Karriere-Justiz

Allein gegen das Gesetz

Allein gegen das GesetzHierzulande ist Terence Hill natürlich vor allem für seine Filme an der Seite seines idealen Komödienpartners Bud Spencer bekannt, aber der italienische Schauspieler tummelte sich auch in Werken jenseits der Komödie. Das Justiz-Drama „Allein gegen das Gesetz“ ist ein solcher Film, in dem Terence Hill einen aufstrebenden Strafverteidiger spielt, der in seinem ersten Prozess als Assistent Luisa Santini vertritt, welche die Geliebte ihres Ehemanns getötet haben soll. Da das Opfer verbrannt ist, konnte die Polizei die Leiche nur anhand persönlicher Gegenstände identifizieren, die verschiedene Zeugen dem Mordopfer zuordneten. Der Ankläger Turrisi bügelt im Verfahren aufkommende Zweifel an der Identität der Mordopfers mit den Druckmitteln der Justiz ab, indem er eine Zeugin wegen Falschaussage verhaften lässt, welche die eigentlich tote Frau im nahegelegenen Rom gesehen haben will. Nur durch eine reibungslose Verurteilung Luisa Santinis kann Turrisi auf der Karriereleiter aufsteigen. An einer Untersuchung der zweifelhaften Fakten ist er nicht interessiert. Das gilt auch für den Strafverteidiger, der sich längst mit dem System abgefunden hat und angesichts der Indizienkette gegen Luisa Santini die Mühe einer genauen Recherche scheut. Sein Assistent kann damit aber nicht leben und legt nach dem Prozess, in dem Luisa Santini zu sieben Jahren Haft verurteilt wird, seine Tätigkeit als Strafverteidiger nieder, um als Zivilrechtler zu arbeiten. Nach sieben Jahren holt er Frau Santini aus dem Gefängnis ab, da er sich ihr sehr verbunden fühlt. Als sie ihren Mann aufsucht, um zu sehen wie er jetzt lebt, stellt sie fest, dass er mit der angeblich ermordeten Frau zusammen lebt.

Regisseur Eriprando Visconti wirft einen vernichtenden Blick auf ein Justizsystem, das sich im Laufe der Jahre eine gutsherrliche Attitüde angeeignet hat, die den Angeklagten zu einem Mittel zum Karrierezweck für aufstrebende Staatsanwälte degradiert. Exemplarisch führt Visconti die Konsequenzen bis zum bitteren Ende vor, indem er sich zum menschlichen Anwalt der Angeklagten Luisa Santini macht. Ihre persönliche Ohnmacht gegenüber dem Justizapparat Allein gegen das Gesetz verknüpft der Film mit ihrer zunehmenden Verzweiflung, die sich sowohl in emotionalen Ausbrüchen und geplanten Taten auf facettenreiche Weise manifestiert. So liegen die Sympathien zwar klar auf ihrer Seite, aber ein wenig ambivalent bleibt die Figur schon. Paola Pitagora spielt sie zwischen Lethargie und Tatkraft changierend. Das Fehlurteil hat Santini innerlich zerstört, während Ankläger Turrisi als Belohnung für seinen Erfolg aufsteigen konnte. Die darin liegende Tragik sowie die diametralen Auswirkungen eines Fehlverhaltens fügen sich zu einem ungemein dichten Drama zusammen. Mit letzter Kraft kämpfen Luisa Santini und ihr damaliger Assistenz-Verteidiger um die Integrität Santinis. Aber das Justizsystem besitzt in Viscontis bitterer Vision keine Selbstreinigungskraft, so dass die Verantwortlichen für das Fehlurteil mit aller Macht darum kämpfen, als Menschen ohne Fehl und Tadel dazustehen. Terence Hill überzeugt als stoischer Kämpfer, der auch im Angesicht der Übermacht niemals seine Ruhe verliert. Stattdessen vertraut er auf die Fakten, die zunehmend unangenehme Details zu Tage fördern. Ihm gegenüber steht ein gutsherrlicher Ankläger Turrisi, den Martin Balsam mit einer großspurigen Attitüde verkörpert, die seinen manipulativen Machtanspruch verdeutlicht.

Bildqualität

Allein gegen das GesetzWieder einmal hat Koch Media einen italienischen Film älteren Semesters in sehr guter Qualität veröffentlicht. Dank der gelungenen Restaurierung sind keine Verschmutzungen oder Bilddefekte zu sehen. Die Schärfe überzeugt durch klare Konturen und eine gute Detailwiedergabe. Die reduzierte Farbpalette des tragischen Films wurde ebenso sehr gut auf die DVD übertragen. Der gelungene Kontrast sorgt für ein plastisches Bild. Das leichte Hintergrundrauschen, das in dunklen Szenen etwas stärker auffällt stört kaum. Sonstige Rauschmuster treten nicht auf.

Tonqualität

Beide Mono-Spuren liefern klare und verständliche Dialoge, wobei die italienische Fassung etwas dumpfer ausfällt. Dafür wirkt die Synchronisation ein wenig künstlich. Die Musik kann sich wie die Dialoge verzerrungsfrei entfalten. Die Passagen, für die keine deutsche Synchronisation vorliegt, wurden deutsch untertitelt. Natürlich kann man auch den gesamten Film auf Italienisch mit deutschen Untertitel ansehen.

Extras

Die Featurette „Un Delitto di Provincia – Between the true and the false” (etwa 25 Minuten) besteht aus Interviews mit den Darstellern Adalberto Maria Merli und Paola Pitagora sowie Kameramann Marcello Gatti. Alle drei erinnern sich an die Dreharbeiten, äußern sich über Regisseur Eriprando Visconti und ordnen den Film aus Ihrer Sicht ein. Insgesamt eine recht hübsche Zusammenstellung, welche das Projekt ein wenig näher beleuchtet. Eine Bildergalerie und der Trailer runden das Bonusmaterial ab.

Fazit

„Allein gegen das Gesetz” beleuchtet mit Hilfe seines bedrückenden Dramas Missstände im Justizwesen. Dabei gelingt ihm eine emotional eindrucksvolle Schilderung der Verzweiflung, die sich bei der Hauptfigur immer stärker breit macht. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Il vero e il falso (Italien 1972)
Länge 95 Minuten (Pal)
Studio Koch Media
Regie Eriprando Visconti
Darsteller Terence Hill, Martin Balsam, Paola Pitagora, Adalberto Maria Merli, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DD 2.0 Mono Deutsch, Italienisch
Untertitel Deutsch
Extras Featurette „Un Delitto di Provincia – Between the true and the false”, Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 10 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut