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rezensionen

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kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Flackerndes Recht

Convoy Busters

2 DVDs

Convoy Busters

Unter Freunden härterer Polizeifilme italienischer Spielart gilt Maurizio Merli als Genreikone, weil er in seinen Filmen oftmals kompromisslose Kommissare verkörperte. Den Verbrechern rückte er dabei gerne mit Methoden zu Leibe, die nichts mit den Regeln zu tun haben, die gemeinhin für einen rechtsstaatlichen Polizeiapparat gelten. Am Ende seiner Einsätze waren viele der mutmaßlichen Kriminellen tot oder sie wurden bei Verhören körperlich gezüchtigt, um endlich auszusagen. In „Convoy Busters“ spielt Merli ebenfalls einen solchen „Gesetzeshüter“ und doch ist am Ende alles ein bisschen anders.
Zunächst verbeißt sich Kommissar Olmi (Maurizio Merli) in einen Fall, der bis in hohe Beamtenkreise der römischen Gesellschaft reicht. Doch das bekommt ihm nicht besonders gut, da er gegen den Einfluss der Mächtigen hilflos ist. Auch seine ruppigen Methoden, mit denen er nebenbei ein paar andere Kriminelle zur Strecke bringt, kann er hier nicht gewinnbringend anwenden. Als Merli sich schließlich in seiner losgetretenen Spirale der Gewalt verheddert und einen Unschuldigen über den Haufen schießt, lässt er sich in eine ruhige Kleinstadt am Meer versetzen. Normalerweise ist dort nichts los, aber Merli stößt mit seinem durchaus vorhandenen Instinkt für kriminelle Machenschaften schnell in ein kleines Wespennest. Es geht um brisante Schmugglerware. Mit sauberer Polizeiarbeit versucht Merli, der Bande das Handwerk zu legen.

Ungefähr die erste Hälfte des Films präsentiert einen typischen Merli, der für seine Prügel- und Schießwütigkeit zwar immer wieder Kritik einstecken muss, aber letztlich nur mit halbherzigen Strafmaßnahmen konfrontiert wird. Kommissar Olmi glaubt, dass seine Waffe und seine schlagkräftigen Hände die richtigen Werkzeuge sind, um das Gesetz durchzusetzen. Aber so simpel bleibt es nicht. Als Olmi in der Kleinstadt am Meer angekommen ist, entlädt er in einer Schlüsselszene seine Waffe und legt sie in den Schreibtisch der muffigen Amtsstube. Dass dies nicht etwa alleine im Glauben geschieht, an seinem neuen Einsatzort gebe es ohnehin kein Verbrechen, zeigt sich später, wenn er mit sauberer Ermittlungsarbeit den Schmugglerfall lösen will. Olmi hat seinen fragwürdigen Methoden aus Verhörgewalt und blindwütigen Schießeinlagen abgeschworen.
Diese überraschende Entwicklung wird im folgenden auf die Probe gestellt, weil die Verbrecher natürlich keinen Grund haben, ihre Skrupellosigkeit ebenfalls zugunsten einer gemäßigteren Gangart aufzugeben. Es ist ausgesprochen reizvoll, Olmi zu beobachten, wie er Hinweise aufnimmt, Spuren verfolgt und der Bande immer weiter auf die Pelle rückt. Der „neue“ Olmi ist letztlich erfolgreicher als der alte, weil er Zusammenhänge viel genauer aufdeckt. In der ersten Hälfte des Films hat sich Olmi die Chance, den Hauptverdächtigen zu fangen, schließlich auch Convoy Busters durch seine Staub aufwirbelnde Art verbaut.
Aus der Konfrontation eines gezügelten Olmi mit brutalen Gangstern entwickelt sich eine spannende Auseinandersetzung um die Oberhand, bei der Fragen nach wirkungsvollen wie angemessenen Methoden der Polizeiarbeit aufgeworfen werden. Olmi agiert innerhalb eines moralischen Dilemmas, das nicht aufgelöst wird. Denn am Ende spitzt sich die Situation so zu, dass der geläuterte Olmi an seine Grenzen stößt. Dabei bleibt offen, ob es grundsätzlich Situationen gibt, in denen nur noch die Stärke der Waffe ein größeres Blutbad verhindert, oder ob Olmi die entscheidenden Fähigkeiten nicht besitzt, um diese Situation gar nicht erst entstehen zu lassen.
Und so wirkt „Convoy Busters“ trotz seiner an der Oberfläche eindeutig markig inszenierten Art erstaunlich differenziert.

Bildqualität

Convoy Busters

Das Bild der DVD ist in Ordnung, allerdings muss man mit etwas ausgebleichten Farben und einer leicht verwaschenen Optik leben. Das gilt vor allem für die Totalen. Nahaufnahmen sehen erwartungsgemäß schärfer und detailreicher aus. Der Kontrast ist grundsolide.

Tonqualität

Der italienische Ton macht eine sehr ordentliche Figur, bekommt man doch verzerrungsfreie und verständliche Dialoge sowie eine sehr ansprechende Musikwiedergabe geboten. Die deutsche Fassung klingt demgegenüber nicht so voll, weil die Höhen nicht ganz so sauber klingen. Aber auch hier ist das Ergebnis vollkommen in Ordnung. Der englische Ton ist ebenfalls gut anhörbar, wenn man den Stil englischer Synchronisationen mag.

Extras

In fünf Interviews erinnern sich Weggefährten an Maurizio Merli. Die Gesprächspartner zeichnen dabei ein spannendes Bild des italienischen Darstellers, dessen Facetten als Vater, Freund und Kollege zwischen Anekdoten, Professionalität und Emotionalität sichtbar werden. Die Interviews mit Merlis Sohn Maurizio Matteo Merli, dem Journalisten Eolo Capacci, dem Darsteller Enio Girolami und dem Regisseur Enzo G. Castellari dauern zwischen 15 und 22 Minuten. Eine Ausnahme bildet Regisseur Ruggero Deodato, der nur gut sechs Minuten erzählt.
Trailer zum Film und eine Bildergalerie gehören ebenso zum Bonusmaterial wie die auf einer Extra-DVD enthaltene „Alternative Deutsche Fassung“, die kürzer und anders geschnitten ist.
Im 8-seitigen Booklet ist ein Text von Michael Cholewa mit einer etwas anderen als hier geäußerten Sicht auf „Convoy Busters“ sowie steilen Thesen zur grundsätzlichen Frage der Gewaltrezeption enthalten.

Fazit

„Convoy Busters“ ist nicht der schlichte Haudrauf-Polizeifilm, in denen Maurizio Merli sonst gerne auftrat, sondern ein vergleichsweise erstaunlich differenzierter Film. Denn die Frage, inwieweit Polizeigewalt jenseits moralischer Erwägungen überhaupt geeignet ist, um Verbrechen sinnvoll zu bekämpfen, trifft auf einen von Merli verkörperten Kommissar Olmi, der auch selbst am Dilemma seiner eigenen Rolle zu verzweifeln droht. Technisch ist die DVD in Ordnung.

Stefan Dabrock

25.11.2014

   
Originaltitel Un Poliziotto scomodo (Italien 1978)
Länge 96 Minuten (Pal)
Studio filmArt
Regie Stelvio Massi
Darsteller Maurizio Merli, Olga Karlatos, Massimo Serato, Mario Feliciani, Nello Pazzafini, Mimmo Palmara, u.a.
Format 1:1,85 (16:9)
Ton Mono Italienisch, Englisch, Deutsch
Untertitel Deutsch
Extras Alternative deutsche Fassung, Interviews, Trailer, 8-seitiges Booklet
Preis ca. 21 EUR
Bewertung gut, technisch in Ordnung