Profession und Emotion

Agents Secrets

"Agenten sterben einsam" heißt ein Film mit Clint Eastwood, in dem es um ein Kommandounternehmen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg geht. Dieser eine Satz beschreibt vortrefflich das emotionale Dilemma, in dem sich Mitarbeiter der Geheimdienste befinden. Ihr Leben ist nicht echt, es ist ein einziges Scheinbild. Frédéric Schoendoerffer nimmt das emotionale Dilemma zum Anlass, um eine Agentengeschichte über zwei Menschen zu erzählen, die sich nicht innerhalb des Dilemmas einrichten wollen. Es beginnt mit einem Auftrag in Marokko. Der französische Geheimdienst schickt einige Agenten los, um ein Schiff zu versenken, das im Auftrag eines Geschäftsmannes Waffen nach Afrika schmuggeln soll. Mit dem Unternehmen soll dem Geschäftsmann klar gemacht werden, dass es besser ist, wenn er seine internationalen Beziehungen in Zusammenarbeit mit der französischen Regierung einsetzt und nicht nur auf eigene Rechnung arbeitet. Zunächst läuft alles reibungslos, aber dann taucht plötzlich ein Amerikaner auf, der die Agenten warnt, das Schiff zu versenken. Dennoch wird die Aktion durchgeführt. Auf der Rückreise nach Frankreich wird eine weibliche Agentin auf einem Schweizer Flughafen wegen Drogenschmuggels verhaftet und in Paris taucht plötzlich eine Killerin auf. Irgendetwas ist schief gelaufen. Die Leidtragenden sind jedoch die Agenten, nicht deren Vorgesetzte.
Vincent Cassel und Monica Belucci spielen die beiden Agenten, welche im Zentrum der Geschichte stehen. Die beiden Schauspieler sind auch im wirklichen Leben ein Paar. Das macht sich Regisseur Frédéric Schoendoerffer zu Nutze, indem er auf die natürliche Vertrautheit zwischen Belucci und Cassel setzt, die gar nicht anders können, als eine subtile Zuneigung zueinander zum Ausdruck zu bringen. Über dem professionellen Auftakt in Marokko schwebt stets der Duft der Liebe, den sich beide Agenten jedoch noch nicht eingestehen. Nicht nur der Amerikaner, welcher plötzlich auftaucht und über die Operation Bescheid weiß, ist ein Störfaktor, auch die Emotionalität baut eine stetige Spannung auf, die sich entlädt, als die Angelegenheit außer Kontrolle gerät. Cassels Figur fühlt sich verraten, weil seine Vorgesetzten falsch spielen. Nachdem Beluccis Figur im Gefängnis sitzt, werden Gefühle zur Triebfeder seines Handelns. Rache ist dabei ebenso wichtig, wie seine Liebe zu Belucci, die Schoendorfer bereits andeutet, indem er die beiden Agenten zur Tarnung während der Operation als Ehepaar auftreten lässt. Erst der Verrat der Vorgesetzten bringt das ans Tageslicht, was schon immer da war. Die Emotionslosigkeit beschwört die größten Emotionen herauf. Der Nebel der Professionalität hat sich gelichtet, um einer größeren und schöneren Kraft Platz zu machen. Die Liebe fordert ihr Recht, auch wenn das in einer unsicheren Zukunft münden kann.

Bildqualität

Verschmutzungen oder störende Bilddefekte sucht man bei der DVD vergeblich, dafür ist die Schärfe lediglich angenehm, gute oder sehr gute Werte erreicht sie nur selten. Vor allem die Konturen sind nicht so trennscharf, wie man es bei einem aktuellen Film erwarten kann. Die Farbpalette ist demgegenüber gut gelungen, auch der Kontrast leistet sich nur wenige Schwächen. Das leichte Hintergrundrauschen kann man verschmerzen.

Tonqualität

Der 5.1-Ton liefert eine gute Vorstellung im Rahmen der Möglichkeiten. Auch wenn es sich bei "Agents Secrets" um einen Agentenfilm handelt, spielen brachiale Actionszenen nur eine untergeordnete Rolle. So beschränkt sich die Tonkulisse weitgehend auf die vorderen Boxen und liefert hier saubere Arbeit. Die Dialoge sind klar und verständlich. Ab und an werden auch die hinteren Boxen mit in das Geschehen einbezogen.
Wirklich störend sind aber die fehlenden Untertitel. Es ist bereits bei englischsprachigen Filmen wenig gelungen, wenn Untertitel eingespart werden, immerhin ist Englisch aber Pflichtfach in der Schule. Bei anderen Sprachen handelt es sich um eine Weigerung, mit dem Medium DVD angemessen umzugehen. Liebe Constantin Film, wenn der Umsatz im ersten Quartal 2006 nach eurer Aussage gegenüber dem Vorjahresvergleich um 27 Prozent auf 72,3 Millionen gesteigert werden konnte, dann sollte auch ein bisschen Geld für Untertitel vorhanden sein. Ansonsten empfehle ich, in Zukunft die Finger von dem Medium DVD zu lassen, und wieder zur guten alten Videokassette zurückzukehren.

Extras

Das etwa 26minütige Making Of bietet Beiträge unterschiedlicher Qualität. Die Interviewschnipsel mit den Darstellern Vincent Cassel und Monica Belucci sowie dem Regisseur Frédéric Schoendoerffer gehen teilweise auf die Machart des Films und seine Interpretation des Angentenfilmgenres ein, teilweise bleiben sie recht oberflächlich. Darüber hinaus enthält das Making Of Filmausschnitte mit Originalton und Untertiteln sowie B-Roll-Material vom Dreh. Dabei sieht man unter anderem, wie der Autobahnunfall-Stunt gemacht wurde. Insgesamt ist das Making Of besser als die meisten Vertreter seiner Zunft.
Texttafeln zu einigen Darstellern und der Trailer runden die DVD ab.

Fazit

"Agents Secrets" erzählt die Geschichte zweier Geheimagenten, die nicht einsam sterben wollen. Verrat, Machtpoker und Liebe ergeben eine unvereinbare Mischung, die in einem Kampf zwischen Profession und Emotion mündet. Technisch ist die DVD vor allem deswegen unzureichend, weil fehlende Untertitel bei einem französischsprachigen Film dem Medium unwürdig sind. Das Bonusmaterial ist durchwachsen.

Stefan Dabrock

   
Originaltitel Agents Secrets (Frankreich 2004)
Länge 106 Minuten (Pal)
Studio Constantin im Vertrieb der Highlight
Regie Frédéric Schoendoerffer
Darsteller Vincent Cassel, Monica Belucci, André Dussollier, u.a.
Format 1:2,35 (16:9)
Ton DTS Deutsch, DD 5.1 Deutsch, Französisch
Untertitel -
Extras Making Of, Darstellerinformationen, Trailer
Preis ca. 15 EUR
Bewertung gut, technisch unzureichend