Der interstellare Jerry

Besuch auf einem kleinen Planeten

Besuch auf einem kleinen PlanetenJerry Lewis' Sciencefiction-Komödien scheinen es Savoy Film angetan zu haben, veröffentlicht das Label nach „Jerry das Mondkalb“ (1966) doch bereits das zweite Werk mit Weltraumbezug aus dem Schaffen des begnadeten Komikers. Hier spielt Lewis einen außerirdischen Schüler, der sein „Klassenzimmer“ auf dem Heimatplanten nur zu gern verlässt, um sich unerlaubter Weise auf den Weg zum Planeten Erde zu machen. Die Menschheit hat seine Neugier geweckt. Begeistert will er mehr über die Erdenbewohner und ihre Lebensweise erfahren. Vor allem das Liebesspiel hat es ihm angetan, da das Konzept zur Vermehrung bei seiner Spezies schon vor vielen Jahren zu den Akten gelegt wurde. Im Haus der Familie Spelding, in dem sich der außerirdische Schüler einquartiert, bieten sich die Tochter und deren Freund zur Beobachtung an. Gleichzeitig muss er immer darauf achten, dass die verschiedenen Menschen, denen er begegnet, seine außerirdische Herkunft nicht an höchste Kreise der USA oder die Medien verraten.

Lewis ist in diesem Film einmal mehr in seiner Paraderolle als naiver Tor zu sehen, der die Welt, in der er sich aufhält, nur unzureichend versteht. Mit unschuldiger Neugier rückt er der Tochter des Hauses beobachtend zu Leibe, wenn sie gerade ihren Freund küsst. Das Konzept der Intimität ist für den außerirdischen Schüler so unbekannt, dass er kein Bewusstsein dafür entwickelt, wie deplatziert seine beobachtende Anwesenheit in einer solchen Situation ist. Wann immer ihm etwas an den Gegebenheiten auf der Erde nicht passt, setzt er seine speziellen Fähigkeiten ein, um sich Bequemlichkeiten herauszunehmen. Einen Stau auf dem Besuch auf einem kleinen Planeten Highway überfliegt er einfach, indem er das Auto zum Schweben bringt. Insofern ist der Lernwille des außerirdischen Schülers nur eingeschränkt vorhanden. Alles was seine Neugier weckt, will er beobachtend erforschen, alles was unbequem ist, will er sich erleichtern. Sein Lehrer auf dem Heimatplaneten, der ihn bei seinen Abenteuern auf der Erde beobachten kann, hat aber andere Pläne. Schritt für Schritt nimmt er seinem Schüler dessen spezielle Fähigkeiten, so dass der immer menschlicher wird. Jetzt muss der Außerirdische mit den Tücken der neuen Welt kämpfen. Die unverhohlene Neugier trifft plötzlich auf Dinge, die er gar nicht verstehen kann. Dazu gehört auch das Gefühl der Liebe, das er plötzlich gegenüber der Tochter des Hauses empfindet. Seinen Schwierigkeiten, die sich daraus ergebenden Probleme zu bewältigen, sind Teil des kontinuierlichen Demontage- und Lernprozesses, in dem sich der naive Tor zu einem etwas weniger naiven Tor entwickelt. Mit seiner perfekten Körperkomik gelingt Lewis eine gelungene Darstellung, die in dem Club „Hungry Brain“ einen einsamen Höhepunkt feiert, wenn er mit einer jungen Frau eine groteske Tanzeinlage auf das Parkett zaubert, die dem Körper die seltsamsten Bewegungen abfordert.

Bildqualität

Besuch auf einem kleinen PlanetenDas Bild der DVD weist immer wieder Dreckspuren, leichte Defekte und hier und da einen dünnen Laufstreifen auf. Vor allem bei jedem Aktwechsel nehmen die Defekte zu, das Bild wird kurzzeitig unschärfer. In den übrigen Szenen ist die Schärfe angenehm und erreicht nur selten gute Werte. Stehend Rauschmuster sind immer wieder zu sehen. Angesichts des Filmalters kann man mit der Qualität aber leben, da nur eine Restaurierung ein besseres Ergebnis erzielt hätte.

Tonqualität

Der Ton liefert klare und verständliche Dialoge ohne nennenswerte Verzerrungen. Während der deutsche Ton recht klar erklingt, ist der Originalton etwas dumpfer und mit einem leichten Rauschen versehen.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie.

Fazit

In „Besuch auf einem kleinen Planeten“ entdeckt Jerry Lewis als Außerirdischer die Tücken der menschlichen Lebensweise. Dank Lewis' perfekter Körperkomik und gelungenen Gags ein sehenswerter Film. Technisch ist die DVD mittelprächtig.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Visit to a Small Planet (USA 1960)
Länge 80 Minuten (Pal)
Studio Savoy Film
Regie Norman Taurog
Darsteller Jerry Lewis, Joan Blackman, Earl Holliman, Fred Clark, John Williams, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras -
Preis ca. 10 EUR
Bewertung gut, technisch mittelprächtig