Bollige Unterhaltung

Alone in the Dark

Inzwischen hat Uwe Boll den Ruf des Videospielverfilmungs-Spezialisten ins Stammbuch geschrieben bekommen. Dazu gibt es nach zwei fertigen Werken dieser Art zwar noch keinen Anlass, aber schlimm ist es auch nicht. Nachdem "House of the Dead" eine höchst unterhaltsame Angelegenheit geworden ist, weil es irgendwann einfach unwichtig war, dass auf inhaltlicher Ebene wenig geboten wird, durfte man "Alone in the Dark" gespannt erwarten. Dabei greift der Film einzelne Charaktere aus dem Videospiel auf, um sie in eine neue Geschichte zu werfen. Im Zentrum steht Edward Carnby, der als Kind in einem Waisenhaus aufwuchs, dessen Verhältnisse alles andere als koscher waren. Carnby selbst kann sich jedoch nicht mehr exakt an die damaligen Erlebnisse erinnern. In seinem aktuellen Leben befasst er sich mit paranormalen Phänomenen und sucht auf der ganzen Welt nach Abkani-Artefakten. Die Abkani waren eine alte Zivilisation, die das Tor zur Dunkelheit entdeckt haben, es schlossen, aber dennoch von der Erde verschwanden. Seine Freundin Aline, Kuratorin in einem ethnologischen Museum, befasst sich ebenso mit den Abkani wie ihr Chef Professor Hudgens und die mysteriöse Spezialeinheit 713. Noch während alle Beteiligten damit beschäftigt sind, ihre Interessen zu vertreten, tauchen böse Kreaturen der Dunkelheit auf, die eine tödliche Gefahr für die Menschheit bedeuten.
Während "House of the Dead" als spaßiges Vergnügen wunderbar funktionierte, weil die simple Grundsituation der Zombieinsel, auf der eine Gruppe dumpfer Figuren landet, ohne viel Aufwand trug, ist das Universum aus "Alone in the Dark" komplexer. Die alte Abkani-Kultur mit den auf dem gesamten Erdball verstreuten Artefakten muss ebenso mit den Kreaturen der Dunkelheit sowie den verschiedenen Motivationen der einzelnen Charaktere verknüpft werden. Uwe Boll führt dann auch rasant in das Geschehen ein, indem er Edward Carnby sowie Professor Hudgens als Gegenspieler vorstellt. Auf Geheiß Hudgens versucht ein sinistrer Typ, Carnby umzubringen, um ein Abkani-Artefakt an sich zu bringen. Der Kampf ist mit den heutigen Mitteln des Kinos wunderbar in Szene gesetzt. Mal verlangsamt sich das Geschehen, um darauf wieder anzuziehen, so dass eine zusätzliche Dynamik entsteht. Gleichzeitig wirkt das Setting hübsch stylish. Während also der Anfang des Films, das Beste ist, was Uwe Boll bis dahin inszeniert hat, verliert sich der Film nach etwa 45 Minuten in den Fallstricken seiner zahlreichen Elemente. Das Drehbuch scheitert bei dem Versuch, etwas Ähnliches wie eine Erzählung zu präsentieren. Stattdessen entstehen immer neue Fragen. Warum haben die Abkani, nachdem sie das Tor zur Hölle wieder verschlossen haben, einen Schlüssel gebaut und dessen Teile an den entlegensten Orten der Erde versteckt? Wäre es nicht sinnvoller gewesen dafür zu sorgen, dass das Tor nicht mehr geöffnet werden kann? Was genau möchte der Professor erreichen? Wieso hören die Kreaturen im Finale auf sein Kommando? Soll dies tatsächlich über die Injektionen aus Kreaturenessenz erklärt werden, die sich der Professor mit einer Spritze setzt? Wo kommen die Kreaturen eigentlich her, wo das das Tor zur Hölle doch verschlossen ist? Wenn es noch weitere Ausgänge gibt, welche die Kreaturen bereits nutzen können, warum besitzt das Tor zur Hölle dann überhaupt eine Bedeutung?

Bildqualität

Wie es sich für einen aktuellen Film gehört, sieht die Vorlage blitzblank aus. Dreckspuren oder Bilddefekte gibt es hier nicht. Auch die Schärfe überzeugt weitgehend. Vor allem die Konturen sind sehr gut ausgeprägt, lediglich einzelne Details sind etwas verschwommen. Aber die zentralen Bildinhalte präsentieren sich in einer guten Schärfe. Der Kontrast ist sehr gut, auch der Schwarzwert - bei einem Film, der viele dunkle Szenen besitzt wichtig - erweist sich als ausgesprochen tief. Leider fallen jedoch immer wieder Nachzieheffekte auf, die den Sehgenuss stören, auch gibt es ein leichtes Rauschen. Insgesamt ist die Bildqualität aber sehr gut.

Tonqualität

Noch besser ist die Tonkulisse. Die beiden 5.1.-Spuren bieten immer wieder eine Rundumkulisse, welche durch Umgebungsgeräusche unterfüttert wird. Vor allem die Schießereien setzen sich nachhaltig im heimischen Wohnzimmer fest. Auch die Monster sorgen für hinterhältige Geräusche aus allen Boxen. Zusätzlich breitet sich die Musik mit einem herrlichen 360-Grad-Klangfeld aus, so dass es keinen Grund zu Beschwerden gibt. Alle Dialoge sind klar und verständlich.

Extras

"Alone in the Dark" besitzt einen Audiokommentar von Regisseur Uwe Boll und Drehbuchautor Michael Roesch, wobei man letzteren sofort wieder streichen kann, weil er so gut wie nichts sagt. Uwe Boll liefert durch seine Aussagen ein faszinierendes Psychogramm seiner geschundenen Seele. Den armen Mann treiben die vielen Leute um, die seine Filme nicht mögen. Um diese zu klassifizieren, wie es sich für einen promovierten Geist gehört, hat er zwei Kategorien gefunden. Auf der einen Seite gibt es diejenigen, die ihn persönlich nicht leiden können und deswegen auch seine Filme nicht, auf der anderen Seite befinden sich die abgehobenen Kritiker, welche nur Kunstfilmen positiv gegenüber stehen. Andere Gruppen tauchen in Bolls Ausführungen nicht auf, so dass in seinem Weltbild kein Platz für berechtigte Kritik an seinem Werk vorgesehen ist. Daraus folgt, dass dieses vermutlich nach seiner Meinung über jeden Zweifel erhaben ist. Neben solchen albernen Ausführungen klingelt zweimal das Handy des fleißigen Mannes. Beim ersten Mal telefoniert er bei laufendem Kommentar, das zweite Mal geht er aus dem Raum und lässt den völlig überforderten Drehbuchautoren Michael Roesch mit dem bösen Mikrophon allein. Im Grunde genommen sind nur die Ausführungen zu den Produktionsumständen erträglich, weil Uwe Boll dabei eigentlich nichts Falsches sagen kann, es sei denn, er wollte uns ärgern. Aber das unterstelle ich nicht. So erfährt man hier unter anderem, dass der erste Kampf in einem Studioset gedreht wurde, das ursprünglich für die Fernsehserie "Dark Angel" aufgebaut wurde. Uwe Bolls Audiokommentar bietet folglich zwei interessante Aspekte. Er liefert ein Psychogramm Bolls und informiert über die Produktionsumstände. Vor diesem Hintergrund handelt es sich um einen gelungenen Audiokommentar.

Das Making Of (acht Minuten) bietet die übliche Mischung aus Interviews und Filmausschnitten, wobei die Beteiligten nicht nur vollständig in Lobhudeleien verfallen, sondern auch noch ein wenig zu ihrer Sicht auf den Film erzählen.
"The Visual Effects" (neun Minuten) beschäftigt sich in Interview- und Filmsequenzen mit ein paar Szenen, in denen die Spezialeffekte eine größere Rolle spielten. Unter anderem geht es um die Schießerei im Dunkeln, die nur mit Stroboskopblitzen erleuchtet wird. Hier erfährt man in knappen Worten, die die Effekte-Crew vorgegangen ist. Interessant.
"Vier Musikclips" versammelt Videos zu Stücken aus dem Soundtrack. Dabei handelt es sich um Gothikmetal- und Metal-Stücke. Unter anderem ist "Nightwish" vertreten.
"Behind the Actionscenes" (vier Minuten) zeigt fast nur unkomentiertes B-Roll-Material vom Dreh einiger Actionszenen. In dieser Aneinanderreihung völlig uninteressant.
"Deleted Scenes" beinhaltet die in der Kinofassung noch enthaltene Sexszene zwischen Christian Slater und Tara Reid, welche für den Director's Cut herausgeschnitten wurde.
"Storyboard to Screen" (fünf Minuten) stellt in bewährter Manier zwei Filmausschnitte (Kampf Carnby gegen Pinkerton und die Sandwurmszene im Finale) den entsprechenden Storyboards gegenüber. Hinter "Bullet Time Animatic" (zwei Minuten) verbirgt sich die Bullet-Time-Szene aus dem Kampf Carnby gegen Pinkerton als computergraphische Animation, irgendwie überflüssig. Texttafelinformationen zu den Beteiligten an der Produktion, eine Fotogalerie, sowie verschieden Trailer zum Film runden die DVD ab.

Fazit

"Alone in the Dark" beginnt mit einer gelungenen Exposition und einer feinen ersten Actionszene. Danach verliert das Drehbuch alle eingeführten Handlungsstränge aus der Hand, so dass der Film als erzählerischer Torso endet. Beim Bonusmaterial ist vor allem der Audiokommentar aufgrund seiner etwas anderen Art interessant. Der Rest siedelt sich entweder im Durchschnitt oder darunter an, kann jedenfalls nicht das halten, was die reine Fülle zu versprechen scheint. Technisch ist die DVD auf hohem Niveau.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Alone in the Dark (Director's Cut) (Kanada/BRD/USA 2005)
Länge 95 Minuten (Pal)
Studio Concorde
Regie Uwe Boll
Darsteller Christian Slater, Tara Reid, Stephen Dorff, Frank C. Turner, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS Deutsch; DD 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel Deutsch
Extras Audiokommentar von Uwe Boll und Michael Roesch, Deleted Scenes, Making Of: Into the Dark, u.m.
Preis ca. 20 EUR
Bewertung Film konfus, technisch sehr gut