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rezensionen

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kurzrezension

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22.04. True Justice: Angel of Death – Der Todesengel (blu-ray)

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Die besten Horrormotive

Die Nacht der blutigen Wölfe

Die Nacht der blutigen Wölfe

Die spanische Horrorfilm-Ikone Paul Naschy bleibt auch nach seinem Tod im Jahr 2009 in lebendiger Erinnerung. Denn seine Filme können sich zumindest teilweise sehen lassen. Für „Die Nacht der blutigen Wölfe“ schrieb Naschy ein Drehbuch, bei dem er so selbstsicher durch unterschiedliche Gruselfilmmotive der Kulturgeschichte pflügte, dass jeder Anhänger postmoderner Genrepuzzles seine helle Freude daran haben könnte. Das schöne an „Die Nacht der blutigen Wölfe“ ist aber, dass die Handlung trotz des Sammelsuriums an Vorbildern so selbstverständlich geschlossen wirkt, als habe sich Naschy alles selbst ausgedacht. Die Hauptrolle hat der Spanier zusätzlich übernommen.
Auf einer Party im London der frühen 1970er Jahre macht die Legende vom Wolfsmann die Runde, der sich in Vollmondnächten vom gewöhnlichen Menschen in eine reißende Bestie verwandelt. Bei den Gastgebern Imre (José Marco) und Justine (Shirley Corrigan), die vor einer Reise in Imres rumänisches Heimatdorf stehen, machen solche Erzählungen aber keinen großen Eindruck. Erst die gespenstische Atmosphäre der kargen, transsylvanischen Berglandschaft beunruhigt Justine etwas, als sie mit ihrem Mann per Auto unterwegs ist. Aber Imre lässt sich weder von einer Panne und der nahenden Dunkelheit noch von den mahnenden Worten des Gasthausbesitzers (Barta Barri) beeindrucken. Der rät mit Berichten über einen seltsamen Bewohner des dunklen Schlosses vom Besuch des alten Friedhofs ab, auf dem Imres Verwandtschaft liegt. Imre muss seine Tollkühnheit schließlich mit dem Leben bezahlen, ohne dass allerdings der angeblich gefährliche Schlossbewohner Waldemar Daninsky (Paul Naschy) etwas damit zu tun hat. Daninsky rettet stattdessen Justines ebenfalls bedrohtes Leben. Als sie Waldemars tragische Natur zwischen Mensch und Wolf erkennt, reist sie mit ihm nach London, damit ihr Bekannter, Dr. Jekyll (Jack Taylor), Waldemar heilt.

Es ist wahrhaftig beeindruckend, auf welch absurde und gleichzeitig souveräne Weise Paul Naschy mit unterschiedlichen Gruselfilmmotiven spielt. Der anfangs eingeführte Wolfsmann wird in den transsylvanischen Bergen zunächst zugunsten ungemütlicher Vampirandeutungen seitens der Dorfbewohner ad acta gelegt, bis sich das Blutsaugergeschwätz tatsächlich als solches erweist. Die Gefahr lauert ganz woanders. Beide Mythologien passen aber hervorragend zur unwirtlichen Berglandschaft, in der Braun- und Grautöne dominieren. Zwischen dem Versprechen auf Kreaturen jenseits der Logik und der visuellen Gestaltung des Films entsteht ein festes Band des Grauens, bis Naschy den Schrecken weiter steigert. Die Gewalt gegenüber Imre und Justine geht nicht von denjenigen aus, vor denen gewarnt wird. Umso grauenhafter wirkt der Mord an Imre. Die größte Bestie ist der Mensch selbst.
Das setzt sich auch nach der Flucht von Waldemar (in der deutschen Fassung heißt er Walter) Die Nacht der blutigen Wölfe und Justine ins düstere London fort. Denn Dr. Jekyll versucht Waldemar zu heilen, indem er der Wolfspersönlichkeit die umso stärkere Identität des brutalen Triebmenschen Mr. Hyde entgegenstellt. Hyde soll auf Waldemar übertragen werden, damit der Wolfsmensch in Waldemar zurückgedrängt wird. Jetzt gesellt sich zur Vampir- und Wolfsmannthematik Robert Louis Stevensons „Jeckyl und Mr. Hyde“ hinzu, ohne dass ein erzählerischer Bruch entsteht. Denn Drehbuchautor Paul Naschy und Regisseur León Klimovsky lassen Jack Taylor in der Rolle des Dr. Jekyll den aberwitzigen Therapieversuch mit heiligem Ernst vortragen und ausführen. So verleihen sie der Absurdität eine nahezu würdevolle Normalität, mit der das zusammengehalten wird, was bei völlig grotesker Überzeichnung auseinanderbrechen würde.
Gleichzeitig entsteht durch die stimmungsvolle Ausleuchtung, die düsteren Drehorte mit ihren einsamen Ecken und die immerwährende Rückführung der Gewalt auf den Menschen eine zunehmend unangenehme Atmosphäre. „Die Nacht der blutigen Wölfe“ ist bei allem Unterhaltungsfaktor ein grimmiger Film geworden, der ganz hinterrücks den Menschen in seinen düsteren Abgründen zeigt.

Bildqualität

Die Nacht der blutigen Wölfe

Die DVD präsentiert den Film mit guter Schärfe, die lediglich bei den Landschaftsaufnahmen und bei manchen Schwenks schwächer ausfällt. Ansonsten kann man sich angesichts klarer Konturen und einem akzeptablen Detailgrad nicht beschweren. Die düsteren Grau- und Brauntöne sowie die teilweise kräftigen, warmen Farben der Innenraumszenen kommen gut zur Geltung. Nennenswerte Defekte gibt es nicht. Ein gelungener Transfer.

Tonqualität

Die Tonspuren klingen ordentlich. Beim ungefilterten deutschen Ton tritt das Hintergrundrauschen stärker in den Vordergrund als bei der gefilterten Variante, bei der kaum noch etwas davon zu hören ist. Gut verständlich sind beide Fassungen, wobei die gefilterte Variante besser klingt. Der spanische Monoton kaum Hintergrundrauschen auf und die Dialoge machen einen leicht dumpfen Eindruck. Die Verständlichkeit ist aber auch hier gegeben.

Extras

Die „Unclothed Version“ des Films ist ein zeittypisches Dokument. Denn damals war es bei manchen europäischen Horror- und Gruselfilmen üblich für die Märkte, in denen es etwas freizügiger zugehen durfte, auch eine Version zu drehen, bei der mehr nackte Haut – vorzugsweise bei den Darstellerinnen – zu sehen ist. Das gilt hier für die Szenen, in denen Hyde oder der Wolfsmensch seine Attacken verübt. Dieses Material wurde allerdings aus einer anderen Quelle eigefügt, sodass die Bildqualität der „Unclothed Version“ bei den entsprechenden Szenen etwas schlechter wird.
Wer lieber die züchtige Variante des Films gucken, aber schließlich noch einen Blick durchs Schlüsselloch wagen will, der kann sich alle Szenen mit nackter Haut auch in der komprimierten, gut siebenminütigen Zusammenstellung „Unclothed Szenen“ ansehen.
Der deutsche Vorspann ist ebenfalls auf der DVD enthalten.

Fazit

„Die Nacht der blutigen Wölfe“ präsentiert sein absonderliches Szenario aus Vampir, Wolfsmensch und Mr. Hyde inklusive abstruser, pseudowissenschaftlicher Thesen mit so ernsthafter Note, dass der Coup aufgeht. Spannung, Unterhaltung und düstere Atmosphäre verbinden sich zu einem bemerkenswerten Filmerlebnis. Technisch ist die DVD gut.

Stefan Dabrock

26.01.2014

   
Originaltitel Doctor Jekyll y el Hombre Lobo (Spanien 1972)
Länge 82 Minuten (Pal)
Studio Motion Picture
Regie León Klimovsky
Darsteller Paul Naschy, Shirley Corrigan, Jack Taylor, Mirta Miller, José Marco, Luis Induni, Barta Barri, u.a.
Format 1:1,66 (16:9)
Ton Mono Deutsch (gefiltert), Deutsch (ungefiltert), Spanisch
Untertitel Deutsch
Extras Unclothed Version, Unclothed Szenen, deutscher Vorspann
Preis ca. 27 EUR
Bewertung gut, technisch gut