Mexikanische Weihnachten

Bullfighter - Irgendwo in Mexiko

Irgendwann muss Rune Bendixen aufgewacht sein und sich gesagt haben, die Weihnachtsgeschichte - so wie wir sie überliefert kennen - ließe sich bestimmt verdammt cool erzählen. "El Mariachi" und "Desperado" sind zwar nicht mehr ganz taufrisch, aber Mexiko ist immer noch ein richtig hipper Schauplatz. Mit Robert Rodriguez in einer winzigen Rolle sieht das Plakat gleich viel besser aus. Das Dumme an diesem Szenario ist, dass Rune Bendixen im Gegensatz zu vielen anderen, die mit ähnlichen Wünschen aufwachen, den Film tatsächlich gedreht hat.
Die Hauptrolle durfte Schönling Olivier Martinez übernehmen, der gerne mit der Tochter eines wohlhabenden Ranchbesitzers anbandeln würde. Bei einem nächtlichen Stierkampf kommt sie leider ums Leben. Da der Papa darüber nicht erfreut ist, schickt er ein paar üble Killer hinter dem Möchtegern-Liebhaber her, die kurzen Prozess machen sollen. Aber der flüchtende Schönling trifft Mary, die ihn in ihrem Auto mitnimmt. Doch die Flucht verläuft nicht ganz normal, denn plötzlich treiben den Schönling, der auf den Namen Jack hört, Visionen um. Er müsse den Auserwählten beschützen, der in ein paar Tagen erscheinen werde. Das Paar muss nun die seltsame Prophezeiung und ihre Flucht vor fliegendem Blei in den Griff bekommen.
Jack ist zwar kein Synonym für Joseph, aber spätestens als Mary schwanger wird, ohne dass sie durch irgendjemanden befleckt worden wäre, ist völlig klar, hier möchte jemand die coolste Weihnachtsgeschichte seit Matthäus erzählen. Natürlich steht das Fest kurz vor der Tür als Mary und Jack durch die Gegend irren. Rune Bendixen ist jedoch bestenfalls ein cooler Drehbuchautor, wenn man die Idee denn mag, Elemente der christlichen Mythologie in ein Mexiko mit Killern, Schönlingen und einfachem Volk zu versetzen. Ein cooler Regisseur ist er nicht. Seine Kamera ist vergleichsweise ruhig, der meistenteils behäbige Schnitt dominiert die Erzählung, die dadurch eine ebenso bizarre wie unerwartete Biederkeit bekommt. Zwischendurch tauchen hektische Zwischenschnitte ohne Rhythmusgefühl auf. Nichts deutet auf Stilwillen hin, der die hip gemeinte Geschichte mit rasanten Momenten unterfüttern würde. Dadurch läuft das ganze Konstrukt ins Leere. Hinzu kommt, dass Bendixen eine so dünne Geschichte hat, dass emotionale Effekte kaum vorhanden sind. Jack und Mary werden unerwartet zusammen geworfen, finden jedoch kaum zusammen, so dass der einzige emotionale Handlungsteil die Rache des Ranchbesitzers ist. Der wird jedoch als Bösewicht diskreditiert, so dass für eine Bindung an den Film kein Raum mehr bleibt. "Bullfighter" ist schlicht langweilig und uninteressant, weil er an keiner Stelle eine Richtung erkennbar und konsequent ausarbeitet. Coolness in der Idee und Biederkeit in der Inszenierung stehen sich im gleichen Maße im Weg wie die Charaktere kein Innenleben haben.

Bildqualität

Der relativ neue Film präsentiert sich recht sauber auf der DVD. Die Schärfe ist einigermaßen in Ordnung, weist aber keine sehr guten Werte auf. Vor allem die Detailschärfe lässt zu wünschen übrig. Die Farben wirken kräftig. In dunklen Szenen wird bisweilen etwas verschluckt. Ein Hintergrundrauschen ist ständig sichtbar, teilweise kommt es zu Blockbildung.

Tonqualität

Der 5.1-Ton ist für ein relativ günstig produziertes Werk recht ordentlich geworden. Sowohl die Musik als auch atmosphärische Geräusche verbreiten eine räumliche Atmosphäre. Spezielle Effekte gibt es jedoch nicht. Deutsche und englische Tonspur bieten keine nennenswerten Unterschiede. Die 2.0-Spuren liefern eine solide Vorstellung auf den vorderen Boxen. Die Dialoge sind klar und verständlich.

Extras

Die etwa 14minütige Interviewrolle enthält Aussagen von Michelle Forbes, Olivier Martinez, Jared Harrris, Michael Parks, Willem Dafoe, Domenica Cameron-Scorsese. Dabei bleiben die Darsteller häufig beim Inhalt, der eine oder andere interpretiert auch in wenigen Worten seine Rolle. Insgesamt hält sich der Informationsgehalt in Grenzen.
Hinter dem etwa 8minütigen Beitrag Filmclips verbirgt sich ein Zusammenschnitt verschiedener Filmszenen, der nicht einmal eine chronologische Reihenfolge einhält und völlig überflüssig ist. Der Trailer, eine Bildergalerie sowie Filmo- und Biographien runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

"Bullfighter" ist der alberne Versuch, einen coolen Film mit hipper Geschichte und ein wenig Action zu inszenieren. Dabei landet Rune Bendixens Werk zwischen allen Stühlen. Technisch ist die DVD durchschnittlich.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Bullfighter (USA 2000)
Länge 85 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Rune Bendixen
Darsteller Olivier Martinez, Michelle Forbes, Donnie Wahlberg, Willem Dafoe, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS Deutsch; DD 5,1 Deutsch, Englisch; DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Interviews, Bildergalerie, Trailer, u.m.
Preis ca. 15 EUR
Bewertung schwach, technisch Durchschnitt