„A badasssss nigger is coming back to collect some dues“

Baadasssss! (2 DVDs)

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„Der miese scheiß Nigger kommt zurück und kassiert, was ihm zusteht“. Mit dieser drohenden Ankündigung endet Melvin van Peebles' für das Black Cinema wegweisende Werk „Sweet Sweetback's Baadasssss Song“ aus dem Jahr 1971. Gut 30 Jahre später machte sich Melvins Sohn Mario van Peebles an die Arbeit, die aberwitzige Produktionsgeschichte des jenseits der großen Hollywoodstudios entstandenen Films in einem eigenen Film aufzuarbeiten. Mario schlüpft darin in die Rolle seines Vaters, der gerade die Komödie „Watermelon Man“ (1970) abgedreht hat. Sein Agent rät ihm, so schnell wie möglich eine neue Idee zu entwickeln, bevor Columbia einen Deal über drei Filme nach einem eventuellen „Watermelon-Man“-Flop auf Eis legen kann. Als Melvin van Peebles jedoch mit einem todernsten Projekt auftaucht, in dem die schwarze Hauptfigur nicht den üblich Clown gibt, hält ihn sein Agent für verrückt. Spätestens jetzt wird Melvin klar, dass eine Finanzierung im Hollywood-Studio-System unmöglich ist. Er macht sich auf die teils abenteuerliche Suche nach unabhängigen Geldgebern, um seinen Traum vom ernsten Unterhaltungsfilm zu realisieren, in dem die Black Community der Star ist.

„Baadasssss!“ ist ein gleichermaßen vergnüglicher Film für diejenigen, die noch nichts über die groteske Produktionsgeschichte des wegweisenden Werks „Sweet Sweetback's Baadasssss Song“ gehört haben und diejeniegen, die mit ihr vertraut sind. Mario van Peebles verkörpert seinen Vater Melvin, der durch „Sweet Sweetback...“ zum Begründer des Black Cinema sowie des Blaxploitation-Genres wurde, mit großer Geste und lässiger Coolness. Beides ergibt eine Entschlossenheit, welche die Produktion des Films erst möglich machte, der innerhalb des durch Weiße dominierten Studio-Systems niemals entstehen konnte. So interessant es auch sein kann, einen Text über die damaligen Baadasssss Hintergründe zu lesen, „Baadasssss!“ leistet mit visuellen Mitteln etwas, was auf andere Weise nicht erreicht werden kann. Seine formale Gestaltung, deren Bilder so elegant lässig daherkommen, wie die Blaxploitation-Filme der 70er Jahre, und deren Musik Soul und Funk ausstrahlt, vermittelt durch den direkten Bezug zur künstlerischen Erscheinung „Sweet Sweetback's...“, Hintergründe des damaligen Erfolgs. Der Stolz ist zum Greifen nah, den das Publikum aus der Black Community erfasst haben muss, als es einen Film sehen konnte, in dem es nicht wieder auf die Rolle des lächerlichen Clowns reduziert wurde. „Baadasssss!“ besitzt über die Analogie der formalen Gestaltung einen so direkten Zugriff auf das menschliche Wahrnehmungszentrum, dass sich diese Stimmung überträgt. Gleichzeitig präsentiert er die abstrusen Produktionsereignisse mit einer Mischung aus Dramatik und Humor. Das Pendel der Erzählung schwingt stets zwischen Leichtigkeit und Schwere hin und her, wie es nur ein Meister der spannungsreichen Inszenierung beherrscht. Daraus resultiert der unbedingte Wunsch, auch „Sweet Sweetback's Baadasssss Song“ zu sehen. Ein größeres Kompliment kann man „Baadasssss!“ nicht machen.

Bildqualität

Das Bild der vorliegenden DVD ist nahezu kritiklos sehr gut. Die Schärfe überzeugt durch eine exakte Konturendarstellung und einen relativ hohen Detailreichtum. Nur in einigen wenigen Szenen fällt sie leicht ab. Die kräftigen Farben und der sehr gute Kontrast sorgen für ein plastisches Bild, in dem keinerlei zentrale Details verschluckt werden. Nennenswerte Rauschmuster existieren nicht, das leichte Hintergrundrauschen ist nicht der Rede wert.

Tonqualität

Bei den Tonspuren sorgt vor allem die Musik für eine räumliche Atmosphäre, da genrebedingt keine nennenswerten Effektgeräusche vorhanden sind. Ohne Rauschen sind die Dialoge klar und Verständlich. Nennenswerte Unterschiede zwischen den Tonspuren existieren nicht, der 2.0-Ton besitzt natürlich keine räumliche Kulisse.

Extras

Auf der ersten DVD befindet sich neben dem Trailer eine Bildergalerie und Texttafelbiographien zu Melvin sowie Mario van Peebles. Ein Texttafelbeitrag zu den Hintergründen des Films „Baadasssss!“ schließt das Material auf der ersten DVD ab. Das übrige Bonusmaterial befindet sich auf einer zweiten DVD und besitzt dummerweise weder deutsche Untertitel noch eine entsprechende Synchronisation. Wer Englisch nicht beherrscht, bleibt außen Baadasssssvor und kannn mit dem Material nichts anfangen. Das ist wenig überzeugend. Die Dokumentation „The Birth of Black Cinema“ (etwa 22 Minuten) vereint Interviewpassagen mit Mario van Peebles, Ossie Davis, Bill Cosby und anderen. Darin wird die gesellschaftliche Situation Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre nachgezeichnet und ein Blick auf die Bedeutung von „Sweet Sweetback's Baadasssss Song“ geworfen. „Premiere“ (etwa 11 Minuten) kombiniert „Baadasssss!“-Filmausschnitte mit kurzen Aussagen einiger am Film beteiligter Personen, welche diese bei der Premiere gemacht haben. Da der Informationsgehalt im wesentlichen nicht über die vorangegangene Dokumentation hinaus geht, ist der Beitrag lediglich ganz nett. In „Question and Answer with Melvin van Peebles“ (etwa 31 Minuten) stellt sich der Regisseur den Fragen eines Moderators sowie des Publikums anlässlich einer „Baadasssss!“-Vorführung. Melvin van Peebles erzählt sehr ausführlich über die damalige Zeit und seine Sichtweise auf den Film „Sweet Sweetback's Baadasssss Song“ sowie die Bedeutung, welche das Werk entfaltet hat. Hier erfährt man eine Fülle an Informationen, die sich zwar teilweise mit anderen Beiträgen überschneiden, aber im Endergebnis sehr brauchbar sind. Eine Postergalerie rundet das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Baadasssss!“ zeichnet mit viel Humor, Drama und lässiger Atmosphäre die absurde Produktionsgeschicte des legendären Films „Sweet Sweetback's Baadasssss Song“ nach. Ein meisterliches Werk. Technisch ist die DVD sehr gut, die fehlenden deutschen Untertitel beim Bonusmaterial sind störend.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel How to Get the Man's Foot Outta Your Ass (USA 2003)
Länge 104 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Mario van Peebles
Darsteller Mario van Peebles, Joy Bryant, Rainn Wilson, Ossie Davis, u.a.
Format 1:1,78 (16:9)
Ton DTS Deutsch; DD 5.1 Deutsch, Englisch; DD 2.0 Deutsch
Untertitel Deutsch
Extras Dokumentation „The Birth of Black Cinema”, Premiere, u.m.
Preis ca. 22 EUR
Bewertung sehr gut, technisch sehr gut