Surf-Horror

Blood Waves

Manchmal reicht für einen exzellenten Film eine Telefonzelle und die nähere Umgebung, manchmal ist ein Strand mit ein paar Surfern nicht genug. Die Geschichte in „Blood Waves“ ist hübsch simpel, was bei einem Horrorfilm nicht unbedingt von Nachteil sein muss. Fünf Jugendliche machen sich mit einem Auto zu einem mexikanischen Strand auf, um dort zu Surfen oder abzuhängen. Der Tip kam von dem Bruder eines der fünf Jugendlichen, welcher sich mit seinen Freunden bereits dort aufhält. Als die Helden des Films am Strand eintreffen, ist von den anderen jedoch keine Spur zu sehen. Nach ein paar kleineren Dialogen findet der videofilmende Sonderling der Truppe erst ein paar Gebeine, dann ein paar Zelte und schließlich den Tod. Denn der Strand, so wissen es auch die Einheimischen, ist verflucht. Bis zum Ende des Films kämpfen die Jugendlichen mal erfolgreich und mal erfolglos um ihr Leben.

Unter der Voraussetzung, dass der eigentliche Horror erst am mexikanischen Strand beginnt, ist es für einen Horrorfilm bemerkenswert, wenn jenseits der Eingangssequenz etwa 36 Minuten vergehen, bis der umgebende Schrecken erstmals angedeutet wird. Denn in den 15 Minuten bevor der videofilmende Sonderling auf das unbekannte Böse trifft, liegt der Strand in seiner ganzen Friedlichkeit da. Die Kamera filmt die belanglose Dialoge sprechenden jungen Menschen mit dem unruhigen Gestus aus der Hand gefilmten Materials. Das sieht aus wie ein spannungsarmes Urlaubsvideo, dessen atmosphärische Qualitäten sich allenfalls den Beteiligten erschließt. Regisseur Ian McCruddon verschenkt aufgrund des schlechten Drehbuchs wertvolle Zeit, die zum Spannungsaufbau gebraucht würde. Nachdem nun der videofilmende Sonderling verschwunden ist, fahren zwei der vier verbliebenen Surfer mit dem Motorrad in die nächste Stadt, weil man sich doch langsam um diejenigen Sorgen macht, welche man am Strand treffen wollte. Die anderen beiden laufen am Strand herum, bis sie die Videokamera des Sonderlings finden. Weitere zehn Minuten benötigt der Film, bis die beiden das finden, was auch der Sonderling gefunden hat, nur den Tod lassen sie vorerst aus.

Dramaturgisch setzt „Blood Waves“ folglich darauf, sein mageres Drehbuch irgendwie auf Länge zu bringen, statt seinen Charakteren ordentlich emotional wirksame Konflikte zu verordnen. Danach folgt eine Parallelmontage der beiden im nächsten Ort, welche sich auf spanisch die Legende zum Strand anhören, mit den beiden am Strand, die nun der Gefahr direkt ins Auge sehen müssen. Da inzwischen die Nacht hereingebrochen ist und das Budget keine Mittel für eine taugliche Lichtsetzung beinhaltete, ist die letzten 30 Minuten des Film kaum noch etwas zu sehen. Blass angestrahlte Darsteller bewegen sich in sie umgebender Schwärze. Die Schwäche dabei liegt nicht darin, dass Gewalt im Dunkeln verschwindet, sondern darin, dass keine visuelle Gestaltung des Films mehr vorhanden ist. Diese wäre aber für eine Spannungsinszenierung notwendig. Grafische Gewalt kann ohne Schwierigkeiten außerhalb des Bildes stattfinden, der visuelle Aufbau jedoch nicht.

Bildqualität

Das auf einem Videoformat gedrehte Werk besitzt keine Bilddefekte oder Dreckspuren, auch die Schärfe macht in ruhigen Szenen eine gute Figur. Sobald die Kamera jedoch etwas mehr in Bewegung ist, sind Nachzieheffekte sichtbar. Die Farben sind kräftig, der Kontrast ist ebenso in Ordnung. Neben dem leichten Hintergrundrauschen sind keine nennenswerte Rauschmuster zu sehen. Der DVD kann man keine Vorwürfe machen, die Schwächen ergeben sich aus dem Ausgangsmaterial.

Tonqualität

Der englische 2.0-Ton liefert eine solide Vorstellung ab. Die Dialoge sind klar und verständlich, störendes Rauschen gibt es nicht. Darüber hinaus gibt es keine Stärken oder Schwächen. Wer es unbedingt möchte, kann sich einen deutschen Upmix in DTS- oder DD 5.1-Qualität anhören. Da die DVD bedauerlicherweise keine deutschen Untertitel besitzt, kann das auch hilfreich sein.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Trailer und einer Bildergalerie.

Fazit

„Bloood Waves“ hat nichts, was einen Horrofilm unterhaltsam machen könnte. Drehbuch, Regie und Kamerarbeit lassen das Werk in Ödnis versacken. Lediglich die Darsteller machen das Beste aus dem Unfug. Technisch ist die DVD im Rahmen der Möglichkeiten in Ordnung.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Trespassers (USA 2006)
Länge 83 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Ian McCruddon
Darsteller Michelle Borth, Joleigh Fioreavanti, Alex Feldman, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS Deutsch, DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Trailer, Bildergalerie, u.m.
Preis ca. 12 EUR
Bewertung schlecht, technisch in Ordnung