflüsse, welche in die Lieder geflossen sind. Die Stuntarbeit erhält ebenfalls einen gewissen Raum, so dass sich das Making Of insgesamt durchaus lohnt.
Das Alternative Ende, das ursprünglich als Epilog an das jetzige Ende angehängt werden sollte, ist eher seltsam und passt nicht in den Film. Als Bonusmaterial ist es aber hübsch, da man hier einen Einblick in die kreative Arbeit der Macher erhält.
Die drei Karaoke-Songs sind wieder einmal keine Karaoke-Songs, denn für Karaoke gilt folgendes: "Die gespielte Musik ist ohne Singstimme aufgenommen, es werden spezielle Karaoke-CDs, meist im CD+G-Format, abgespielt. Diese enthalten neben den Instrumentalversionen der Musikstücke auch die Textinformationen. Beim Abspielen der CD hören Sänger und Zuschauer die Musik, der Sänger kann auf einem Bildschirm den Text ablesen und zur Musik singen. Meist wird zur Orientierung die gerade zu singende Textstelle farbig oder mit einer Animation markiert" (Wikipedia). Das mit der farbigen Markierung klappt bei Rapid Eye ja noch ganz gut, aber dafür versteht man dort nicht, was es bedeutet, dass die Musik ohne Singstimme aufgenommen sein sollte. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal oder man hört auf, im Menü eine sachlich falsche Bezeichnung zu verwenden. Wie wäre es denn mit "Originallieder mit farbig markierten Textuntertiteln"?
Der über dem Abspann liegende Musik-Clip ist als formatfüllende Version enthalten. Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.

Fazit

"Dhoom" funktioniert gut als actiongeladener Genre-Film mit komödiantischen Einflüssen. Leider kommt die Figurenzeichnung dabei kürzer, als es durch das Beziehungsgeflecht angelegt ist. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Dhoom (Indien 2004)
Länge 129 Minuten (Pal)
Studio Rapid Eye
Regie Sanjay Gadhvi
Darsteller Abhishek Bachchan, Uday Chopra, John Abraham, Esha Deol, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 5.1 Hindi, DD 2.0 Deutsch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Alternatives Ende, u.m.
Preis ca. 20 EUR
Bewertung durchschnittlich, technisch gut