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rezensionen

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kurzrezension

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Ran an das Schwein!

Keiler – Der Menschenfresser

Keiler – Der Menschenfresser

Die effekthaschenden Werbesprüche auf dem Cover der Bluray („Dieses Monster-Schwein suhlt sich lieber in Blut und Eingeweiden als im Schlamm“, u.a.) sind grober Unfug, den man getrost vergessen kann. Das titelgebende Schwein tritt im Film zwar als tödliche Gefahr auf, nennenswerte Splattereffekte – und das suggeriert ein solcher Spruch – existieren aber nicht. Das tut einem vergnüglichen Seherlebnis auch keinen Abbruch, eventuell geschürten Erwartungen aber schon.

Der Tierhorror-Beitrag erfindet das Genre wahrlich nicht neu, kann sich aber auf eine erprobte Dramaturgie verlassen, um darin seine Variation erfolgreich durchzuspielen. In einem kleinen Dorf kommt es erst zu Leichenräubereien und dann zu neuen Todesfällen. Recht bald vermutet ein alter, inzwischen zurückgezogen lebender Jäger, dass ein wildes Tier verantwortlich ist. Der Bürgermeister des Dorfes, der bei verschiedenen Investitionsprojekten die Finger mit im Spiel hat, möchte keine negativen Schlagzeilen, da sie die Geschäfte gefährden könnten. Ein Team erfahrener Jäger soll deswegen Jagd auf das inzwischen als Wildschein identifizierte Tier machen, ohne dass besonderes Aufsehen erregt wird. Doch die kleine Truppe erschießt nicht das Schwein, das für die Todesfälle verantwortlich ist. Nach einem katastrophalen Zwischenfall, sieht sich der alte, inzwischen zurückgezogen lebende Jäger deswegen in der Pflicht. Gemeinsam mit einem aus Seoul versetzten Polizisten, einem weiteren Jäger, einer Biologiestudentin und einem erfahrenen Ermittler machen sie sich auf den Weg in den Wald.

Zu Beginn des Films mahnen Bilder den rücksichtslosen Umgang des Menschen gegenüber der Natur an. „Keiler – Der Menschenfresser“ nimmt sich sehr ernst, wenn es um den Überbau geht, mit dem das Werk konstruiert wurde, das aus einer kritischen Haltung gegenüber einem respektlosen Naturverständnis entstanden ist. So naiv und absurd die Verbindung aus einem gedankenlosen Umgang mit dem Lebensraum und dem Auftauchen eines rasenden Wildschweins letztlich auch ist, so präsent bleibt die dahinter stehende Idee, die auch im amüsanten Genreformat überlebt. Denn sie trifft auf ein groteskes Figurenpanoptikum, dessen oftmals lächerliche Aktionen der Natur die Rolle der Würde überlässt. Das tiefe Misstrauen Keiler – Der Menschenfresser gegenüber Autoritäten, das in der südkoreanischen Gesellschaft verankert ist, offenbart sich in der Figur der Bürgermeisters sowie des dörflichen Polizeichefs. Während der Bürgermeister alle Gefahr grimassierend verharmlost und so mehr als einmal zu einer Karikatur wird, erweist sich der Polizeichef als unfähiger Feigling, der schon am Anfang als Trottel eingeführt wird, wenn er eine Frauensilhouette beim Duschen beobachtet, während ihn eine Gruppe Dorfbewohner anstarrt, ohne dass er es zunächst merkt. Zwei Biologiestudenten, die in der Gegend kampieren, um das Riesenwildschwein zum Beweis auf Video zu bannen, wirken mit ihrer hektischen Art sowie den Kabbeleien untereinander auch nicht gerade besonders souverän.

Einzig der versetzte Polizist und ein ziviler Ermittler tragen etwas weniger karikaturartige Züge, während der alte, inzwischen zurückgezogen lebende Jäger ohnehin die klassische Rolle des weisen Mahners ausfüllt. Statt einer Dämonisierung der Figuren sorgt eine Absurdisierung der jeweiligen Charaktere für eine mit Dummheit angefüllte Atmosphäre. Ihre Haltung der Profitgier vor Gefahrenabwehr oder ihr gedankenloser Umgang mit der Natur wird der Lächerlichkeit preisgegeben. Sie sind Tore, eigentlich keine Macht haben sollten, aber tragischerweise genau an verantwortlicher Stelle sitzen.

„Keiler – Der Menschenfresser“ nimmt sich die Zeit, um mit kleinen Dorfepisoden die Szenerie zu fassen. Im Kontrast dazu stehen die Attacken des Wildschweins, die zwar nicht sehr explizit ausgestaltet sind, aber mit Hilfe eines sehr effektvollen Tondesigns sowie einer derben Grundhaltung eine gewisse Härte ausstrahlen. Wenn eine hilflos am Boden liegende Frau von dem Tier mit schmatzendem Geräusch so schnell weggezogen wird, dass die Kraft des Schweins spürbar ist, dann ist der Spaß vorbei. Die Attacken steigern sich im Laufe der Handlung, bis es schließlich zur finalen Jagd kommt, die mit gutem Gespür für die jeweiligen Orte in Szene gesetzt wurde. Fallen, eine Höhle und eine alte Industrieanlage spielen darin eine entscheidende Rolle, um das Tempo hoch zu halten. Hier gibt Regisseur Jeong-won Shin richtig Gas, so dass der Film trotz seiner simplen Handlung die gut zweistündige Laufzeit ohne Schwierigkeiten ausfüllt. Das liegt auch an der schicken Kameraarbeit, die den Film in eine edle Optik taucht.

Bildqualität

Keiler – Der Menschenfresser

Das Bild der Bluray überzeugt mit einer scharfen Konturenzeichnung bei Nahaufnahmen, während übrige Bildelemente etwas weich wirken. Letzteres liegt auch an einem Detailreichtum, der nur im Mittelfeld liegt. Insgesamt macht die Schärfe aber eine gute Figur. Die Farben sind kräftig und geben die visuelle Konzeption des Films gut wieder. Der Kontrast macht eine gute bis ordentliche Figur. Gelegentliches Rauschen stört nicht sonderlich.

Tonqualität

Die DTS-HD-Master-5.1-Tonspuren verfügen über eine druckvolle Kulisse, welche die intensiven Geräusche des Keilers ebenso präzise wiedergibt wie die einzelnen Elemente gut für alle Lautsprecher abgemischt wurde. Sowohl die Musik als auch einzelne Geräusche nutzen immer wieder die hinteren Lautsprecher. Während der koreanische Originalton auch die Dialoge souverän integriert, wirken diese bei der deutschen Synchronisation sehr künstlich, weil deutlich von den restlichen Geräuschen abgetrennt. Hinzu kommt, dass die Qualität der Sprecher zu wünschen übrig lässt.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus Interviews mit drei Darstellern (etwa vier Minuten), die aufgrund entsprechend gestellter Fragen nur uninteressante PR-Inhalte zum Besten geben, einem Making Of (etwa fünf Minuten), das hauptsächlich aus unkommentiertem, aber immerhin deutsch untertiteltem B-Roll-Material vom Dreh besteht, und dem Trailer.

Fazit

„Keiler – Der Menschenfresser“ gibt die gedankenlose, der Natur gegenüber respektlose Mentalität einiger Menschen der Lächerlichkeit preis, so dass sie als Torheit am Pranger steht. Das karikaturartige Komödientheater steht im Kontrast zu den zwar nicht expliziten, in ihrer Haltung aber sehr derben Keilerszenen. Daraus entsteht ein Spannungsverhältnis, das den Film bis zum temporeichen Finale trägt. Technisch ist die Bluray gut, wenn man die deutsche Synchronisation nicht beachtet.

Stefan Dabrock

20.01.2010

   
Originaltitel Chaw (Südkorea 2009)
Länge 122 Minuten (24p)
Studio Ascot Elite
Regie Jeong-won Shin
Darsteller Tae-woong Eom, Jae-moon Yoon, Yu-mi Jeong, Hang-seon Jang, Hyeok-kwon Park, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton DTS-HD-Master 5.1 Deutsch, Koreanisch
Untertitel Deutsch
Extras Making Of, Interviews, Trailer
Preis ca. 18 EUR
Bewertung gut, technisch gut, lässt man die deutsche Synchronisation außer acht