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rezensionen

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03.03. Die weiße Mafia
16.02. Das Mädchen mit den schwarzen Strümpfen
11.02. Im Dutzend zur Hölle
28.01. Die Engel von St. Pauli
21.01. Die Todeskralle des grausamen Wolfes
06.01. Die Mörderklinik
12.12. Paul Temple: Jagd auf Z
27.11. Die drei Supermänner räumen auf
30.10. Die Heuchler
10.10. X 312 … Flug zur Hölle...
03.10. Das Todeslied des Shaolin
15.09. Der Koloss von Konga
26.08. Das Omen des Bösen
11.08. Menschen im Hotel
06.08. Mädchen: Mit Gewalt

kurzrezension

09.11. Return of the Warrior
30.05. Iron Sky - Director's Cut (blu-ray)
21.05. Captain Invincible oder „Wer fürchtet sich vor Amerika?“
22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

blu-ray

Die Freiheit der Macht

Mit stahlharter Faust

Mit stahlharter Faust

Die abenteuerlichen Geschichten der amerikanischen Cowboyfilme spielen im Grenzland zwischen der Zivilisation und der Freiheit des Wilden Westens. Die Helden des Genres müssen sich stets mit den konfliktreichen Verhältnissen auseinandersetzen, die durch die Eroberung des Landes einhergehen. Dabei stellen sich moralische Fragen der Integrität. Der vielschichtige Western „Mit stahlharter Faust“ aber zeigt, dass die Grenze zwischen Wildheit und Ordnung unabhängig von vordergründiger Zivilisation und Anarchie ein universeller Bestandteil menschlichen Zusammenlebens ist.
Der erfahrene Cowboy Dempsey Rae (Kirk Douglas) nimmt den naiven Jungspund Jeff Jimson (William Campbell) unter seine Fittiche. Beide heuern in einem Wildwestkaff auf der Triangle-Ranch an, für die Vorarbeiter Strap Davis (Jay C. Flippen) verantwortlich ist. Die riesige Rinderherde des landwirtschaftlichen Betriebs sorgt jedoch für spürbare Spannungen zu den übrigen Ranchern, die deutlich weniger Tiere besitzen. Das Gras auf dem freien Land reicht kaum noch aus, um alle Rinder zu versorgen. Da die kleinen Viehzüchter unter die Räder zu geraten drohen, wollen sie einen Teil der Prärie mit Stacheldraht einzäunen, um dort wertvolles Futter als Wintervorrat wachsen zu lassen. Dempsey hasst den Stacheldraht, weil er damit schlechte Erfahrungen gemacht hat und durch die Stahldornen die Freiheit beschränkt wird. So stellt er sich zunächst in den Dienst der neuen Triangle-Besitzerin Reed Bowman (Jeanne Crain), für die er zusätzlich entflammt ist. Als diese aber noch mehr Rinder auf das Land treiben lässt und zu brutalen Maßnahmen gegen ihre Konkurrenten bereit ist, kommen Dempsey Zweifel, während Jeff der Triangle treu bleibt.

Der zentrale Konflikt in King Vidors „Mit stahlharter Faust“ hat zunächst sehr viel mit der fortschreitenden Landnahme zu tun. Die kleinen Rinderzüchter haben als Pioniere für die Eroberung des Wilden Westens gekämpft. Ihr Verdienst ist die Kultivierung des Landes, ihr Lohn eine bescheidene, aber angenehme Existenz im Einklang mit den Ressourcen. Demgegenüber ist Reed, die neue Besitzerin der Triangle, eine Jungrancherin aus dem Osten, die sich nicht nur ins gemachte Bett legt, sie führt auch einen frühen großindustriellen Stil ein. Sie profitiert von der Landnahmearbeit der kleineren Konkurrenten, ohne diese zu achten, ist aber nur Teil einer konsequenten Weiterentwicklung. Dabei pocht sie auf das Diktat der Freiheit ohne Zäune, um mit dem ehernen Wert eines jeden Westernhelden ihre Stacheldraht-Konkurrenten zu diskreditieren. Prominent setzt Kameramann Russell Metty die sanften Wellen Mit stahlharter Faust der Prärie in ein goldenes Licht, um deren Weite als Schönheit zu feiern. Angesichts solcher Bilder muss die Vorstellung einer Zerschneidung mit Stacheldraht wie ein brutaler Eingriff wirken, zumal dann auch noch ein Cowboy beim Ausritt darin hängen bleibt und böse Verletzungen davon trägt.
Aber so einfach ist die Welt in Vidors Westernklassiker nicht. Die scheinbar moralisch einwandfreie Position Reeds bekommt nicht nur Risse, weil Jeanne Crain die Rancherin als kaltblütig berechnenden Menschen mit Angst einflößendem Blick anlegt, auch ihr Freiheitsbegriff wirkt zunehmend schal. Denn Reed propagiert ihn nur, weil sie davon profitiert. Mit ihrer Rinderübermacht braucht sie nicht nur das ganze Land, sie kann es auch beherrschen, wenn es ohne Zügelung frei zugänglich ist. Dempsey begreift die fatale Wirkung einer zu einfach verstandenen Bedeutung des Wortes Freiheit erst recht spät. Als tragischer Held bündelt er die Dramen des Films, die sich in konfrontativen Wortgefechten zuspitzen. Seine innere Unentschlossenheit lässt lange Zeit kein Duell zu, stattdessen spiegelt sie das labile Gleichgewicht wieder, das jederzeit zu kippen droht. So entsteht vor malerischer Kulisse eine dramatische Spannung aus innerer Zerrissenheit und äußerem Widerstreit.

Am bemerkenswertesten ist die zeitlose Relevanz der Erzählung, deren Konfliktlinie nicht zwischen konservativer Landidylle und progressivem Fortschritt, sondern zwischen rücksichtslosem Machtkalkül und Respekt vor Anderen verläuft. Deswegen kann sich die Sicht auf den Stacheldraht als Teil einer fortschrittlichen Weiterentwicklung wandeln, während die zukunftsorientierte Wirtschaftsweise der neuen Rancherin Reed in ein schlechtes Licht gerückt wird. Sie pervertiert die Freiheit als Unterdrückungsinstrument und plant, wie sie selbst in einer Szene sagt, das Land auszusaugen und nach maximalem Profit weiterzuziehen. Diese Fragestellungen spielen im Umgang der Menschen miteinander stets eine Rolle. Zivilisation existiert nicht ohne Respekt und Freiheit kann bei einem schlichten Verständnis zu Unfreiheit führen. Das Grenzland des Westerns existiert noch immer, nur ist es nicht mehr so leicht zu sehen.

Bildqualität

Mit stahlharter Faust

„Mit stahlharter Faust“ sieht auf der Bluray besser aus, als manch aktueller Film. Klare Konturen und zahlreiche Details paaren sich mit einer warmen Bildsprache zu einem ästhetisch ausgewogenen Bild. Bei den Landschaftsaufnahmen muss man in Sachen Schärfe natürlich Abstriche machen, aber das schmälert ihre eindrucksvolle Wirkung nicht. Störend sind nur die leichten, gelegentlich an Konturen auftretenden Grünschimmer. Die kräftige Farbgebung und der ausgewogene Kontrast überzeugen demgegenüber.

Tonqualität

Die 2.0-Mono-Tonspuren verfügen über gut verständliche Dialoge ohne nennenswerte Verzerrungen. Auch die Musik kommt gut zur Geltung. Beim deutschen Ton ist allerdings ein deutlich vernehmbares Hintergrundrauschen zu hören.

Extras

Das Bonusmaterial besteht aus einer Bildergalerie und einem vom Label selbst erstellten Trailer. Im vierseitigen Booklet geht es um einzelne Motive des Films und seine Stellung innerhalb des Genres.

Fazit

„Mit stahlharter Faust“ ist eine vielschichtige Gesellschaftsparabel, bei der es nur vordergründig um einen Konflikt zwischen Ranchern, in Wirklichkeit aber um moralische Fragen der Gesellschaftsorganisation geht. Technisch ist die Bluray gut.

Stefan Dabrock

25.03.2014

   
Originaltitel Man Without a Star (USA 1955)
Länge 89 Minuten (24p)
Studio explosive media
Regie King Vidor
Darsteller Kirk Douglas, Jeanne Crain, Claire Trevor, William Campbell, Richard Boone, Jay. C. Flippen, Myrna Hansen, Mara Corday, Eddy Waller, Sheb Wooley, u.a.
Format 1:2,00 (16:9)
Ton 2.0 Mono Deutsch, Englisch
Untertitel -
Extras Bildergalerie, Trailer
Preis ca. 17 EUR
Bewertung sehr gut, technisch gut