Sehnsucht in der Kälte

Antares - Studien der Liebe

Hochhaussiedlungen sind als Horte der Anonymität verschrien. Wenn man durch sie hindurch wandert, starren einen die zumeist kühlen Fassaden mit ihren endlosen Fensterreihen an wie eine Fabrik aus Wohnstätten, die alle dasselbe Produkt beherbergen. Götz Spielmann holt drei Frauen sowie die mit ihnen eng verbundenen Personen aus der Anonymität heraus. Mit seinen "Studien der Liebe" erzählt er ihre Geschichten, die an verschiedenen Punkten auch untereinander Verknüpfungen besitzen. Eine Krankenschwester trifft plötzlich jemanden aus der Vergangenheit wieder, der für drei Tage in Wien weilt. Sie lässt sich auf eine kurze Affäre mit ihm ein, lebt in seinem Hotelzimmer ihre sexuelle Lust aus. Eine junge Kassiererin in einem Supermarkt lebt mit ihrem jugoslawischen Freund zusammen. Sie versucht ihn stärker an sich zu binden, indem sie behauptet, schwanger zu sein. Ihr Freund betrügt sie jedoch bereits mit einer anderen Frau aus der Hochaussiedlung. Diese wird wiederum durch ihren Ex-Mann belästigt. Ständig taucht er mit Geschenken auf und versucht die Frau durch psychischen sowie körperlichen Druck zu überreden, wieder mit ihm zusammen zu leben. Bei einem Streit schreit sie von Balkon aus um Hilfe, was die Krankenschwester mit ihrem Mann hört, die gerade unten vorbei gehen. Aber sie entscheiden sich, dass es nur ein harmloser Ehestreit sei. Da lugt die beschriebene Anonymität wieder hervor und obwohl Götz Spielmanns Film mit dem Untertitel "Studien der Liebe" versehen wurde, macht sich der Eindruck breit, dass auch die größten Gefühle mit distanzierter Geschäftsmäßigkeit ausgelebt werden. Selbst Wutausbrüche haben in Spielmanns Inszenierung den Charakter eines kontrollierten Zwangs, der Sex der Krankenschwester mit ihrem Liebhaber wirkt mehr mechanisch als durch Lebensfreude ausgelöst und die Kassiererin begeht ihren Selbstmordversuch mit beängstigender Ruhe. Am Ende stehen Ereignisse der Katharsis, die einen hoffen lassen, dass die Kälte weichen könnte.

Bildqualität

Dem Filmalter entsprechend tauchen an keiner Stelle Verschmutzungen oder Bilddefekte auf. Auch die Schärfe sorgt für eine gute Konturenzeichnung sowie ein detailreiches Bild, so lange der Kontrast mitspielt. Der sorgt bei der einen oder anderen dunklen Sequenz jedoch dafür, dass Details verschluckt werden. Die Farbwiedergabe ist sehr gut, da das filtergeschwängerte Bildmaterial (grün, blau) ausgezeichnet auf die DVD übertragen wurde. Auch ausgewaschen wirkende Farben gehören zum beabsichtigten Aussehen des Films. Das leichte Hintergrundrauschen stört wenig.

Tonqualität

Der Ton ist zwar in 5.1- oder sogar 6.1-Qualität auf der DVD enthalten, aber aufgrund der Machart des Films, können sie so gut wie keine räumlichen Effekte ins heimische Wohnzimmer befördern. Nur selten bekommen die hinteren Boxen etwas zu tun. Die Wiedergabe im Frontbereich ist weitgehend gut, wenn auch manchmal leicht dumpf. Das stört jedoch kaum. Rauschen ist nicht zu hören.

Extras

Als Bonus enthält die DVD ein 22minütiges Making Of, das B-Roll-Material mit Interviewsequenzen mischt, in denen Götz Spielmann zu Wort kommt. Vor allem letztere sorgen für den notwendigen Informationsgehalt, wenn Spielmann sein Werk inhaltlich ein wenig ordnet. Das Setmaterial ist ganz nett. Der Trailer rundet die DVD ab.

Fazit

Götz Spielmann wirft einen kühlen Blick auf die Liebe, die in seinem Film nur noch als geschäftsmäßiger Akt der Arbeit vorkommt. Erst das Ende deutet an, dass vielleicht ein wenig Hoffnung noch angebracht ist. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Antares - Studien der Liebe (Österreich 2004)
Länge 114 Minuten (Pal)
Studio Legend Films
Regie Götz Spielmann
Darsteller Petra Morze, Andreas Patton, Hary Prinz, Susanne Wuest, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS 6.1 Deutsch, DD 5.1 Deutsch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Trailer
Preis ca. 16 EUR
Bewertung kühl, technisch gut