Verwundete Stadt

Confession of Pain

Nach dem Selbstmord seiner Lebensgefährtin hat Bong den Polizeidienstdienst quittiert, um fortan als Privatdetektiv sein Auskommen zu verdienen. Das war vor drei Jahren und die Zeit ist nicht spurlos an Bong vorüber gegangen, der gerne zum Alkohol greift. Als der vermögende Schwiegervater nebst Butler seines damaligen Partners Detective Lau Ching Hei ermordet wird, erhält er durch dessen Ehefrau den Auftrag, in der Angelegenheit zu ermitteln. Da Lau Ching Hei in dem Mordfall persönlich betroffen ist, leitet er nicht die offiziellen Polizeiermittlungen, hilft seinem alten Freund Bong aber aus.

„Confession of Pain“ enthüllt schon nach wenigen Minuten die Identität des Mörders, so dass hier ein anderer Weg als der des klassischen Krimis beschritten wird. Die beiden Regisseure Andrew Lau und Alan Mak sind nicht an einer Spannungsinszenierung interessiert, welche das Rätsel um den Mörder für gefährliche Situationen oder Action nutzt, ihnen geht es um das zugrunde liegende Drama hinter der Tat sowie die düstere Stimmung in der städtischen Agglomeration. Das Tatmotiv entfaltet sich folglich erst im Laufe der Handlung, bis es am Ende schließlich vollständig zu Tage tritt. Der Weg dahin ist gepflastert mit atmosphärischen Bildern, deren geradezu elegischer Handlungsfluss den Schmerz der beiden Hauptfiguren in Bilder des Dämmerlichtes gießt. In ihren Handlungen existiert entweder die Dynamik der Verzweiflung, wie bei Lau Ching Hei, oder die Lethargie der Verzweiflung, wie bei Bong. Beides passt zur ruhigen Atmosphäre, die sich wie ein Leichentuch über die Lebensfreude gelegt hat, welche noch drei Jahre zuvor spürbar war. Nur zwischendurch gibt es einmal kurze Phasen des Aufbäumens, die jedoch in der nächsten Szene wieder verschwunden sind. Dennoch bedeutet gerade dieser Fall mit seinem finsteren Hintergrund eine Chance für Bong, sich aus dem Treibsand des Schmerzes zu befreien. Elegant verknüpfen die beiden Regisseure Bongs Ermittlungsarbeit und seinen Seelenzustand mit dem Morddrama, das mehr mit ihm selbst zu tun hat, als er anfangs ahnt. So markieren die aktuellen Ermittlungen den Beginn einer gegenläufigen Reise für Bong und den Täter, deren Waagschalen sich nicht wieder ins Gleichgewicht zurück bewegen können, da es in Wahrheit nie ein Gleichgewicht geben hat, wie die Hintergründe der Tat offenbaren. Und so bleibt ein Wechselspiel aus Verzweiflung, Schmerz und Hoffnung übrig, dessen Klarheit die Verletzlichkeit der Seele auslotet, die dann am stärksten zu Tage tritt, wenn sie in Betäubung erstarrt.

Bildqualität

Abgesehen vom Format, auf das ich am Ende dieses Abschnittes noch eingehen werde, ist das Bild gelungen. Ohne Dreckspuren und Defekte präsentiert es sich mit einer Schärfe zwischen gut und angenehm. Das leichte Hintergrundrauschen stört nicht. Die Farben unterstützen mit ihrer kräftigen Tönung auf sehr schöne Weise die stimmungsvolle Atmosphäre des Films. Der Kontrast ist eine Kleinigkeit zu intensiv, so dass in dunklen Szenen gelegentlich Details verschluckt werden. Der Schwarzwert ist tief. Das gewählte Bildformat (1:1,78) entspricht leider nicht dem original Kinoformat (1:2,35). Darauf wird man zusätzlich mit der Nase gestoßen, da der Vorspann noch im Format 1:2,35 enthalten ist. Nach einem Schnitt wechselt der Film plötzlich auf 1:1,78. Das erinnert an alte Videozeiten oder unseelige Fernsehausstrahlungen in der Vergangenheit. Dem modernen Medium DVD wird es nicht gerecht. Laut Galileo Medien soll die Schuld dafür beim Lizenzpartner liegen, der das Master nur in dieser Form zur Verfügung gestellt hat. An der mangelnden Qualität in diesem Punkt ändert das aber leider nichts.

Tonqualität

Aufgrund der ruhigen Machart des Films sorgt die Musik bei den beiden 5.1-Spuren für die räumliche Atmosphäre. Das gelingt auch recht gut. Die Dialoge sind klar und verständlich, störendes Rauschen gibt es nicht. Die 2.0-Spuren liefern eine ebenso gute Qualität auf den vorderen Boxen, die Einbeziehung der hinteren Lautsprecher für die Musik fehlt natürlich.

Extras

Das Making Of besteht aus zahlreichen, jeweils etwa zwei Minuten langen Einspielern, die zusammen eine Länge von etwa 33 Minuten ergeben. Die darin enthaltenen Interviewpassagen besitzen jedoch nur Werbecharakter, da sie entweder den Inhalt des Films referieren oder mit Sätzen wie „Die Regisseure wussten genau, was sie wollten“ aufwarten. Darüber hinaus überschneiden sich viele der kurzen Filme. Das Making Of endet mit einem zweiminütigen Musikvideo. Die etwa 10minütige Pressekonferenz ist ganz nett anzuschauen, ohne dass sie viele Informationen vermittelt.

Fazit

„Confession of Pain“ ist ein kunstvoll verknüpftes Drama zweier Menschen, deren seelischer Schmerz in elegisch düstere Stadtbilder mit ausgefeilter Schönheit übersetzt wird. Technisch ist die DVD zwiespältig, da das Bildformat mit 1:1,78 nicht dem original Kinoformat von 1:2,35 entspricht.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Seung sing (Hongkong 2006)
Länge 106 Minuten (Pal)
Studio Galileo Medien
Regie Andrew Lau und Alan Mak
Darsteller Tony Leung Chiu-Wai, Takeshi Kaneshiro, Shu Qi, Xu Jinglei, Chapman To, u.a.
Format 1:2,35 (16:9) und 1:1,78 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Kantonesisch; DD 2.0 Deutsch, Kantonesisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Pressekonferenz
Preis ca. 15 EUR
Bewertung sehr gut, technisch zwiespältig