Wahnmotel

Bug – Special Edition

BugAgnes wohnt in irgendeinem billigen Motel mitten in der Wüste. Dort versteckt sie sich vor ihrem Ex-Mann, der möglicherweise bald aus dem Gefängnis kommt. Die ständigen Anrufe, bei denen sich niemand meldet, machen ihr deswegen Angst. Wenn sie nicht gerade ihrem Job als Kellnerin in einer Bar nachgeht, zieht sie sich alleine oder mit ihrer Freundin und Arbeitskollegin R.C. Koks rein. Über R.C. lernt Agnes auch den schüchtern wirkenden Peter kennen, der schließlich bei ihr ins Motelzimmer einzieht, weil sie sich in seiner Gegenwart sicherer führt. Das ändert sich auch nicht, als Peter behauptet, unter seiner Haut befänden sich winzige Käfer, die bei ihm Wunden hinterlassen und nun auch langsam das Motelzimmer verseuchen. Sichtbar sind diese Käfer für Agnes allerdings erst, nachdem Peter mit Nachdruck darauf hingewiesen hat, das sie vorhanden sind. Gemeinsam versuchen sich die beiden, vor den Käfern und anderen Bedrohungen von außen zu schützen.

Mit einer subtilen Übersteuerung des Telefonklingelns führt Friedkin in seinem Film, der auf einem Theaterstück basiert, gleich zu Beginn eine Atmosphäre unklarer Bedrohung ein. Die Telefonate können alles sein. Möglicherweise kündigt sich Agnes' Ex-Mann auf diese Weise mit Hilfe konsequenter Psychoterrormethoden an, möglicherweise handelt es sich um zwar seltsame, aber harmlose Fehlschaltungen, oder aber die Anrufe finden gar nicht statt und sind nur Teil einer bereits vorhandenen Angstpsychose. Ganz behutsam entwickelt Friedkin solche Bug Bedrohungsszenarien weiter fort, führt sie zunächst auf ein rational erklärbares Fundament, wenn der Ex-Mann tatsächlich auftaucht, um den Boden für die meisterliche Paranoiainszenierung am Ende zu bereiten. Immer weiter steigern sich Agnes und Peter in ihre grotesken Angstzustände hinein, die Peter mit allerlei Verschwörungstheorien weiter anheizt. „Bug“ entwickelt sich auf diese Weise zu einer Bestandsaufnahme amerikanischer Befindlichkeit, die sich von allen Seiten eingekesselt und bedroht fühlt. Dabei verweigert sich Friedkin in seiner Inszenierung einem eindeutigen Blick, wenn er auf ein Bild des zerstörten Motelzimmers ein Bild der Unversehrtheit folgen lässt. So bleiben die tatsächlichen Ereignisse unklar, da Friedkin die Frage der Wahrnehmung nicht selbst beantworte will, sondern sie auf den Zuschauer überträgt. Gleichzeitig funktioniert der Film nicht nur als meisterlich-gespenstische Paranoiainszenierung, sondern auch als Liebesgeschichte zweier geschundener Seelen, die trotz aller möglichen Konsequenzen einander brauchen, auch wenn das bis zum Niedergang führen sollte.

Bildqualität

Die Bildqualität der DVD überzeugt, da die Schärfe zumeist gut ausfällt und nur in wenigen Szenen etwas nachlässt. Das leichte Hintergrundrauschen ist zwar sichtbar, stört aber wenig. Die Farben überzeugen durch kräftige Töne und der Kontrast macht eine gute Figur. Das gilt vor allem für das optisch extravagante Finale.

Tonqualität

Der 5.1-Ton bietet eine sehr gute Abmischung, da er die Wechsel zwischen gewöhnlicher Tonatmosphäre und den Passagen, in denen der Ton die Paranoia wiederspiegelt, souverän meistert. Dabei werden die hinteren Lautsprecher zwar selten, aber effektiv eingesetzt. Die Dialoge sind klar und verständlich, störendes Rauschen existiert nicht.

Extras

BugDie 11minütige Einführung in „Bug“ besteht aus Interviewpassagen mit Regisseur Willam Friedkin und einigen Darstellern sowie B-Roll-Aufnahmen. Darin geht es im Wesentlichen um die Verbindung zwischen dem Theaterstück, auf dem „Bug“ basiert, und der filmischen Umsetzung sowie um die Sichtweise der Beteiligten auf den Film. Insgesamt ordentlich, da es ein paar interessante Informationen gibt. Das etwa 29minütige Interview mit Regisseur William Friedkin behandelt einzelne Aspekte in der Karriere des Regisseurs. Unter anderem analysiert Friedkin aus seiner Sicht den fundamentalen Wandel der Filmindustrie, der sich seit den 70er Jahren bis heute ereignet hat.

Fazit

„Bug“ gelingt die perfekte Inszenierung des Paranoia-Wahns zweier Menschen, der sich sowohl auf einer tragisch-menschlichen wie auch auf einer gesellschaftlichen Ebene allgemeiner Befindlichkeit in unsicheren Zeiten lesen lässt. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Bug (USA 2006)
Länge 97 Minuten (Pal)
Studio Ascot Elite
Regie William Friedkin
Darsteller Ashley Judd, Michael Shannon, Harry Connick Jr., u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Bug: Eine Einführung, Interview mit Willliam Friedkin (Regie), u.m.
Preis ca. 15 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut