Bloodshed

Blutgericht in Drehbuchs Garten

Horrorfilmerzählungen gleichen in ihrer Struktur häufig Märchen. Die anfängliche Bedrohung wird im finalen Akt überwunden, die Figuren ähneln archetypischen Grundmustern, wie sie in Moralgeschichten verwendet werden. Oftmals sind phantastische Elemente Träger der Handlung. Dabei sollten letztere aber Teil einer eigens entwickelten Mythologie sein. Der unsterbliche Killer des Slashers ist ein solches Beispiel. Wenn sich das Phantastische aber innerhalb eines bodenständig angelegten Films in absurden Handlungswendungen niederschlägt, dann regiert nicht mehr das Märchen, sondern der Unfug. Die amerikanische Independent-Produktion „Bloodshed“ präsentiert sich als Unfugswerk reinsten Wassers, weil jede der wenigen Wendungen den bislang eingeschlagenen Weg des Films sabotiert. Das Werk beginnt als Teenie-Film, wenn ein paar junge Leute eingeführt werden, die in einem amerikanischen Kaff zu Hause sind. In einer einsamen Waldhütte in der Nähe des kleinen Örtchens wohnen die beiden Brüder Frank und Donnie. Letzterer ist ein wenig zurückgeblieben. Das Brüderpaar lebt ein einsames Dasein mit Sonderlingstatus. Selbstverständlich können die jungen Leute vom Anfang die zurückgezogenen Brüder nicht in Ruhe lassen. Da Frank zunächst besonnen bleibt, herrscht gespannter Frieden in der öden Provinz. Als Donnie jedoch zwei der jungen Leute beim Sex beobachtet, wird er zusammengeschlagen. Frank vertreibt die jungen Leute mit dem Stiel seiner Axt, aber bei der Flucht kommt es zu einem tragischen Unglück. Jetzt muss er überlegen, wie die Situation wieder gerade gebogen werden kann.

„Bloodshed“ beginnt wie ein Slasher mit entsprechender Spannungsinszenierung im Dunkel der Nacht. Aber das ist nur eine falsche Fährte. Denn sobald das Sonderlingsbrüderpaar auftaucht, regiert die Bedrohlichkeit der Hinterwäldler. Aufgrund der günstigen Produktionsbedingungen besitzt „Bloodshed“ die dazu passende ranzige Optik, welche dem Film eine Atmosphäre der Verwesung verleiht. Bis hierhin könnte das Ganze funktionieren, wenn sich nun eine düsteres Drama um die beiden Brüder entwickeln würde. Aber ein unglaublich dummer Kleinstadtsheriff torpediert mit seiner dilettantischen Art als erstes die stilistische Linie des Films. Bei einer Hausdurchsuchung in der entlegenen Waldhütte geht er dermaßen behäbig vor, dass Frank mit einer entführten Frau stets ein Zimmer weiter gehen kann, bevor der Sheriff darin auftaucht. Ein blutverschmiertes Handy, das vor der Hütte im Gras liegt, fällt ihm nicht auf. Zwei Jugendliche, die kaum in der Lage sind, ein zweiteiliges Puzzle zusammenzusetzen, finden das Handy sofort und wissen, was die Stunde geschlagen hat. Richtig phantastisch wird der Film allerdings durch das Verhalten Franks gegenüber seiner Geisel. Mit grimmiger Intensität, die auch vor drastischen Maßnahmen wie dem Verscharren einer Leiche nicht zurückschreckt, versucht er jegliche Spur eines vermissten Mädchens zu beseitigen. Seine Geisel aber, die ihn jederzeit verraten könnte, hält er als eine Art Zwangsdienstmagd gefangen. Mit einem guten Drehbuch ließe sich daraus sogar ein finsteres Drama erzählen, aber dafür müsste die Figur des Frank mit einer gewissen Überlegenheit ausgestattet sein. In „Bloodshed“ ist das nur ein absurder Stilbruch, der sich wie die Auftritte des Sheriffs oder die Sexbeobachtungsszene in keiner Weise in die zuvor erzählte Geschichte einfügt. Stattdessen atmen sie das Kalkül, Konflikte vom Zaun zu brechen, die gar nicht da sind.

Bildqualität

Aufgrund der günstigen Produktionsbedingungen fällt die Bildqualität nicht gut, aber brauchbar aus. Die etwas matschige Optik unterstützt sogar die faulige Atmosphäre des Films, welche bei besserem Drehbuch ihr Potential hätte entfalten können. Die Schärfe fällt so natürlich nur mittelmäßig aus, die blassen Farben könnten aber Teil des visuellen Konzeptes sein. Der Kontrast bleibt durchschnittlich. Darüber hinaus ist ein ständiges Bildrauschen präsent. Insgesamt kann man mit dem Bild aber leben.

Tonqualität

Der 2.0-Ton bietet gut verständliche Dialoge ohne nennenswertes Rauschen. Genrebedingt gibt es keine besonderen Feinheiten. Wer es unbedingt möchte, kann sich auch einen deutschen 5.1-Upmix anhören.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus dem Sunny Day Gore Kurzfilm „Das Filetstück der Menschlichkeit“ (etwa 15 Minuten), welcher der DVD dann doch noch ein bisschen Qualität verleiht. Der Film gehört zu den besten Werken des ehemaligen Hamburger Filmkollektivs und besticht durch einen klugen Schnitt, ausgezeichnete Spannungsinszenierung sowie eine beklemmende Atmosphäre. Lediglich die Schlussauflösung ist völlig daneben, weil hier die gesamte Ernsthaftigkeit des bisherigen Werkes verraten wird.

Der Trailer rundet das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Bloodshed“ scheitert vor allem an seinem dilettantischen Drehbuch, das in keiner Weise einmal eingeschlagene Wege konsequent zu Ende geht. Dadurch wird jegliches Drama im Ansatz zerstört. Technisch ist die DVD brauchbar. Der Bonusfilm „Das Filetstück der Menschlichkeit“ macht aus der DVD mehr als nur eine silberne Scheibe.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Bloodshed (USA 2005)
Länge 80 Minuten (Pal)
Studio Atomik-Films im Vertrieb der Ascot-Elite
Regie Jim McMahon
Darsteller Edward Ice Mrozek, Shana Klisani, Christopher Child, u.a.
Format 1:1,66 (4:3)
Ton DD 5.1 Deutsch, DD 2.0 Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Kurzfilm “Das Filetstück der Menschlichkeit”, Trailer
Preis ca. 15 EUR
Bewertung schwach, technisch brauchbar