Das Alter macht keinen Unterschied

Breezy – Begegnung am Vormittag

Nach „Sadistico – Wunschkonzert für einen Toten“ („Play Misty for me“, 1971) und „Ein Fremder ohne Namen“ („High Plains Drifter“, 1973) markiert „Breezy“ Clint Eastwoods dritte Regiearbeit und die erste, in der er nicht die Hauptrolle übernahm. Die Figur des alternden Maklers Frank Harmon passte auch deutlich besser zum zwölf Jahre älteren William Holden. An einem ganz gewöhnlichen Vormittag nimmt Harmon entgegen seiner Gewohnheit die viele Jahre jüngere Anhalterin Breezy mit, die sich kurz zuvor aus dem Wagen eines schmierigen Herren mit sexuellen Absichten gerettet hat. Später teilt Harmon der jungen Frau mit, dass er nur verhindern wollte, dass sie länger vor seinem Haus herumgehangen hätte. Dennoch kann er sich der Dreistigkeit Breezys nicht vollständig entziehen, welche noch am selben Abend wieder bei ihm zu Hause auftaucht, da sie ihre Gitarre im Wagen liegen gelassen hatte. Zwischen dem geschiedenen Makler Harmon und der unkonventionellen Breezy entwickelt sich ganz langsam eine romantische Stimmung, die trotz des Altersunterschieds zu Liebe wird.

Schon damals bewies Clint Eastwood sein untrügliches Gespür für einen unsentimentalen Inszenierungsstil, welcher der Falle einer solchen Geschichte entgeht. Niemals wird die Annäherung zwischen dem älteren Mann und der jungen Frau zu einer schwülstigen oder gar schmierigen Farce degradiert, weil sich Eastwood die notwendige Zeit für seine Geschichte nimmt. Die beiden Hauptfiguren benötigen einige Anläufe, bis sie sich wirklich näher kommen, vor allem Harmon weist Breezy, die in seinen Augen anfangs nur eine dumme Göre ist, zunächst zurück. Eastwood kontert auf diese Weise das Dilemma des Drehbuchs, unter der Breezy Hand eines schlechten Regisseurs nur eine schale Männerphantasie bereit zu halten, geschickt aus. William Holden und Kay Lenz duellieren sich mit geschliffenen Dialogen, denen sie mit ihrer Darstellung eines zusätzliche Spannung verleihen. In den unruhigen Zeiten zu Beginn der 70er Jahre mutet eine solche Geschichte angesichts der sexuellen Revolution und dem zunehmenden Selbstbewusstsein der jüngeren Generation beinahe dreist an. Die generationenübergreifende Liebesgeschichte wird vor diesem Hintergrund zu einem versöhnlichen Manifest Eastwoods, der in einem Miteinander verschiedener Generationen eine stabilisierende Qualität entdeckt hat. Es ist kaum verwunderlich, dass dieser schöne Film damals erfolglos blieb, da eine Aussöhnung der Generationen nicht unbedingt den Zeitgeist traf.

Bildqualität

BreezyDas Bild wurde gut aufgeräumt, so dass nur ganz selten einmal Bildpunkte oder Dreckspuren zu sehen sind. Ein stetiges Hintergrundrauschen begleitet den Film, das die Schärfe jedoch kaum beeinträchtigt. Sie schwankt zwischen gut und angenehm, in den schwächeren Phasen wirken die Konturen ein wenig weich. Die Farbwiedergabe überzeugt mit einer guten Darstellung. In homogenen Flächen ist das Bild gelegentlich unruhig, größere Störungen treten aber nicht auf.

Tonqualität

Beider Tonspuren leisten eine solide Arbeit ohne besondere Schwächen. Der deutsche Ton klingt wie bei Synchronisationen üblich ein wenig künstlich, das englische Original ist stärker im Geschehen verortet. Die Dialoge sind in beiden Fassungen gut zu verstehen, das leichte Rauschen stört nicht.

Extras

Bonusmaterial existiert nicht.

Fazit

Clint Eastwood vermeidet bei seiner Inszenierung einer Liebesgeschichte zwischen einem älteren Mann und einer jüngeren Frau jeglichen Kitsch und setzt auf zarte, unsentimentale Töne mit einem generationenversöhnenden Charakter. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Breezy (USA 1973)
Länge 102 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Clint Eastwood
Darsteller William Holden, Kay Lenz, Marj Dusay, Jamie Smith-Jackson, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras -
Preis ca. 10 EUR
Bewertung gut, technisch gut